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  • AutorenbildUlrike

Deine Liebe bleibt

Mein Alltag schenkt mir einen vielfältigen, bunten Strauß an Blogthemen. Offensichtliche, drängende und auch stille, leise, etwas verborgene. Ein Telefongespräch von neulich Montagmorgen liefert den Inhalt für heute.


Gerade habe ich mich aus dem warmen Bett geschubst und gehe in Gedanken meinen Tag durch. Erst zur Arbeit, dann direkt zur Physiotherapie, nochmal zur Arbeit zwecks Austausch mit meiner Kollegin, nach Hause fahren und einen ruhigen Nachmittag verbringen. Das Wochenende war anstrengend und ich hole gerne am Montag etwas Ruhe nach. Da klingelt das Telefon. Am anderen Ende der Leitung meldet sich die nette Dame von der Rezeption meiner Physiotherapiepraxis: „Der Termin heute Mittag kann leider nicht stattfinden.“ - Ach ja, denke ich kurz, da ist mein Therapeut wahrscheinlich krank geworden und sage: „Naja, das kann ja mal passieren…“ – Sie unterbricht mich und sagt laut und deutlich: „Nein, das kann nicht einfach so passieren. Er ist am Wochenende plötzlich verstorben“ – WAAAS??!! Mir verschlägt es die Sprache und eine kleine Weile später höre ich mich sagen: „ Das schockt mich jetzt – mir fehlen die Worte. Wie furchtbar! Und das müssen sie jetzt so vielen Menschen erzählen…viel Kraft dafür. Ich melde mich persönlich in ein paar Tagen.“


Die Montagsidylle war dahin. Den ganzen Tag versuchte ich zu realisieren, was da gerade passiert ist. Ein Mensch ist plötzlich und unerwartet aus der Mitte seiner Mitmenschen gegangen. Es schießen mir Gedanken durch den Kopf. Was ist passiert? Wie geht es seinem Ehemann? Unfassbar… Letzte Woche sprachen wir noch über unser Alter. Er war im selben Jahr geboren wie ich. Seit ungefähr 4 ½ Jahren gehe ich regelmäßig zur Behandlung und hatte einen regen Austausch, vor allem über Themen des Glaubens und unserer jeweiligen eigenen Überzeugungen und Spiritualität.

Er war ein durch und durch authentischer Christ, der sich Zeit seines Lebens immer weiterentwickelt hat. Vom Katholizismus – er wollte mal Mönch werden - über den Alt-katholisch-keltischen Glauben bis hin zu seiner ganz eigenen Überzeugung. Ein Forschender und stets Suchender, der mir immer wieder Fragen stellte und sich nach meiner Sicht der Dinge erkundigte. Seine Mission war, die Liebe Gottes den Menschen zu zeigen. Durch Krisenbegleitung, eigene Gottesdienste, Taufen, Beerdigungen und Hochzeiten und auch mit alltäglichen Dingen, wie Ernährungs- und Gesundheitsberatung. Mit seinem Mann zusammen wollte er in absehbarer Zeit in die Berge umziehen, um dort einen Ort des Rückzugs, der Stille und der Einheit mit der Schöpfung zu schaffen. Aus unseren (Physio-) Therapie-Gesprächen weiß ich, dass er keine Angst vor dem Tod hatte: „Dann ist alles Liebe“.


Jetzt ist alles anders! Wie schnell kann das gehen, dass alle Pläne, alle Vorhaben zerplatzen und Gewohntes nicht mehr da ist. Für einen Moment, so scheint des mir, bleibt die Zeit stehen. In diesem Vakuum finde ich Zeit zum Nachdenken und Fragenstellen. Was ist das, diese bestimmte Zeit, die wir Menschen auf dieser Erde leben, die uns geschenkt wird, mir und dir und die irgendwann zu Ende ist? Was mache ich mit dieser geschenkten Zeit? Wie verbringe ich sie? Mit Nützlichem oder eher verschwenderisch mit total unnützem Zeitvertreib? Wieviel Zeit habe ich noch? Kann ich meine Wünsche und Träume noch zu Plänen schmieden? Darf ich die Umsetzung erleben?


Ist wirklich alles anders? In der momentanen Betroffenheit, ganz klar - JA! Schnell wird mir klar, jetzt brauche ich Anker. Anker, die aus meinem Glauben und meiner Hoffnung geschmiedet sind. Anker, die meine Trauer, meine Fragen und meine Unsicherheit aushalten und mich stärken!



Anker eins: Glaube

Hört! Jemand sagt zu mir: »Sprich zu den Menschen!« »Was soll ich ihnen denn sagen?«, frage ich. Sag: Die Menschen sind wie das Gras, und ihre Schönheit gleicht den Blumen… (Jesaja 40,6)
Du reißt die Menschen hinweg, sie verschwinden so schnell wie ein Traum nach dem Erwachen. Sie vergehen wie das Gras. (Psalm 90,5)
Du wirst dir dein Brot mit Schweiß verdienen müssen, bis du stirbst. Dann wirst du zum Erdboden zurückkehren, von dem ich dich genommen habe. Denn du bist Staub von der Erde, und zu Staub musst du wieder werden! (1.Mose 3,19)

Wir Menschen sind Gottes Schöpfung und seit Adam und Eva mit der Endlichkeit unseres Lebens vertraut.

Anker zwei: Liebe

Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben. (Johannes 3,16)
Denn ich bin ganz sicher: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Dämonen, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch irgendwelche Gewalten, weder Hohes noch Tiefes oder sonst irgendetwas auf der Welt können uns von der Liebe Gottes trennen, die er uns in Jesus Christus, unserem Herrn, schenkt. (Römer 8,38+39)

Es ist so wunderbar, dass Gottes Liebe immer da ist! Wir können uns darauf verlassen, uns geliebt fühlen. Das ist für mich ein wahrer Lichtblick in dieser traurigen Zeit.


Anker drei: Hoffnung

Es gibt so viele Bibelstellen aus denen Gott zu mir spricht und mir Hoffnung und Zuversicht schenkt. Habt ihr eine Lieblings-Hoffnungs-Stelle? Tief in mir drin tauchen Versbruchstücke auf, und wenn ich dann den Ursprung in einem Bibeltext wiederfinde, macht es meine Verbindung zu Gott stark. Wir sind Geschöpfe Gottes, somit kennt er unsere Gefühle. Dann taucht in den grauen Tagen der Trauer ein Hoffnungsschimmer auf, der immer mehr Raum einnimmt und mich erdet. So wie aus den Worten von Paulus aus dem ersten Brief an die Korinther:

Eins steht fest, liebe Brüder und Schwestern: Menschen aus Fleisch und Blut können nicht in Gottes Reich kommen. Nichts Vergängliches wird in Gottes unvergänglichem Reich Platz haben. Ich möchte euch aber ein Geheimnis anvertrauen: Wir werden nicht alle sterben, aber Gott wird uns alle verwandeln. Das wird ganz plötzlich geschehen, von einem Augenblick zum anderen, wenn die Posaune das Ende ankündigt. Auf ihr Zeichen hin werden die Toten auferweckt und bekommen einen unvergänglichen Körper, und auch wir Lebenden werden verwandelt. Denn das Vergängliche muss mit Unvergänglichkeit und das Sterbliche mit Unsterblichkeit überkleidet werden. Wenn aber dieser vergängliche und sterbliche Körper unvergänglich und unsterblich geworden ist, dann erfüllt sich, was die Heilige Schrift vorausgesagt hat: »Das Leben hat den Tod überwunden! Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo bleibt nun deine Macht?« Die Sünde ist wie ein Stachel, der tödliches Gift in sich trägt. Durch sie hat der Tod seine Macht, und die Sünde hat ihre Kraft durch das Gesetz. Aber Dank sei Gott! Er schenkt uns den Sieg durch Jesus Christus, unseren Herrn! Bleibt daher fest und unerschütterlich in eurem Glauben, meine lieben Brüder und Schwestern! Setzt euch mit aller Kraft für den Herrn ein, denn ihr wisst: Nichts ist vergeblich, was ihr für ihn tut. (1.Korinther 15, 50-58)

In hoffnungsvoller Zuversicht glaube ich an die göttliche Liebe, die irgendwann alles in allen sein wird!

... denn auf die dunkelste Nacht folgt auch ein neuer Morgen *


Eure Ulrike


*Wer weiß, aus welchem Lied, diese Textzeile stammt?


Die Bibelzitate sind der Übersetzung Hoffnung für alle® entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica. Inc.® Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis-Verlag Basel.


Bildquelle: pixabay von ha11ok

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