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AutorenbildLisa

Nachhaltigkeit

Sind wir von Gott dazu aufgerufen, nachhaltig zu leben? Fordert Gott uns auf, die Schöpfung zu schonen? Wenn ja, was sollten wir dafür tun? Reicht es im Kleinen weniger Müll zu produzieren und faire Bio-Lebensmittel zu kaufen? Oder sollten wir uns z. B. in NGOs (non-governmental organizations = Nichtregierungsorganisationen) wie Greenpeace, WWF oder PETA engagieren? Was sollten wir tun? Und in welchem Maße sollten wir das tun?

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt der Fragen, die mich jetzt schon seit längerem beschäftigen. In den letzten Jahren haben mein Mann und ich angefangen, nachhaltiger zu leben. Wir versuchen immer mehr darauf zu achten, Ressourcen zu schonen, weniger Müll zu produzieren, faire (wenn möglich regionale) Lebensmittel zu kaufen und so weiter.


Wir haben das bei Weitem noch nicht perfektioniert! Es gibt noch sehr viel, was wir besser machen können und schon mit der ersten groben Suche bei YouTube stößt man auf viele Menschen, von deren nachhaltigem Lebensstil wir noch viel lernen können. Aber wir arbeiten weiter daran.

Vor diesem Hintergrund hat mich natürlich interessiert, was denn die Bibel zum Thema Nachhaltigkeit sagt.

Was sagt Gott über seine Schöpfung?

Wenn wir vorne im Schöpfungsbericht anfangen, finden wir gleich zwei interessante Stellen:

„Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich. Und sie sollen herrschen über die Fische des Meers und über die Vögel des Himmels, über das Vieh und über die ganze Erde und über alle Kriechtiere, die sich auf der Erde regen. Und Gott schuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie. Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie untertan, und herrscht über die Fische des Meers und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen.“ (1. Mose 1,26-28)

Gott sagt hier, dass wir über die Erde herrschen sollen. Ich denke nicht, dass Gott von herrschen auf eine negative Art und Weise spricht. Immerhin ist Gott ein liebender und barmherziger Gott, der sich um seine Geschöpfe sorgt. Er ist bei jedem noch so kleinen Lebewesen.

„Verkauft man nicht zwei Spatzen für einen Fünfer? Und nicht einer von ihnen fällt zu Boden, ohne dass euer Vater bei ihm ist.“ (Matthäus 10,29)

Genauso sollten wir uns dann auch um Gottes Schöpfung sorgen, wie ein liebevoller Herrscher/eine liebevolle Herrscherin eben, der/die nur Gutes für sein/ihr Volk möchte. So beschreibt auch David in den Psalmen die verantwortungsvolle Rolle des Menschen in Bezug auf die Schöpfung:

„Du hast ihn wenig geringer gemacht als Gott, mit Ehre und Hoheit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrscher gesetzt über die Werke deiner Hände, alles hast du ihm unter die Füsse gelegt: Schafe und Rinder, sie alle, dazu auch die Tiere des Feldes, die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, was da die Pfade der Meere durchzieht.“ (Psalm 8,6-9)

Außerdem sagt Gott im zweiten Kapitel der Bibel, dass der Mensch den Garten Eden bebauen und bewahren soll. Und auch wenn Gott hier explizit vom Garten Eden spricht, können wir denke ich das allgemeine Prinzip ableiten, auch den Rest seiner Schöpfung nicht willkürlich zu zerstören oder verkommen lassen.

„Und der HERR, Gott, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaute und bewahrte.“ (1. Mose 2,15)

Gott liebt seine Schöpfung. Er liebt jeden Teil seiner Schöpfung; jeden Menschen, jede Pflanze, jedes Tier.

„Und da sollte es mir nicht leidtun um Ninive, die grosse Stadt, in der über hundertzwanzigtausend Menschen sind, die nicht unterscheiden können zwischen ihrer Rechten und ihrer Linken, und um die vielen Tiere?“ (Jona 4,11; Hervorhebung von mir)

Er sorgt sich um alles und so sollten auch wir uns um alles sorgen.



Welche weiteren Ideen finden wir in der Bibel?

Direkt am Anfang des Neuen Testaments begegnet uns das Gebot der Nächstenliebe, welches neben dem Gebot, Gott zu lieben, das höchste Gebot ist.

„Er sagte zu ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Dies ist das höchste und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Matthäus 22,37-39)

Auch einen nachhaltigen Lebensstil zu führen, kann man als Akt der Nächstenliebe sehen. Menschen können durch meine Entscheidungen beispielsweise unter besseren Bedingungen arbeiten und bekommen mehr Geld für ihre Arbeit. Die Erde wird nicht mehr als nötig zugemüllt und es werden nicht mehr Ressourcen als nötig verbraucht, sodass auch nachfolgende Generationen noch unter ähnlichen Bedingungen wie wir auf der Erde leben können. Dass Menschen ausgebeutet und Tiere gequält werden, ist auf jeden Fall eindeutig keine Liebe.

Hinzu kommt, dass wir den Nachhaltigkeitsgedanken an sich auch schon in der Bibel finden. Im fünften Buch Mose heißt es wie folgt:

„Wenn du unterwegs auf irgendeinem Baum oder auf der Erde zufällig ein Vogelnest mit Jungen oder mit Eiern findest, und die Mutter sitzt auf den Jungen oder auf den Eiern, dann sollst du nicht die Mutter mit den Jungen wegnehmen.“ (5. Mose 22,6)

Hier wird davon gesprochen, dass man sich nur das nimmt, was man benötigt. Den Rest soll man bewusst in Ruhe lassen, sodass auch wieder Neues entstehen kann.


Wir sehen also, dass Nachhaltigkeit ein Thema ist, das mit den grundlegendsten christlichen Vorstellungen eng verbunden ist. Gott liebt seine Schöpfung und auch wir sind aufgerufen, sie zu lieben. Liebe ist hier mehr als nur der freundliche Umgang mit meinen direkten Nächsten im Alltag. Liebe bedeutet auch, mir bewusst zu machen, wie meine alltäglichen Entscheidungen (z. B. im Supermarkt) Menschen oder die Natur an ganz anderen Orten der Welt beeinflussen (und leider allzu oft schädigen). Daher klingt das Streben nach einem nachhaltigen Lebensstil für mich erst einmal nach dem genau richtigen Weg.


Ich bin bei meiner Recherche allerdings auch auf einen Gedanken gestoßen, der dem Ganzen zwar nicht widerspricht, aber ihm einen etwas anderen Rahmen gibt. Der Gedanke beruht auf einem Vers aus dem Römerbrief:

„Sie tauschten die Wahrheit Gottes gegen die Lüge und huldigten und dienten dem Geschöpf statt dem Schöpfer - gepriesen sei er in Ewigkeit, Amen.“ (Römer 1,25)

Der Gedanke, den ich zu dem Vers gelesen habe, war, dass wir in Themen wie Nachhaltigkeit oder Umweltschutz nicht so sehr aufgehen sollten, dass wir das große Bild aus den Augen verlieren. Wie Paulus sagt, sollten wir uns überlegen, was dem Schöpfer dient und was nicht. Ich kann diesen Gedanken zum Teil nachvollziehen. Ich denke, in fast allen Fällen ist es vollkommen gut und richtig, sich über nachhaltiges Handeln Gedanken zu machen. Doch sollte man als Christ/Christin vielleicht nicht als politischer Aktivist/politische Aktivistin enden, dem/der es mehr am Herzen liegt, Menschen von der Nachhaltigkeit zu überzeugen als von Gott. Am Ende muss uns bewusst sein, dass wir aus eigener Kraft zwar einen Beitrag zum Erhalt der Schöpfung leisten können, sie aber nicht final retten werden. Auch Nachhaltigkeit kann nur einige Probleme für eine begrenzte Zeit lösen oder diese sogar nur vorübergehend hinauszögern. Wichtiger ist es für Christen/Christinnen doch eigentlich, Menschen von Gott zu erzählen, um ihnen eine langfristige Perspektive zu geben; ihnen zu erzählen, dass Gott sie liebt und mit ihnen eine Beziehung eingehen möchte. Immerhin lädt er jeden Menschen in sein Königreich ein und ist traurig um jeden, der keine Beziehung mit ihm haben will. Wir können in diesem Leben schon anfangen, die Welt wiederherzustellen, aber erst Gottes Eingreifen wird diesen Prozess vollenden und einen Lebensraum für uns schaffen, wie Gott ihn sich von Anfang an vorgestellt hat.

Auch in meinem Leben kann ich Anwendungsfälle für diesen Gedanken finden (wenn auch in einer etwas abgeschwächten Form). Die Umwelt zu schützen, ist momentan schon fast „in“. Deswegen ist es auch sehr einfach von solchen Themen zu erzählen. Erzählt man Menschen hingegen von Gott, stößt man oft auf Abneigung. Aus diesem Grund entscheide ich mich häufig dafür, nicht von Gott zu sprechen. Ich könnte aber beispielsweise in vielen Situationen erwähnen, aus welcher Motivation ich Dinge tue, und dass Gott hinter meinem ganzen Handeln steckt. Das ist jedenfalls mein Ziel für die nächste Zeit. Und Gott steht dabei ganz sicher auf meiner Seite. 😊

Trotz allem denke ich nach wie vor, dass das Gebot der Nächstenliebe ein sehr schwer wiegendes Argument für einen nachhaltigeren Lebensstil ist und dass wir uns aus diesem Grund auch unseres Handelns sehr bewusst sein sollten. Wenn wir jetzt zum Abschluss also noch mal einige der Fragen vom Anfang durchgehen, möchte ich versuchen, eine gewisse Ausgewogenheit einzubringen:

Sind wir von Gott dazu aufgerufen, nachhaltig zu leben? Fordert Gott uns auf, die Schöpfung zu schonen? — Ja, Gott liebt seine Schöpfung und das sollten wir auch tun.


Was sollten wir dafür tun? — Wir sollten verantwortungsvoll mit Gottes Schöpfung umgehen und vor allem auch aus Nächstenliebe an die Menschen denken, die unser Essen, unsere Kleidung und so weiter herstellen.


Reicht es im Kleinen weniger Müll zu produzieren und faire Bio-Lebensmittel zu kaufen? Oder sollten wir uns auch in NGOs engagieren? — Ich denke, solange alles in einem gewissen Rahmen geschieht und man nicht aus den Augen verliert, dass man auch solche Dinge für Gott tut, spricht nichts dagegen, sich auch in NGOs zu engagieren. Es scheint mir aber nicht biblisch vorgeschrieben zu sein. 😉 Jeder/Jede sollte im Rahmen seiner/ihrer Möglichkeiten das tun, was ihm/ihr machbar erscheint — wichtiger als das Ausmaß des Handelns ist aber denke ich, dass wir uns mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen und überhaupt ein Bewusstsein dafür entwickeln, wem wir in unserem Alltag vielleicht schaden, ohne es zu realisieren.

Nachhaltig zu leben scheint für mich manchmal eine fast unlösbare Aufgabe zu sein, vor der man gut und gerne einen gehörigen Respekt haben kann. Wir müssen die Aufgabe allerdings nicht allein bewältigen. Wir müssen daran auch nicht verzweifeln. Es ist gut, wenn wir jetzt und hier tun, was wir tun können. Am Ende wird sich aber Gott seiner Schöpfung annehmen und alles endgültig wiederherstellen:

„Ich bin nämlich überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zur Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. Denn in sehnsüchtigem Verlangen wartet die Schöpfung auf das Offenbarwerden der Söhne und Töchter Gottes. Wurde die Schöpfung doch der Nichtigkeit unterworfen, nicht weil sie es wollte, sondern weil er, der sie unterworfen hat, es wollte - nicht ohne die Hoffnung aber, dass auch die Schöpfung von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werde zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung seufzt und in Wehen liegt, bis zum heutigen Tag.“ (Römer 8,18-22)

Das ist natürlich kein Freifahrtsschein. 😉 Wir sollten trotzdem verantwortungsbewusst handeln und Gottes Schöpfung bewahren. Es ist dasselbe Prinzip, von dem auch Paulus in Römer spricht:

„Was folgt nun daraus? Etwa: Lasst uns der Sünde treu bleiben, damit die Gnade umso grösser werde? Gewiss nicht! […]“ (Römer 6,1-2)

Wir sollten trotzdem tun, was in unserer Macht steht, um die Umwelt und alle Lebewesen zu schützen, aber Gott wird am Ende alles final richten.


Wir können immer an die große, wunderbare Perspektive denken:

„Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel, und der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen ein Zelt aufschlagen. Sie werden nicht mehr hungern und nicht mehr dürsten, und weder die Sonne noch irgendeine Hitze wird auf ihnen lasten. Denn das Lamm in der Mitte des Thrones wird sie weiden und wird sie führen zu Quellen lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen jede Träne von ihren Augen.“ (Offenbarung 7,15-17) ♥

Eure Lisa

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