Über(s)leben
- Ulrike
- 24. März
- 4 Min. Lesezeit
Geht euch das auch so? Die Geschwindigkeit, mit der sich die Welt zu verändern scheint, nimmt an Fahrt auf. Die letzten Wochen waren rasant. Und mich beschleicht das Gefühl, dass ich die friedlichste Zeit meines Lebens gelebt habe und ich mit weitaus unsichereren Umständen rechnen muss! Neulich sagte eine Bekannte zu mir: „Meine Kinder und ich hatten immer eine Verabredung. Wenn es hier ganz schlimm wird, haben wir einen Rückzugsort verabredet, wohin wir flüchten und uns treffen. Nur zurzeit wissen wir nicht mehr, wo das sein könnte….“ Interessanter Gedanke, den ich so noch nie hatte. Mein Ort der Erlösung ist das kommende Reich Gottes auf Erden! Friedlich, gerecht, voller Liebe. Und bis dahin? Ich spüre soviel Verunsicherung, Hilf- und Ratlosigkeit und Angst, aber auch Trotz und Wut bei den Menschen, die mir begegnen und auch bei mir. Dabei wollen wir alle nur friedlich miteinander leben.
Um nicht im Großen und Ganzen verloren zu gehen hilft mir immer wieder ein Gebet, ein besinnlicher Moment in der Natur oder… ein Bibelvers, der unvermittelt mein Leben kreuzt.
Dieser hing, schön eingerahmt an der Wohnzimmerwand von lieben Glaubensgeschwistern. Wir lauschten gerade den Worten unseres Bruders, es ging um Vertrauen, Gottvertrauen, Vertrauen auf und durch Jesus, als ich an dem Bild mit dem Sonnenaufgang überm Meer hängen blieb, das mich echt berührt hat. Folgendes stand darauf geschrieben:
Erhöbe ich die Flügel der Morgenröte, ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres, auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen. (Psalm 139,9-10) (1)
David, der Psalmenpoet, drückt hier so wunderbar aus, was mich ruhig werden lässt und mir Sicherheit gibt. Sein Leben war von Verfolgung, Missgunst und Unsicherheit geprägt. Trotzdem war er sich sicher: Gott hilft mir in allen Lebenslagen, egal, wo ich bin, Gott lässt mich nicht fallen! Schon als Junge spürte er diesen Rückhalt. Da ist ein Goliath, kein Problem, er traut sich zu, ihn zu besiegen. David wird zum König gesalbt, nur da gibt es einen amtierenden König, Saul, der nicht vorhat zu weichen und ihm das Leben schwer macht. Sein langer Lebensweg ist voll von Beweisen, dass Gott bei ihm ist und ihn leitet. Selbst, wenn David vom Weg abkommt und Ehebruch begeht, gibt es von Gott Führung und Gnade, nachdem er seinen Fehler erkannt und eingesehen hat, falsch gehandelt zu haben.
Für mich bedeutet dieser Vers, dass ich ganz gleich, ob mich die Lebensumstände ganz in den Osten, wo die Morgenröte aufzieht oder ganz in den Westen, wo die Sonne im Meer untergeht, schicken, ich mich auf Gottes treue Begleitung verlassen kann. Toll, etwas auf das ich mich verlassen kann! Genau das Richtige in diesen unsicheren Zeiten. Das stärkt meinen (Über-)Lebenswillen. Und das möchte ich mit anderen Menschen teilen! Wahrscheinlich der Grund, warum du das hier gerade liest ;)
Vor ein paar Tagen las ich in einer Kolumne (2) folgenden Satz: „Teilen ist wahrscheinlich ohnehin die klügste Überlebensform“.
Hier ging es zwar nicht um Hoffnung und Glaube, dennoch könnte ich das für mich mühelos zu den vom Kolumnisten genannten Beispielen hinzufügen. Beschrieben wurden Eichhörnchen, die so viele Nüsse vergraben und vergessen, wo sie sie vergraben haben, dass sie locker andere Eichhörnchen damit mitversorgen, ganz selbstlos und zur Erhaltung der Spezies. Ich finde, ein schönes Beispiel aus der Tierwelt.
Und auch wir Menschen, können mit unseren Mitmenschen teilen! Falls ihr ein Café, Gaststätte oder Restaurant kennt, wo das sogenannte „Café Sospeso“ – Prinzip gelebt wird, dann bitte unten in den Kommentaren teilen. Denn diese Art des Teilens finde ich richtig nächstenliebend. Ein Gast, der sich das leisten kann und möchte, zahlt für seinen eigenen Kaffee und auch noch für einen zweiten, den dann ein Fremder bekommt, der knapp bei Kasse ist. Es gibt angeblich auch Restaurants, wo man eine Wand mit Zetteln findet, auf denen Gerichte stehen, die schon ein anderer Gast bezahlt hat. Und wenn ich weiterdenke, wäre das vielleicht auch in einem Laden, wie Bioladen, Spielzeugladen, Reformhaus,… umsetzbar?

Aus meinem Alltag fallen mir da spontan unsere „Kleidertauschnachmittage“ ein. Regelmäßig treffen sich Freundinnen und Bekannte, um die nicht oder nicht mehr getragenen Kleidungsstücke aus ihren Kleiderschränken kostenlos an andere abzugeben. Das macht richtig Freude, wenn die Shirts, Kleider, Hosen, Mützen, Schuhe, die Besitzer wechseln und wieder getragen werden. Oft heißt es: „Bei diesem Stück hab ich an dich gedacht. Schau es dir an, passt es dir und zu dir? – Dann freu ich mich, dass du es mitnimmst und gebrauchst!“ Das hat etwas Nachhaltiges und verbindet.
Und noch eine Form des Teilens fällt mir ein. Das ist zwar schon ein paar Jahre her, dennoch immer noch in meinem Gedächtnis präsent, weil es sehr eindrücklich und interessant war. Wir, mein Mann und ich, waren zu einem „Sofagespräch“ eingeladen. Was das ist, fragt ihr euch jetzt? Eine gemeinsame Freundin/Bekannte hatte ein Hand voll Menschen, die sich vorher nicht oder nicht gut kannten, zu einem Treffen in einem privaten Wohnzimmer geladen. Sinn der Einladung war der Austausch über alle möglichen Aspekte unserer individuellen Lebenswege. „Reden übers Leben“ war die Überschrift. Und ich kann euch sagen, es ist so bereichernd anderen zuzuhören und natürlich auch selbst von sich erzählen zu können. Von diesen geteilten Lebenserfahrungen konnten alle profitieren. Dabei ging es nicht darum, Ratschläge zu verteilen oder zu bewerten, sondern Individuelles und Unterschiedliches konnte nebeneinander stehen bleiben.
Vielleicht fallen euch jetzt eure eigenen „Teil-Momente“ ein. Und ein Bedürfnis nach mehr „Teilen“ als ein Ausdruck von Lebens- und Überlebenswillen!
Gut zu wissen, dass Gott mich kennt und mich in allen Lebenslagen begleitet, wie ich im Psalm 139 auch lesen kann:
HERR, du durchschaust mich, du kennst mich durch und durch. Ob ich sitze oder stehe – du weißt es, aus der Ferne erkennst du, was ich denke. Ob ich gehe oder liege – du siehst mich, mein ganzes Leben ist dir vertraut. Schon bevor ich anfange zu reden, weißt du, was ich sagen will. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine schützende Hand über mir. Dass du mich so genau kennst, übersteigt meinen Verstand; es ist mir zu hoch, ich kann es nicht begreifen! (Psalm 139,1-6)
Danke, dass du meinen Blog gelesen und deine Zeit mit mir geteilt hast!
Eure Ulrike
(1) aus Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Witten/Holzgerlingen
(2) Fred Grimm: Kolumne „Nüsse und Kaffee für alle“ aus „Schrot und Korn“ 03/2025
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