Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn es nach mir ginge, könnte der Winter sich langsam dem Ende zuneigen.
Dabei startet der Winter eigentlich immer auf eine schöne Weise: Man freut sich auf Winterspaziergänge im Schnee, die heiße Tasse Tee danach, Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, Plätzchenbacken, Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen und Zuhause und natürlich auf die freie Zeit an den Feiertagen.
Doch kaum hat man den Weihnachtsbaum entsorgt, die Beleuchtung weggepackt und die letzten Plätzchen aufgegessen, stellt man fest, dass mit dem neuen Jahr nicht automatisch der Frühling startet, sondern wir noch ein paar weitere Wintermonate vor uns haben – nur dass diese einem ohne die nette Weihnachtsbeleuchtung noch dunkler erscheinen als im Dezember.
Natürlich weiß ich, dass die Tage nach der Wintersonnenwende wieder länger werden, aber selbst in den Stunden, in denen man die Sonne theoretisch sehen könnte, versteckt sie sich hinter grauen Wolken und Regen. Vielleicht hattet ihr in der letzten Zeit besseres Wetter, aber ich bin kurz davor eine Vermisstenanzeige aufzugeben, da ich schon lange kein Lebenszeichen von der Sonne mehr gesehen habe.
Vielleicht spricht an dieser Stelle also auch nur der Vitamin-D-Mangel aus mir, aber mein Durchhaltevermögen neigt sich dem Ende und ich sehne mich nach Sonnenschein und Frühling.
Was uns der Winter lehrt
Ich habe mich also auf die Suche nach einigen positiven Aspekten des Winters gemacht, die ich mit euch teilen kann. Nach den ersten fünf Artikeln und Blogposts à la „10 Dinge, über die wir uns im Winter freuen können“, war relativ schnell klar, dass ich mich auf andere Art an dieses Thema heranarbeiten muss, denn diese Listen lieferten mir vor allem Punkte, die mit Weihnachten zusammenhängen. Ich scheine also nicht die einzige zu sein, die manchmal vergisst, dass der Winter auch nach Weihnachten weitergeht.
Als nächstes habe ich mir daher angeschaut, was wir in der Bibel zum Thema Winter finden. Meine Suche lieferte in der Elberfelder Übersetzung 10 Treffer. Nicht gerade eine große Datenbank, aber trotzdem reichten diese Verse aus, mich daran zu erinnern, dass der Winter ebenso Teil von Gottes Schöpfung ist wie Frühling, Sommer und Sonnenschein.
„Von nun an, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8,22)
„Du hast festgelegt alle Grenzen der Erde. Sommer und Winter, du hast sie geschaffen.“ (Psalm 74,17)
Der Winter hat also seine Berechtigung und ist ebenso wichtiger Teil der Schöpfung wie die anderen Jahreszeiten. Es stellt sich somit die Frage: Welche Lehren können wir aus dem Winter ziehen?
Regeneration
Für die Natur ist der Winter eine Ruhephase und eine Zeit der Regeneration. Die alten Blätter werden abgeworfen. Es wird Raum für Neues geschaffen. Die Natur sammelt ihre Kräfte für den nächsten Frühling. Und dafür reicht offensichtlich der Dezember allein nicht aus.
Im übertragenen Sinne zeigt dies auch uns, dass wir Zeit brauchen, um uns zu erholen, uns zu regenerieren und Energie für Veränderungen zu tanken. Eigentlich ein sehr simpler Gedanke und sicherlich nicht neu, aber trotzdem bleibt die Frage: Nehmen wir uns dafür genug Zeit?
Ich glaube, häufig sind wir zu ungeduldig mit uns selbst. Wir hatten ein paar freie Tage an Weihnachten und Silvester, haben die Liste mit den Vorsätzen für das neue Jahr fertig geschrieben und halten uns für top vorbereitet, um in ein neues und besseres Jahr zu starten.
Doch häufig kommt kurze Zeit später die große Ernüchterung: Wir fühlen uns genauso ausgelaugt wie am Jahresende und den Zettel mit den guten Vorsätzen finden wir in unseren neuen, ungetragenen Laufschuhen wieder – „Mehr Sport machen“ natürlich ganz oben auf der Liste.
Und schon sind wir mit uns selbst genauso unzufrieden wie mit dem trüben Wetter und der Sonne, die es trotz Wintersonnenwende immer noch nicht schafft um 6 Uhr morgens aufzugehen. Wirklich eine Frechheit.
Also worauf möchte ich hinaus? Ich glaube, es hat seinen Grund, dass der Winter nicht nur ein paar Wochen andauert und mit dem 1. Januar plötzlich in den Frühling übergeht. Erholung braucht seine Zeit. Veränderung auch. Also warum können wir uns nicht eingestehen, dass es bei uns ähnlich ist?
New year, new me
Auch ich habe mir für das neue Jahr einige Dinge vorgenommen und bin bisher kläglich daran gescheitert sie alle umzusetzen. „New year, new me“ – nicht so ganz. Die Realität sieht eher so aus, dass ich immer noch oft verschlafe und das Frühstück überspringen muss, um pünktlich bei der Arbeit zu sein. Wenn ich abends nach Hause komme, kann ich mich nur sehr selten dazu aufraffen, Sport zu machen. Und immer noch gibt es viele Tage, an denen ich bei der Arbeit kein vorbereitetes Mittagessen dabei habe und mich auf den Weg in die Kantine oder zum Bäcker machen muss, um mir etwas zu besorgen.
Das sind alles Dinge, die ich dieses Jahr eigentlich ändern wollte, aber immer noch nicht so richtig hinkriege. Und das ist okay. Denn Veränderung klappt nur selten von Anfang an zu 100 %.
In der letzten Woche habe ich an drei von fünf Arbeitstagen zuhause gefrühstückt und an einem Abend tatsächlich Sport gemacht. Etwas zum Mittagessen hatte ich an drei von fünf Tagen vorbereitet. Das ist weit entfernt von perfekt, aber es ist eine Verbesserung zum Ende des letzten Jahres und ich habe keine Lust mehr darauf, damit nicht zufrieden zu sein. Denn auch einmal in der Woche Sport gemacht zu haben, ist besser als keinmal. Es ist vielleicht nicht das Ziel, aber es ist ein Schritt, um sich auf das Ziel zuzubewegen.
Wenn wir also versuchen wollen, dieses Jahr Dinge zu verändern, dann ist mein Vorschlag, dass wir uns von der Erwartungshaltung verabschieden, dass wir diese Dinge ab dem 1. Januar perfektioniert haben müssen. Wenn die Natur noch eine Weile Winterruhe braucht, dann sollten auch wir uns die Zeit gönnen, Schritt für Schritt Dinge zu verändern und nicht alles auf einen Schlag.
Ich werde also aufhören, mich davon stressen zu lassen, dass wir schon fast Februar haben und ich meine Vorsätze für dieses Jahr noch nicht umsetzen konnte. Ich werde mir Zeit lassen. Genauso wie die Sonne nur langsam früher aufgeht und die Natur noch eine Weile braucht, um bereit für den Frühling zu sein.
Und bis dahin werde ich mich weiter auf Winterspaziergänge begeben, meine Keksdose mit neu gebackenen Keksen auffüllen und versuchen, auch dem trüben Wetter gegenüber etwas gnädiger zu sein und mir an der noch andauernden Regenerationsphase der Natur ein Beispiel zu nehmen.
Bis zum nächsten Mal!
Eure Lea
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