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Mein getäfeltes Haus

  • Autorenbild: Daniel
    Daniel
  • 31. März
  • 4 Min. Lesezeit

Es ist geschafft! Am letzten Freitag sind wir nach Monaten des Renovierens in unser erstes (und vielleicht auch letztes?) eigenes Haus gezogen. Viele Wochen lang haben wir nun mit reichlich Unterstützung vermessen, abgerissen, neu gebaut, verputzt, gezimmert, geschraubt, gestrichen, und, und, und … dabei ist viel Neues entstanden, aber auch einiges auf der Strecke geblieben.

 

Da wären zum einen unsere Mädels. Oft mussten wir sie vertrösten, hatten keine Zeit zum Spielen oder Kuscheln oder auch nur zum ins Bett bringen. Das hat in den letzten zwei Wochen vermehrt meine Schwiegermama gemacht, damit wir bis in den späten Abend hinein werkeln konnten – wir mussten ja fertig werden.

 

Da wäre auch unsere Beziehung, die einiges an Stress und teilweise recht schlechter Laune auf beiden Seiten aushalten musste. Wenn sich praktisch jedes Gespräch nur noch darum dreht, To Dos zu verteilen, wird es mit der Zeit ganz schön sachlich und kühl.

 

Und dann wäre da noch meine Beziehung zu Gott. Auch die hat ziemlich gelitten. Auch für Gott hatte ich wenig Zeit und habe mich oft bewusst dagegen entschieden, mir welche zu nehmen. „Dann,“, habe ich oft gedacht, „wenn wir eingezogen sind, wenn der Dachboden fertig renoviert ist, wenn ich dort meinen Rückzugsort habe, wo ich auch mal die Tür zu machen und allein sein kann, wenn es still ist und ich mir eine gemütliche Leseecke mit Sessel und Leselampe gebaut habe, dann habe ich die richtigen Rahmenbedingungen und die nötige Ruhe, um mal wieder ausgiebig in der Bibel zu lesen, zu beten und meine christliche Musik voranzutreiben.“

 

Man kann manchmal so herrlich gut Ausreden finden, für Situationen, in denen man sich für den leichten, angenehmen Weg – also für die breite Pforte – entscheidet. Es war einfach bei all dem permanenten Stress so viel leichter, nicht noch weitere To Dos abarbeiten zu müssen. Das Gewissen nagt aber natürlich trotzdem. Und ähnlich wie bei Jesu Versuchung in der Wüste, antwortet mein Gewissen oft mit Bibelstellen:

„Und das Wort des HERRN geschah durch den Propheten Haggai: Ist es für euch selber ⟨an der⟩ Zeit, in euren getäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus verödet daliegt? Und nun, so spricht der HERR der Heerscharen: Richtet euer Herz auf eure Wege!“ (Haggai 1,3-5)

 


Das erste Mal in meinem Leben trifft diese Stelle fast wortwörtlich meine Situation. Ich habe ja tatsächlich monatelang an meinem eigenen Haus gebaut, während wir doch eigentlich in Braunschweig eine Ortsgemeinde sein und an Gottes Haus bauen wollten. Und wenn ich mal reflektiere, wie es mir damit ging, dann muss ich feststellen: Nicht gut. Ich war so oft müde, erschöpft, lustlos oder nervös. Ich habe sehr viel gegrübelt und trübe Gedanken haben oft dominiert. Dabei habe ich doch eigentlich tolle Fortschritte auf der Baustelle gemacht. Da ist es interessant zu lesen, dass die israelischen Rückkehrer aus dem Exil ganz ähnliche Erfahrungen gemacht haben:

„Ihr habt viel gesät, aber wenig eingebracht; ihr esst, aber werdet nicht satt; ihr trinkt, aber seid noch durstig; ihr kleidet euch, aber es wird keinem warm; und der Lohnarbeiter erwirbt Lohn in einen durchlöcherten Beutel.“ (Haggai 1,6)

Ich habe ab und zu Unterhaltungen mit einer Freundin, die gerade zum ersten Mal bewusst in der Bibel liest. Dabei kommen wir immer wieder auf den Punkt, dass ihr vieles, besonders im Alten Testament, sehr verstaubt, überholt und wenig nahbar erscheint. Genau solche Stellen, wie die eben genannten, zeigen mir aber immer wieder aufs Neue: Das ist alles zeitlos! Ich habe so gut wie null kulturelle oder historische Überschneidung mit den Menschen im antiken Israel, und trotzdem durchleben wir genau dieselben Situationen im Leben. Ist das nicht bemerkenswert? Als hätte es jemand extra für mich aufschreiben lassen …

 

Jetzt sitze ich also im neuen Haus und muss feststellen: Die letzte Zeit war irgendwie murks. Ich bin in dieselbe Falle getappt wie schon Menschen vor 2500 Jahren – ich hab mich viel zu sehr um mich und viel zu wenig um Gott gekümmert. Und jetzt, wo ich das schreibe, habe ich zudem das ungute Gefühl, dass ich schon so einige Blogbeiträge genau zu diesem Thema verfasst habe … oh man!

 

Aber wisst ihr, was das Gute ist? Gottes Hand bleibt ausgestreckt – für mich heute genauso wie für die Menschen vor 2500 Jahren: 

„So spricht der HERR der Heerscharen: Richtet euer Herz auf eure Wege! Steigt hinauf ins Gebirge und bringt Holz herbei und baut das Haus (Anm.: Gemeint ist Gottes Haus, der Tempel.)! Dann werde ich Gefallen daran haben und mich verherrlichen, spricht der HERR. Ihr habt nach vielem ausgeschaut, und siehe, es wurde wenig. Und brachtet ihr es heim, so blies ich hinein. Weshalb das?, spricht der HERR der Heerscharen. Wegen meines Hauses, das verödet daliegt, während ihr lauft, jeder für sein eigenes Haus. […] Da hörten Serubbabel, der Sohn des Schealtiël, und der Hohe Priester Jeschua, der Sohn des Jozadak, und der ganze Rest des Volkes auf die Stimme des HERRN, ihres Gottes, und auf die Worte des Propheten Haggai, so wie der HERR, ihr Gott, ihn gesandt hatte, und das Volk fürchtete sich vor dem HERRN. Da sprach Haggai, der Bote des HERRN, im Auftrag des HERRN zum Volk: Ich bin mit euch, spricht der HERR.“ (Haggai 1,7-9 + 12-13)

Es gibt also damals wie heute eine einfache Lösung, aus dem Loch wieder herauszukommen, sich wieder glücklich, ausgeglichen und mit Gott verbunden zu fühlen: Den bisherigen Weg reflektieren und gegebenenfalls nachjustieren. Gott weiß in seiner Weisheit und Liebe, dass wir mit ihm so viel glücklicher sind als ohne ihn! Aber nicht umsonst vergleicht Jesus uns alle des Öfteren mit einfältigen Schafen, die zu dumm sind, um zu wissen, was gut für sie ist. Auch hier ist der Aufruf derselbe: Halte dich an deinen Hirten, dann geht es dir gut und du hast alles, was du brauchst – Sicherheit, Nahrung und Ruhe.

 

Meine Challenge an euch und an mich ist also diese Woche (mal wieder): Lasst uns einen Moment innehalten, unseren Weg reflektieren und gucken, ob wir mit ein wenig Nachjustieren nicht ein tiefenentspanntes und zufrieden mampfendes Schaf werden können 😉 

 

„So seid nun nicht besorgt, indem ihr sagt: Was sollen wir essen? Oder: Was sollen wir trinken? Oder: Was sollen wir anziehen? Denn nach diesem allen trachten die Nationen; denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr dies alles benötigt. Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden.“ (Matthäus 6,31-33)

 

Gottes Segen und bis zum nächsten Mal!

Euer Daniel



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