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AutorenbildIngo

... wie auch wir vergeben haben ...

Um meine Gedanken für diesen Blog bei einem Lauf durch die Natur zu ordnen, kam ich an diesem Feld vorbei.



Es zeigt die Auswirkung der Trockenheit der letzten Wochen und Monate. Die Natur wartet auf den erlösenden Regen, damit das Leben weiter geht. Die Pflanzen sind auf das Geschenk Wasser angewiesen. Sie können nichts dafür tun.

So ist es auch mit der Vergebung - mit der Gnade.



Kann ich vergeben?


In der letzten Zeit erlebte ich mit verschiedenen Menschen Situationen, bei denen wir in der Auseinandersetzung miteinander an den Punkt kamen, wo Vergebung im Raum stand. Im Gespräch wurde deutlich, was wir miteinander erlebt hatten und wie es uns betroffen hat. Es war geschehen und kann nicht mehr zurückgenommen werden. Um wieder aufeinander zugehen zu können, baten wir uns um Vergebung. Ich konnte und mochte vergeben.


Leider merke ich auch, wie schwer es mir fällt. Kann ich wirklich vergeben? Immer wieder denke ich an meine Verletzungen, meine Leiden. Es kommen Zweifel, ob der andere es wirklich nicht wieder macht. Hat sich irgendetwas geändert?



Jesus im Gebet


Wahrscheinlich haben schon alle die Überschrift zu diesem Blog gehört. Es stammt aus dem sogenannten Vater Unser, das Jesus sprach, um den Jüngern zu lehren, wie sie beten sollten.


Ihr sollt deshalb so beten: Unser Vater im Himmel! Dein heiliger Name soll geehrt werden. 10 Lass dein Reich kommen. Dein Wille geschehe hier auf der Erde, so wie er im Himmel geschieht. 11 Gib uns auch heute, was wir zum Leben brauchen, 12 und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir denen vergeben, die an uns schuldig geworden sind. 13 Lass uns nicht in Versuchung geraten, dir untreu zu werden, sondern befreie uns von dem Bösen. 14 Euer Vater im Himmel wird euch vergeben, wenn ihr den Menschen vergebt, die euch Unrecht getan haben. 15 Wenn ihr ihnen aber nicht vergebt, dann wird Gott auch eure Schuld nicht vergeben. (Matthäus 6, 9-15)

Hier in dieser Übersetzung stehen nicht genau die Worte aus der Überschrift. Für die Überschrift habe ich die Worte aus dem Urtext gewählt. So oder so wird deutlich, das Jesus uns in sein Gebet mit einbezieht. Er geht davon aus, dass wir mit ihm zusammen denen vergeben haben, die an uns schuldig geworden sind. Es ist schon geschehen.

Und nach dem Gebet in den Versen 14 und 15 stellt Jesus fest, wenn wir nicht vergeben können, dann wird Gott uns auch nicht vergeben.

Ist das jetzt eine neue Vorschrift? Eine neue Voraussetzung?

Ich glaube nicht. Jesus beschreibt mit der Vergebung ein Prinzip, das seine Nachfolger annehmen, wenn sie ihn annehmen. Es ist Ausdruck der Liebe Gottes und Jesu, das der Christ in sein Herzen aufnimmt und verankert.


Doch was ist mit mir, der daran zweifelt, dass er wirklich seinen Mitmenschen vergeben kann?



Die Herausforderung


Aus meiner Sicht gibt es mehrere Möglichkeiten, mit dieser Situation umzugehen.


  • Wenn ich nicht vergeben kann, werde ich mich von der Person abwenden. Ich werde versuchen, die Verletzung zu verschweigen. Wenn das nicht gelingt, wenn die Gegenwart der Person immer wieder schmerzt, kann ich die Beziehung beenden. Ich finde andere Menschen und das ganze Spiel beginnt von vorn? In Bezug auf die Freundschaft zu Jesus heißt das, dass ich sein Prinzip der Liebe und der dazugehörigen Vergebungsbereitschaft nicht glauben kann und ich mir eine Ersatzlösung suche. Das nennt die Bibel glaube ich Götzendienst. Dazu zwei Beispiele. Im Urlaub habe ich einen Museumsführer erlebt, der den Museumsbesuchern zwischen den Erklärungen zu den Ausstellungsgegenständen, einfach mal eine Verschwörungstheorie erklärte. Das ganze hatte etwas von Verkündigung. Es hatte den Anschein, als würde er sich damit Beruhigung in diesen Zeiten verschaffen. Oder ein Glaubensbruder, der das Geschenk der Gnade nicht annehmen konnte und nun auf dem Weg der Selbsterkenntnis seine Erlösung sucht.


  • Wenn es gelingt und ich vergeben kann? Dann erlebe ich das, was Gott mit den Menschen erlebt. Die Beziehung lebt weiter. Sie wird wieder gestärkt. Ich fühle, wie sich Gott vielleicht fühlt, wenn er den Menschen vergibt. Ich erlebe die Abstammung von ihm. Ich bin wie er? Ich spüre Nähe.


  • Wenn ich Zweifel habe? Obwohl ich Jesus folge, kann ich die Vergebung nicht leben. Meine Beziehung zu dem Menschen erholt sich nicht. Ich kann ihm nicht voll vertrauen. Ich bin zurückhaltend und über mich selbst unzufrieden. Dann habe ich die Möglichkeit mit Jesus und Gott darüber zu reden. Ich kann ihnen von meiner Schwäche, von meinem Versagen, meinem nicht vergeben können erzählen. Und sie werden mir zuhören. Verständnis für mich aufbringen und mir ihre Gnade schenken. Und ich werde auch dann ihre Nähe spüren.



Bei meinem Weg durch Felder und Wiesen kam ich an diesem Bach vorbei.



Und hörte diese Geräusche in der Stille. Sofort fühlte ich mich aufgehoben, getragen und erlöst. Nimm dir einen Moment und höre mal rein.




In diesem Sinne, wünsche ich dir eine offenen Umgang mir deinen Konflikten.


Ingo



Anmerkungen und Fragen könnt ihr gern als Kommentar eintragen.

Oder gern auch direkt an mich:


Die Bibelzitate sind der Übersetzung Hoffnung für alle® entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica. Inc.® Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis-Verlag Basel.

Ingo Tauchert

1 Kommentar

1 Comment


Guest
Aug 23, 2022

Lieber Ingo, vielen Dank für deinen Beitrag und deine Gedanken zum Thema Vergebung. Besonders die Möglichkeit mit Gott und Jesus reden zu können helfen mir immer wieder in Situationen, die mir schwierig oder als auswegslos erscheinen. Der Gohbach in deinem Beitrag ist auch für mich auf meinen täglichen Spaziergängen ein besonderer Ort.

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