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  • AutorenbildUlrike

Berührt

Da schließe ich mich Lisa an, die letzte Woche so schön über ihr tägliches Bibelleseerlebnis berichtet hat. Auch wir haben dieses Jahr wieder begonnen, uns täglich zum Lesen zu treffen. Und was soll ich sagen, es funktioniert.

Angefangen haben wir mit der Apostelgeschichte. Wie die gute Botschaft in die damalige „Welt“ getragen wurde, ist dort sehr spannend aufgeschrieben. Welche Hindernisse, Anfeindungen die Apostel erfahren, aber auch all die Wunder, die sie und ihre Mitstreiter erlebten. Welche Zweifel, welche Bestärkung ihres Glaubens an Jesus Christus hier beschrieben werden, das ging mir schon sehr nahe.


Um weiter in diese Zeit einzutauchen, sind wir dann einer Empfehlung von Glaubensgeschwistern gefolgt und haben uns nach und nach 8 Folgen der 1. Staffel einer Jesus-Verfilmung auf YouTube angeschaut.


Bei „Jesus-Filmen“ hatte ich bislang die schmachtenden, leuchtenden, eher etwas kitschigen und monumentalen Filme in Erinnerung, die jedes Jahr zu Ostern wiederholt werden. Rühmliche Ausnahme „Ben Hur“. In diesem Vier-Stunden-Epos geht es um einen Zeitgenossen Jesu und dessen Begegnung mit ihm. Ein Lieblingsfilm von mir, weil ich es immer spannend finde, wie sich Menschen nach der Begegnung mit Jesus verändern. Das zeigt auch die Serie „The chosen“. In einfacher, berührender Weise wird das biblische Wort, das uns überliefert ist, mit den Geschichten hinter den in der Bibel erwähnten Menschen, verbunden. Begegnungen, die es in sich haben, bedeuten sie doch für den Einzelnen eine Veränderung in der Beziehung zu Gott. Sie lassen sich von Gottes Sohn begeistern und sind von seiner Botschaft berührt.

"Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben. Vertraut euch meiner Leitung an und lernt von mir, denn ich gehe behutsam mit euch um und sehe auf niemanden herab. Wenn ihr das tut, dann findet ihr Ruhe für euer Leben." (Matthäus 11,28+29)

Natürlich sind das ausgedachte Lebensläufe und die ein oder andere fiktive Begegnung gibt es auch. Das trägt zur Bereicherung und zum Nachdenken über Einzelne und ganz nebenbei natürlich auch über mich selbst bei.


Das Leben der Maria Magdalena und ihre Nachfolge wird hier erzählt und ich erinnerte mich sofort an meinen Blogbeitrag (siehe: https://www.leben-einfach-biblisch.de/post/maria-aus-magdala).


Die Film Maria hat sehr viel gemeinsam mit meinen Gedanken zu ihr.


Es tauchen noch andere Figuren auf. Der Pharisäer Nikodemus zum Beispiel. Hochangesehen, als Lehrer aller Lehrer gepriesen, und von seiner stolzen Frau öfter mal mit Gott gleich gesetzt, ist er eigentlich ein Gefangener seines Standes und findet trotzdem den Weg zu seinem Erlöser.


Und Simon, der tatendurstige, rau-beinige Fischer, der immer seine Familie im Blick hat. Eine Folge handelt ausschließlich nur von Jesus und den Kindern. Und so weiter und so weiter. In jeder Folge hatte ich Gänsehautmomente und nach dem Abspann wollten wir meist gleich noch eine anschauen. Schaut selbst und findet eure Lieblingsfigur:



Im Moment ist meine Lieblingsfigur Matthäus, der Zöllner. Bevor ich ihn durch die Folgen begleitete, dachte ich bei dem Beruf "Zöllner" meist an Zachäus. Dass Matthäus auch ein Zöllner war, ist mir gar nicht so bewusst gewesen. Ich war ziemlich beindruckt als Kind, da dieser kleine Mann auf einen Baum kletterte, um Jesus besser sehen zu können. Was für ein Einsatz. Ich war auch klein und ich konnte nicht auf Bäume klettern. Doch was waren das für Menschen?


Die Steuereintreiber, die für die römische Besatzungsmacht Geld beschaffen sollten, sind Menschen aus dem Volk. Damit haben die Römer eine Barriere zwischen sich und dem jeweiligen Landesvolk geschaltet, so dass sie den Tribut an Rom nicht direkt, sondern über die einheimischen Mittelsmänner erhoben. Ziemlich schlau, so gingen die Römer der direkten Konfrontation aus dem Weg. Der eingesetzte Zöllner wiederum, konnte seinen „Lohn“ nur dadurch gewinnen, dass er von seinen Landsleuten mehr einnahm als Rom forderte und die Differenz für sich behielt. Das führte zwangsläufig zu Missgunst unter der Bevölkerung, die natürlicherweise keine Freude an den ständigen Abgaben hatte. Zöllner waren unbeliebt, ausgestoßen, hatten wenig Freunde und man sagte ihnen nach, sich auf Kosten des Volkes zu bereichern. Zudem hatten sie Kontakt zu den Römern, was einem Juden verboten war.


Dazu eine Bibelstelle aus der Apostelgeschichte. Petrus wird zu dem römischen Hauptmann Kornelius geschickt (nachzulesen in Apostelgeschichte 10). Als Petrus, nach der Bekehrung des ganzen römischen Hausstandes von Kornelius, wieder in Jerusalem seine Brüder und Schwestern traf, warfen die ihm sein Fehlverhalten vor:

"»Du hast das Haus von Nichtjuden betreten und sogar mit ihnen gegessen!«" (Apostelgeschichte 11,3)

Ein Zöllner damals wurde mit einem Sünder gleichgestellt. Wer mehr zu diesem Thema lesen möchte, dem empfehle ich den sehr informativen Text unter folgendem Link:



Im Film wird Matthäus als ein Mann dargestellt, der sehr gut rechnen konnte und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und seine ganz eigenen Prinzipien hatte. Mutig ging er zu seinem römischen Vorgesetzten, als ihm Ungereimtheiten in Simons Zahlungsmoral auffielen. Er war ein einsamer Mensch. Keiner lud ihn zum Sabbatessen ein. Bei seiner Familie, die ihn offensichtlich ausgestoßen hatte, stand er vor dem erleuchteten Fenster und traute sich nicht hinein. Sein einziger Begleiter war ein großer schwarzer Hund. Mit ihm teilte er dann sein Sabbatessen. Bis er am Ufer des Sees Genezareth Zeuge wurde, wie Jesus Simon und seinem Bruder Andreas den großen Fischfang bescherte und sie zu Menschenfischern machte.


Matthäus berichtet selbst sehr schlicht in Kapitel 9 über seine Begegnung mit Jesus.

"Begreift doch endlich, was Gott meint, wenn er sagt: ›Wenn jemand barmherzig ist, so ist mir das lieber als irgendwelche Opfer und Gaben.‹ Ich bin gekommen, um Sünder in die Gemeinschaft mit Gott zu rufen, und nicht solche, die sich sowieso für gut genug halten." (Matthäus 9,13)

Eine Begegnung auf Augenhöhe. Der einsame Zöllner fand Freunde. Jesus aß mit ihnen und erzählte ihnen vom kommenden Reich Gottes und das sie Zeuge sind, denn es begann damals mit Jesu Leben und den Wundern, die er tat.


Das Matthäus-Evangelium zeugt davon. Offensichtlich konnte Matthäus nicht nur gut rechnen, sondern auch gut schreiben. Er verließ sein gewohntes Leben und schloss sich seinem Erlöser an. Am Ende des 8. Teils sieht man Matthäus fröhlich mit den anderen Jüngern einen Pfad entlangwandern.


Zurzeit lesen wir gemeinsam das Matthäus-Evangelium. Jetzt habe ich ständig das Bild von Matthäus aus der Serie vor Augen. Ich bewundere seinen Mut und es berührt mich, dass er alles was ihn in seinem Leben beschwerte, ablegen konnte und Jesus nachgefolgt ist. Der pragmatische Matthäus, für den Zahlen auf dem Papier sein bisher so schwarzweißes Leben bestimmten, schließt sich einer Gruppe an, die durch die Lande wandert und so irrationale Dinge miterlebt, wie Heilungen und Speisungen von Tausenden.


Machte er sich Sorgen um morgen? Hatte er den Geldbeutel im Blick? Was konnten sie noch kaufen? Gab es genug zu essen? Wo verbringen wir die Nacht? Das wären so meine Fragen, wenn ich mein gewohntes Leben, so wie Matthäus, verlassen würde. Er hat uns in seinem Evangelium überliefert, was Jesus dazu sagt:



"Darum sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euren Lebensunterhalt, um Nahrung und Kleidung! Bedeutet das Leben nicht mehr als Essen und Trinken, und ist der Mensch nicht wichtiger als seine Kleidung? Seht euch die Vögel an! Sie säen nichts, sie ernten nichts und sammeln auch keine Vorräte. Euer Vater im Himmel versorgt sie. Meint ihr nicht, dass ihr ihm viel wichtiger seid? Und wenn ihr euch noch so viel sorgt, könnt ihr doch euer Leben um keinen Augenblick verlängern. Weshalb macht ihr euch so viele Sorgen um eure Kleidung? Seht euch an, wie die Lilien auf den Wiesen blühen! Sie mühen sich nicht ab und können weder spinnen noch weben. Ich sage euch, selbst König Salomo war in seiner ganzen Herrlichkeit nicht so prächtig gekleidet wie eine von ihnen. Wenn Gott sogar die Blumen so schön wachsen lässt, die heute auf der Wiese stehen, morgen aber schon verbrannt werden, wird er sich nicht erst recht um euch kümmern? Vertraut ihr Gott so wenig? Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: ›Werden wir genug zu essen haben? Und was werden wir trinken? Was sollen wir anziehen?‹ Nur Menschen, die Gott nicht kennen, lassen sich von solchen Dingen bestimmen. Euer Vater im Himmel weiß doch genau, dass ihr dies alles braucht. Setzt euch zuerst für Gottes Reich ein und dafür, dass sein Wille geschieht. Dann wird er euch mit allem anderen versorgen. Deshalb sorgt euch nicht um morgen – der nächste Tag wird für sich selber sorgen! Es ist doch genug, wenn jeder Tag seine eigenen Schwierigkeiten mit sich bringt." (Matthäus 6, 25 -34)

Die Überlieferungen und die Geschichte von Matthäus berühren mich, weil auch ich aufgerufen bin, Altes liegenzulassen, und mich Jesus anzuschließen. Und das kann ich mir immer wieder neu sagen und mich ermutigen lassen durch solche Vorbilder und diesen liebevollen, wertschätzenden Umgang den die ersten Nachfolger Jesu lebten. Schließlich haben sie durch ihr Verhalten ziemlich viel Unmut und Unverständnis geerntet. Aber auch genauso viel Dank und Zustimmung von denen, die sich berühren ließen.


Lassen wir uns immer wieder neu berühren!


Eure Ulrike


Übrigens: Die 2. Staffel von "The chosen" (https://www.the-chosen.net/) - auf Deutsch - steht ab 18. März zur Verfügung.


Die Bibelzitate sind der Übersetzung Hoffnung für alle® entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica. Inc.® Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis-Verlag Basel.

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