Seit Wochen dasselbe Bild. Menschen mit Mund-Nase-Schutz begegnen mir täglich. Vorbildlich halten sich die Kunden, die mir bei meiner Arbeitsstelle im Bioladen begegnen, an die Vorgaben der Landesregierung. Auch wir hinterm Tresen haben uns mit Selbstgenähtem versorgt. So weit, so gut!
Weit... ? Gut... ? Eher eingeschränkte Aussichten. Ein paar Frisuren, Augen, Brille – das ist alles, was ich erkennen kann. Keinen Mund, keinen Bart, Grübchen oder Mimik - Fehlanzeige. Nur noch die Augen. Braune, blaue, graue, grüne. Lächeln, Lachen, Zähne, Zahnlücken - alles weg. Sprache wird unverständlich, die Brille beschlägt, Luft holen fällt schwer.
Es bleiben die Augen an denen ich Gefühle und Gemütszustände erkennen kann. Lachende, weinende, neugierige, ratlose, ärgerliche, freundliche, wache oder müde Augen erzählen mir von meinen Mitmenschen. Dazu habe ich in Matthäus folgenden Vers gefunden:
„Durch die Augen fällt das Licht in deinen Körper. Wenn sie klar sehen, bist du ganz und gar vom Licht erfüllt. Wenn sie aber durch Neid oder Habgier getrübt sind, ist es dunkel in dir. Und wie tief ist diese Finsternis, wenn das Licht in deinem Innern erloschen ist!“ (Matthäus 6,22+23)
Wo ist das Licht? Was trübt das Auge, den Blick? Wo kommt die Dunkelheit her? Manche Bibelübersetzungen sprechen hier von Neid und Habgier. Das finde ich einleuchtend. Mein Auge sieht die Fülle, die ich nicht habe. Das ist Energie raubend und macht mich müde, trübe und dunkel.
Im Alten Testament begegnen wir Hiob. Er schreibt von Tränen der Hilflosigkeit, die seine Augen röten.
„Ich habe dunkle Ringe unter den Augen, und mein Gesicht ist rot vom vielen Weinen, [...] Meine Freunde verspotten mich, darum schaue ich unter Tränen nach Gott aus.“ (Hiob 16,16+20)
Sein Kampf um Verständnis und die Beziehung zu Gott gehen am Ende gut aus. Oder David, der große König Israels. Seine Lieder (Psalmen) sind voll von Licht und Schatten.
In Psalm 6 weint sich David in den Schlaf.
„Nachts im Bett weine ich, bis die Kissen durchnässt und meine Augen ganz verquollen sind.“ (Psalm 6,8)
Das ist die dunkle Seite. Ich sehe, es gehört zum Leben. Licht und Schatten gehören zusammen. „Wo Licht ist, ist auch Schatten“, ein Naturgesetz.
Gerade jetzt in dieser weltumspannenden Ausnahmesituation möchte ich im Licht sein. Licht in meinen Körper durch die Augen lassen – Licht gegen das Dunkel der „Katastrophisierung“.
Wo ist das Licht für meine Augen?
Ich denke an die Frühlingssonne, das sich entfaltende Grün und die ersten bunten Blumen. In satten Farben schenkt mir Gottes Schöpfung Licht. Das gewohnte, immer wiederkehrende helle Frühjahr gibt mir Zuversicht und ich bin dankbar, dass Gott das alles so geschaffen hat ... und „siehe es war gut“.
Das Licht der Nächstenliebe fällt mir ein. Ein warmes Licht. Ich sehe es dort, wo wir füreinander da sind, uns zuhören, uns helfen.
„[...] Deshalb seid wachsam und besonnen, werdet nicht müde zu beten. Vor allem aber lasst nicht nach, einander zu lieben. Denn Liebe sieht über Fehler hinweg. Nehmt einander gastfreundlich auf und klagt nicht über die vermehrte Arbeit. Jeder soll dem anderen mit der Begabung dienen, die ihm Gott gegeben hat.“ (1. Petrus 4,7)
Und Paulus im Brief an die Epheser:
„Früher habt auch ihr in der Dunkelheit gelebt; aber heute ist das anders. Weil ihr mit dem Herrn verbunden seid, seid auch ihr im Licht. Darum lebt nun auch wie Menschen, die zum Licht gehören. Ein solches Leben führt zu aufrichtiger Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.“ (Epheser 5,8+9)
Ja, mein Glaube bringt Licht in mein Leben. Ich sehe mir Gottes Wort an, die Verheißungen, die schon in Erfüllung gegangen sind und weiter von einer wunderbaren Zukunft auf diesem Planeten Erde sprechen!
„Ich schaue hinauf zu den Bergen – woher kann ich Hilfe erwarten? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat! Der Herr wird nicht zulassen, dass du fällst; er, dein Beschützer schläft nicht. Ja, der Beschützer Israels schläft und schlummert nicht. Der HERR gibt auf dich acht; er steht dir zur Seite und bietet dir Schutz vor drohenden Gefahren. Tagsüber wird dich die Sonnenglut nicht verbrennen, und in der Nacht wird der Mond dir nicht schaden. Der HERR schützt dich vor allem Unheil, er bewahrt dein Leben. Er gibt auf dich acht, wenn du aus dem Haus gehst und wenn du wieder heimkehrst. Jetzt und für immer steht er dir bei!“ (Psalm 121)
Das erfüllt mich mit Hoffnung und ich sehe Licht!
In diesem Sinne wünsche ich uns eine helle, lichte Woche.
Eure Ulrike
Anmerkung: Die Bibelzitate haben ich der Bibelübersetzung „Hoffnung für Alle“ entnommen.
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