Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit.[...] (Prediger 3: 1-2)"
Warten auf...
...das Sterben
...die Geburt
Zwei Prozesse die zum Leben unweigerlich dazugehören. Prozesse des Loslassens. Und auch Grenzerfahrungen, die ich als Mensch nicht durchblicken oder ganz begreifen kann.
Mit dem Sterben habe ich bisher sehr wenig Erfahrung. Ich denke, dass es eine Erleichterung sein kann sanft, in Frieden ohne Schmerzen, gehen zu können oder einzuschlafen. Ich finde es persönlich schön, wenn es die Zeit für einen Abschied gibt, auch wenn dieser schmerzhaft ist, weil ich nicht weiß, ob und wann ich diese Person wiedersehen werde. Und dann ist da die Ungewissheit, nicht zu wissen was nach dem Tod passiert.
Mir hilft es in diesen Situationen alle Gefühle zuzulassen, sei es Trauer, Erleichterung, Wut, (oder...). Ohne Bewertung. Mich diesen Emotionen hinzugeben kostet Überwindung und Kraft.
Auch besteht die Gefahr, und somit die Angst, nicht mehr den nötigen rationalen Abstand zu gewinnen und mich wieder "alltagstauglich" meinen Aufgaben zuzuwenden oder Erwartungen/Rollen zu erfüllen.
Zum Glück konnte ich die Erfahrung machen, dass es besser ist zu weinen, zu lachen, ja zu fühlen, um danach wieder bewusst und klar meinen Lebensalltag zu bewältigen.
Momentan sind in meinem Alltag das (für mich unerklärliche, zu frühe) Sterben eines lieben Verwandten und eine bevorstehende Geburt sehr präsent. Vorfreude und Trauer liegen nah beieinander. Eine Geburt und das Sterben liegen dann doch nah beieinander und gehören zum Leben , nur dass das eine sich für mich anfühlt wie ein Willkommen und das andere wie ein ungewisser Abschied. In wenigen Tagen (oder Stunden?) kommt ein kleiner, neuer Mensch auf diese Erde und ich möchte ihm einen schönen, möglichst entspannten Start ermöglichen. Ich kann als Frau zwar mehrere Geburten haben, doch dieses kleine Baby hat nur diese eine und damit sie möglichst stressfrei abläuft kann ich sehr viel tun. Am wichtigsten ist es für mich dabei, eine Verbindung zu diesem Kind aufzubauen, seine Persönlichkeit kennenzulernen. In vollem Bewusstsein ver- und umsorge ich diesen kleinen Menschen durch meinen Körper. Ein Wunder.
Ja, es wird anstrengend sein, doch wir meistern diese Geburt gemeinsam, friedvoll und sanft. Durch tiefes, bewusstes Atmen kann ich mir und dem Kind Stress nehmen und mich dem Prozess öffnen. Das gelingt am besten über Meditationen und Selbsthypnose (wobei ich oft einschlafe).
Es geht aber auch ums Loslassen, wie auch beim Sterben. Mich ganz in Gottes Hände fallen zu lassen und nur den Körper tun zu lassen. Kopf aus Herz an.
Ich freue mich sehr auf dieses Kind und bin so gespannt darauf, welche Gottesgaben es mitbringt. Ich danke Gott dafür, dass er uns dieses Kind schenkt und wir ihm als Eltern dabei helfen dürfen seine Potenziale zu entfalten & ihm unsere bedingungslose Liebe zu schenken (was wir leider nicht immer schaffen werden).
Immer wieder kommt mir gerade in den Sinn, dass
die Zeit nur eine Dimension von uns Menschen ist.
Das Ende und der Anfang sind von Gott bestimmt.
Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. (Offenbarung 22,13)
Denn nicht die Zeit bestimmt den Anfang und das Ende, sondern Jesus Christus, unser Bruder und König.
Für mich hat das etwas Tröstliches und Hoffnungsvolles. Ein Aufgehobensein in Gottes Schöpfung. Gerade eine Geburt, die für mich auch eine spirituelle Erfahrung ist, gerade weil ich mich frei von Raum und Zeit, gefühlt in einer anderen Dimension befinde, hat etwas Göttliches. Diese andere Dimension zuzulassen und die Kontrolle abzugeben ist für mich am schwersten. Vielleicht ist es ein bisschen wie Sterben und wieder Auferstehen.
...
Eure Freya
Rise up and shine!
P.S.: keine Garantie für logische Gedankengänge, musste beim Schreiben ein paar Wellen veratmen.
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