top of page
  • AutorenbildFreya

Schwimmen

Aktualisiert: 10. März

Der erste Termin für das "Kleinkindschwimmen" steht bevor. Unser Sohn stand seit einem Jahr auf der Warteliste für einen Kurs und nun konnte ich einen Platz ergattern. Ich spüre, dass ich einerseits dankbar bin und auf der anderen Seite nervös und aufgeregt, weil ich mich in letzter Zeit viel mit dem "Schwimmenlernen" beschäftigt habe. Ich bin zu dem Schluss gekommen, Schwimmhilfen eher abzulehnen, zum einen, weil sie gefährlich sind und eine falsche Sicherheit im Wasser vorgeben, und zum anderen, weil damit eine falsche Haltung im Wasser erlernt wird. 


Schwimmen "können" ist für mich nicht nur das  Überwasserhalten und die Fortbewegung im Wasser, sondern vor allem auch Gewässer einzuschätzen und Gefahren zu erkennen. So ist es am wichtigsten für mich, dass mein Kind die Erfahrung macht, dass das Wasser ihn trägt, wenn er es zulässt und lernt, den natürlichen Auftrieb zu nutzen. Ich wünsche mir also, dass er in die Verbindung mit dem Wasser kommt und darauf vertraut, dass es ihn trägt. Alle Schwimmtechniken sind dann zweitrangig. 


Jetzt stehen wir hier am Beckenrand mit vielen anderen Kindern und Eltern und warten, dass wir ins Wasser dürfen. Von einem natürlichen Wasser sind wir hier natürlich weit entfernt. Ich sage unserem Sohn, dass das Wasser sehr tief ist und er nur mit mir gemeinsam ins Wasser gehen darf. Es scheint so, dass er das versteht und akzeptiert. Ich habe mir vorher fest vorgenommen, Schwimmflügel abzulehnen, wenn damit geübt werden sollte. Auf den ersten Blick sehe ich viel Spielzeug – zum Glück wenige Schwimmhilfen – und Kinder zwischen zwei und drei Jahren, die mutig vom Beckenrand ins Wasser springen (in die Nähe ihrer Eltern) und tauchen. Davon bin ich schon sehr beeindruckt.


Nachdem der Vorkurs mit einem Lied verabschiedet wurde, dürfen wir ins Becken. Tiefe: ca. 1,30m. Mein Sohn geht bereitwillig mit mir ins Wasser und freut sich. Für mich ist es im Becken sehr laut und wuselig, ich kann die Schwimmtrainerin fast gar nicht verstehen. Wir machen ein paar Übungen im Wasser und üben dann die Kinder am Beckenrand loszulassen, wo sie sich festhalten können. Ich merke langsam die Reizüberflutung und werde angespannter. Unser Kind ist zum Glück entspannt und fühlt sich wohl im Wasser. Er geht ein paar Mal unter, verschluckt sich einmal, aber das scheint ihm nichts auszumachen. Am Ende bin ich erleichtert, dass er das Angebot so gut annimmt. Und doch habe ich ein komisches Bauchgefühl. Ist es wirklich das, was ich möchte? 


In den darauffolgenden Kursstunden werden anfangs Trockenübungen gemacht. Die Bewegungen der Arme und Beine werden geübt. Eigentlich sind Kinder erst mit fünf oder sechs Jahren kognitiv in der Lage so eine komplexe Technik wie das Brustschwimmen zu erlernen. Ich bleibe also ganz entspannt und übe keinen Druck aus. Andere Eltern leider schon und ich bekomme Mitleid mit den Kindern. Im Wasser sollen die Arm- und Beinbewegungen dann geübt werden, lediglich mit einer Schwimmnudel unter dem Bauch/Brust als Unterstützung. Das kann ich gerade noch akzeptieren.

Jetzt, am Ende des Kurses, kann ich sagen, dass unser Sohn sich mit der Schwimmnudel frei im Wasser bewegen kann ohne unterzugehen. Er springt selbstbewusst vom Beckenrand geht kurz unter und kann die Luft dabei anhalten. Ich bin natürlich stolz darauf, aber ist das der richtige Weg? Ob wir einen weiteren Kurs besuchen, weiß ich noch nicht. Für mich fühlt es sich irgendwie nicht ganz richtig an.  


Wir gehe ich damit um? Dieses Thema führt mich allgemein dazu, wie ungern ich Entscheidungen treffe. Das ist wirklich nicht meine Stärke. Oft entscheide ich nach Gefühl ohne mir viele Gedanken über das Für und Gegen zu machen, geschweige denn, am Ende des Prozesses eine rationale Begründung zu haben. 


So fühlt sich mein Leben an manchen Tagen an als würde ich schwimmen. Ich weiß nicht, ob es nach links oder nach rechts geht. Wie soll ich mich entscheiden? Warum muss ich mich entscheiden? Was sind eigentlich MEINE Bedürfnisse? Was wollen Gott und Jesus von mir? 

Im Moment weiß ich das nicht so genau und habe das Gefühl, dass ich "feststecke" und nicht weiß wohin die "Reise" geht. 


Mache ich meine Entscheidungen vom Wohlbefinden anderer anhängig? Ja, sehr oft. Das verunsichert mich total. Dann bekomme ich ganz schlechte Laune und merke wie ich unzufrieden werde mit anderen und vor allem mit mir selbst.  


Wasser ist auch nicht so wirklich mein Element. Ich fühle mich eher unsicher in offenen Gewässern, kenne die Gefahren und bin vorsichtig. Ich halte mich an Seen und am Meer hauptsächlich im flachen Wasser auf. Eine gute Schwimmerin bin ich auch nicht. 


Doch Schwimmen hat auch etwas Positives:


Wenn ich mich sicher fühle, spüre ich im Wasser ganz bewusst den Auftrieb und kann mich sehr gut entspannen. Ich fühle mich geborgen und trotzdem frei, ganz im Hier und Jetzt. Verbunden und im Einklang mit der Natur ...


... und dann ...


... meldet sich hinten in meinem Kopf eine leise Stimme: "Reicht das? Ist das genug? Darf ich einfach sein?" 



Eure Freya

Rise up and shine!


0 Kommentare
bottom of page