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Wie sollen wir beten?

Diese Frage beschäftigt mich schon eine ganze Weile. Sollen wir bitten, als hätten wir schon empfangen (vgl. Markus 11,24) oder sollen wir sagen „nicht mein, sondern dein (Gottes) Wille geschehe“ (vgl. Lukas 22,42)? Wie passt das zusammen? Stehen diese beiden Aussagen vielleicht gar nicht im Gegensatz zueinander? Um das herauszufinden, habe ich mir ein paar Bibelstellen, in denen es ums Beten geht, angesehen und die möchte ich heute gerne mit euch teilen.




Das „Vater Unser“ in seinen Einzelteilen


Das erste, was mir zum Thema Gebet eingefallen ist, ist das „Vater Unser“ – das wahrscheinlich bekannteste Gebet aller Zeiten. Viele Menschen, vermutlich auch viele, die nicht gläubig sind, kennen es auswendig – immerhin ist es auch DIE Gebetsvorlage von Jesus, oder? Sollte jedes unserer Gebete so aussehen? Oder ist es nur ein grobes Gerüst, an dem wir uns orientieren können? Um ein paar Antworten zu finden, gucken wir uns das „Vater Unser“ (Matthäus 6,9-13) einmal kurz in seinen Einzelteilen an:


Unser Vater im Himmel: Als erstes richtet Jesus die Aufmerksamkeit auf den, mit dem wir im Gebet reden. Er verdeutlicht die Beziehung, die wir zu Gott haben, indem er ihn Vater nennt. Gott ist unser Vater und deswegen immer für uns da, sodass wir uns immer an ihn wenden können (vgl. auch Matthäus 7,11 und Jesaja 63,16 und Römer 8,15+16). Ich glaube wir können heutzutage gar nicht mehr wirklich nachvollziehen, was für ein Vorrecht es war, Gott Vater nennen zu dürfen, aber zur Zeit Jesu war das noch etwas ganz Neues und Besonderes (vgl. Johannes 1,12).


Dein Name werde geheiligt: Das Wort „geheiligt“ ist, wie ich finde, ein wenig schwer zu verstehen. Wenn man im Strong’s-Lexikon nachsieht, hat das Wort folgende Nummer „G37“ und bedeutet unter anderem verehren, hochhalten und beachten (aus dem Englischen „to venerate“). „Jubelt, ihr Gerechten, dem HERRN, den Aufrichtigen ist der Lobgesang Freude. Preist den HERRN mit der Leier, spielt ihm auf zehnsaitiger Harfe. Singt ihm ein neues Lied, schlagt die Saite mit Jubelklang.“ (Psalm 33,1-3) Viele Stellen in der Bibel sagen, dass man Gott loben soll und so betont auch Jesus das hier in seinem Gebet. So kann man sich dann auch besser darauf fokussieren, mit wem man eigentlich spricht.


Dein Reich komme: Damit endlich alles Schlechte auf der Welt ein Ende hat und niemand mehr leiden muss, soll möglichst bald Gottes Reich anbrechen.


Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden: Gott ist der Einzige, der den Überblick hat und weiß, was gut und was schlecht ist, was zielführend ist und was einen vom Weg abbringt. Deswegen sollte auch sein Wille geschehen.


Das Brot, das wir nötig haben, gib uns heute: Gott wird für uns sorgen, so wie er auch für die Vögel sorgt, die weder säen, noch ernten (vgl. Matthäus 6,25-32 und Psalm 145,14+15) und darum dürfen wir ihn auch bitten.


Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben jenen, die an uns schuldig geworden sind: Hier finden wir einen ganz klaren Aufruf, anderen zu vergeben. Das ist ein wichtiger Schritt, damit wir Gott bitten können, auch uns zu vergeben (vgl. Matthäus 6,14+15).


Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen: Wir können Gott darum bitten, stark zu sein, um nicht zu sündigen. Er ist es, der uns dabei helfen kann, bessere Menschen zu werden.


Ich muss sagen, dass das „Vater Unser“ für mich – nachdem ich mich jetzt ein wenig damit beschäftigt habe – gar nicht mehr so mystisch und abgedroschen klingt. Wenn man mal nur die Bedeutung dahinter sieht, ist es eigentlich ein schönes Gebet, von dem ich tatsächlich auch einige Inhalte in meinen Gebeten schon immer automatisch mit einbezogen habe.



Kein „Danke“ im „Vater Unser“?


Was mir vorher aber noch nie aufgefallen ist und was mich doch auch etwas erstaunt hat, ist die Tatsache, dass Jesus im „Vater Unser“ überhaupt nicht davon spricht, Gott zu danken. Die Frage ist nur: Warum? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es unwichtig ist, Gott zu danken. Vielleicht ist es einfach sehr offensichtlich und deswegen wird es nicht angesprochen, aber so richtig zufrieden bin ich mit dieser Erklärung nicht. Wenn ihr noch irgendwelche Ideen dazu habt, lasst es mich gerne in den Kommentaren oder über das Kontaktformular wissen – ich würde mich freuen!


Es gibt auch allgemein nur relativ wenige Bibelstellen, die vom Danken im Gebet reden. Eine davon finden wir in Kolosser:

„Wir danken Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, jedes Mal, wenn wir für euch beten.“ (Kolosser 1,3)

Und dann wiederum gibt es einige, die von Danksagung als Grundhaltung sprechen, wie zum Beispiel in Philipper oder auch wieder in Kolosser:

„Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allen Lagen eure Bitten durch Gebet und Fürbitte mit Danksagung vor Gott laut werden.“ (Philipper 4,6)
„Haltet fest am Gebet, wachen Sinnes und voller Dankbarkeit!“ (Kolosser 4,2)

In Timotheus gibt es allerdings auch eine Stelle, in der Danksagung mit Gebet in einer Aufzählung genannt und damit scheinbar nebeneinander auf eine Ebene gestellt wird:

„Insbesondere bitte ich euch nun, vor Gott einzutreten für alle Menschen in Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung.“ (1. Timotheus 2,1)

Es könnte also sein, dass Danksagung tatsächlich eher als Grundeinstellung gesehen wird. Für mich ist es auch oft ein Gefühl, dass ich den ganzen Tag mit mir herumtrage und das mich immer wieder daran erinnert, dass Gott da ist und für mich sorgt. Trotzdem sage ich Gott ganz automatisch in meinen Gebeten Dank und ich denke auch nicht, dass das falsch ist. Ich denke eher, dass es sich wie mit dem Glauben und den Werken in Jakobus verhält. Die Werke sind die Symptome des Glaubens, sie kommen ganz automatisch, wenn man wirklich glaubt.

„So ist es auch mit dem Glauben: Für sich allein, wenn er keine Werke vorzuweisen hat, ist er tot. Sagt nun einer: Du hast Glauben, ich aber kann Werke vorweisen. - Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich werde dir an meinen Werken den Glauben zeigen!“ (Jakobus 2,17+18)

Und genauso ist es auch, wenn man dankbar für etwas ist – dann möchte man ganz von sich aus „danke“ sagen.



Das „Vater Unser“ als Gerüst


Lasst uns aber kurz noch einmal zum „Vater Unser“ zurückkommen. Ist es nun ein Gebet, welches wir genau so Wort für Wort sprechen sollen? Ich denke nicht, dass dies der Fall ist, denn wenn wir noch weitere Bibelstellen anschauen, werden wir feststellen, dass selbst Jesus von diesem Gerüst abgewichen ist:

„Es geschah in diesen Tagen, dass er wegging auf den Berg, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott.“ (Lukas 6,12)

Wenn er die ganze Nacht zu Gott gebetet hat, wird er wohl kaum nur das „Vater Unser“ gebetet haben. Ich denke eher, dass Jesus uns wie oben erwähnt ein Gerüst geben wollte, an dem wir uns orientieren können, zu dem wir aber durchaus auch Dinge hinzufügen dürfen (allerdings muss ich sagen, dass ich Gott in meinen Gebeten selten so ausdrücklich lobe, wie Jesus das betont – das könnte ich in Zukunft mal mehr berücksichtigen!). Wichtig ist aber, dass wir Glauben haben, so wie es in Jakobus steht:

„Und das Gebet des Glaubens wird den Ermatteten retten, und der Herr wird ihn aufrichten. Und wenn er Sünden begangen hat: Es wird ihm vergeben werden. Bekennt einander also die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet! Viel vermag die Fürbitte eines Gerechten, wenn sie inständig vorgebracht wird.“ (Jakobus 5,15+16)


Wie sollen wir denn nun beten?


Damit wären wir dann wieder bei meiner Anfangsfrage: Sollen wir jetzt bitten, als hätten wir schon empfangen (vgl. Markus 11,24) oder sollen wir sagen „nicht mein, sondern dein (Gottes) Wille geschehe“ (vgl. Lukas 22,42)? Im „Vater Unser“ finden wir die Aussage, dass Gottes Wille geschehen soll. Das klingt dort nicht ganz so extrem wie „nicht mein, sondern dein Wille geschehe“, da es nicht um eine konkrete Bitte geht, aber es geht eindeutig in die gleiche Richtung. Jesus betont dafür in seinem Gebet vor seiner Auslieferung umso mehr, dass Gottes Wille geschehen soll:

"Vater, wenn du willst, lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe." (Lukas 22,42)

Wie passen diese Aussagen nun mit Stellen zusammen, die eindeutig sagen, dass man auf jeden Fall empfängt, wenn man nur im Glauben bittet? Dazu schauen wir uns noch mal die Stelle aus Markus an:

„Und als sie am anderen Morgen vorübergingen, sahen sie, dass der Feigenbaum von den Wurzeln her verdorrt war. Und Petrus erinnert sich und sagt zu ihm: Rabbi, schau, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt. Und Jesus entgegnet ihnen: Habt Glauben an Gott! Amen, ich sage euch: Wer zu diesem Berg sagt: Hebe dich hinweg und wirf dich ins Meer!, und in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass geschieht, was er sagt, dem wird es zuteil werden. Darum sage ich euch: Alles, worum ihr betet und bittet, glaubt nur, dass ihr es empfangt, so wird es euch zuteil werden. Und wenn ihr dasteht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Verfehlungen vergibt. Wenn ihr aber nicht vergebt, dann wird auch euer Vater im Himmel eure Verfehlungen nicht vergeben.“ (Markus 11,20-24)

Jesus sagt in Vers 22, dass wir Glauben an Gott haben sollen. Andere Übersetzungen sagen, wir sollen Vertrauen zu Gott haben. Glaube an und Vertrauen in das, was Gott uns in seinem Wort mitgeteilt hat, so wie es auch in Hebräer heißt:

„Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht. Durch diesen haben die Alten ein gutes Zeugnis erhalten. Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, sodass die Dinge, die man sieht, nicht aus Sichtbarem entstanden sind.“ (Hebräer 11,1-3)

Dadurch ergibt sich dann aber auch ein gewisser Rahmen für unsere Bitten. Wir können nicht für Dinge bitten, die mit Gottes Wort nicht übereinstimmen. Andersherum sollten wir aber auch wirklich mit Glauben hinter Dingen stehen, von denen wir wissen, dass Gott sie für richtig hält und dann dürfen wir auch dafür bitten als hätten wir sie schon empfangen. Wenn wir hingegen für Dinge bitten, von denen wir nicht wissen, wie Gott dazu denkt, dann sollten wir denke ich noch dazu sagen, dass Gottes Wille geschehen soll. Gott hat nun mal den Überblick und weiß, was gut und richtig ist. Darauf können wir uns verlassen. 😊



Es muss von Herzen kommen

„Und wenn ihr betet, sollt ihr es nicht machen wie die Heuchler: Die stehen gern in den Synagogen und an den Strassenecken und beten, um sich den Leuten zu zeigen. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon bezogen. Wenn du aber betest, geh in deine Kammer, schliess die Tür und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden; sie meinen nämlich, sie werden ihrer vielen Worte wegen erhört. Tut es ihnen nicht gleich! Euer Vater weiss, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet.“ (Matthäus 6,5-8)

Eine Sache stellt Jesus ganz klar: Wir sollen nicht beten, um von anderen Menschen gesehen zu werden. Unsere Gebete sollten von Herzen kommen und ernst gemeint sein. Wir sollten sie mit einer demütigen Haltung sprechen. Es geht Jesus nicht darum zu sagen, wir sollten nur beten, wenn niemand anders dabei ist und es sehen könnte. Es ist nur wichtig, dass wir die richtige Haltung dabei haben und nicht beten, um Anerkennung von anderen Menschen zu bekommen. Außerdem sagt er, wir sollen nicht plappern während des Gebets, das heißt wir können zum Beispiel das „Vater Unser“ sprechen, wenn wir es von Herzen ernst meinen, aber wir sollten es nicht einfach rauf und runter beten, nur um der Worte Willen. Das ist nicht, was Gott von uns möchte. Ein reines und aufrichtiges Herz möchte er von uns.

„Wer darf hinaufsteigen auf den Berg des HERRN und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte? Der unschuldige Hände und ein reines Herz hat, der seine Seele nicht auf Falsches richtet und nicht schwört zum Betrug. Er wird Segen empfangen vom HERRN und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heils.“ (Psalm 24,3-5)

Eure Lisa ♥

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