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AutorenbildUlrike

Leben-nicht immer-einfach-biblisch

Vor einigen Jahren hat sich unsere kleine Gemeinschaft auf den Weg gemacht und alle traditionsbeladenen und gewachsenen Strukturen überdacht. Im Wort Gottes haben wir vieles gefunden, dass uns zur Veränderung bewegt hat.

Anstoß gab auch das Buch „All one in Christ“, geschrieben von einem englischen Ehepaar aus unserer Glaubensgemeinschaft. Der Neuanfang war gemacht, wir lösten unsere Vereinsstrukturen auf, um in Zukunft alle anfallenden Aufgaben unter allen zu verteilen. Das klappt sehr gut, weil sich alle Brüder und Schwestern bereiterklären Verantwortung zu übernehmen.


Eine Neuerung, die wir üben, ist, dass wir Schwestern nicht mehr in Stille an unseren Zusammenkünften teilnehmen, sondern selbstverständlich auch zum Beten und Lehren aufgefordert sind. Selbstverständlich? Selbstkritisch frage ich mich, warum fällt es mir schwer,  zum Beispiel ein Gebet in der Versammlung zu sprechen. Ist es die mangelnde Übung, das jahrelang praktizierte Verhalten, das Konstrukt, das mir in meiner Kindheit und Jugend vermittelt wurde?  Erst Gott-dann Christus, unser Haupt-dann der Mann-und am „Ende“ die Frau?


Ein digitales Fundstück, das mein Mann neulich beim Aufräumen fand, hat meinen Horizont erweitert und mich motiviert an meiner Einstellung zu arbeiten und mutiger zu werden.

Ein Pastor aus dem Christen Centrum Neumünster hielt in Oberhausen eine kleine Vortragsreihe zum Thema „Der Dienst der Frau in der Gemeinde“. Oha, kein Christadelphian, denkt jetzt bestimmt der ein oder andere, doch frei nach dem Bibelvers:

Prüft jedoch alles und behaltet das Gute! (1.Thessalonicher 5,21)

Warum nicht ?!

Grundsätzlich weiß ich:

-         Dass Männer und Frauen vor Gott gleichwertig sind (Galater 3,28)

-         Dass sie jedoch nicht gleichartig sind. Gott hat sich dabei etwas gedacht. Der Mann ist der Stärkere, deshalb ist ihm die Leitung in der Familie übertragen, als Schutz für die Frau. Er beschützt und ehrt sie und hilft ihr. (1.Petrus 3,7) Sie braucht die Liebe des Mannes und ihrerseits „ehrt“ sie ihn, so dass er seiner Aufgabe gerecht wird. Gleichwertig, aber dennoch verschieden,  bilden sie vor Gott eine Einheit. (Epheser 5,21-25)


Eine Bibelstelle löst immer wieder Diskussionen und Missstimmungen aus. Ihr wisst bestimmt welche ich meine:

Denn Gott will keine Unordnung, er will Frieden. Wie in allen Gemeinden sollen sich auch bei euch die Frauen in den Gottesdiensten still verhalten und dort nicht das Wort führen. Stattdessen sollen sie sich unterordnen, wie es schon das Gesetz vorschreibt. Wenn sie etwas wissen wollen, können sie zu Hause ihren Mann fragen. Denn es gehört sich nicht, dass Frauen in der Gemeinde das Wort führen. (1.Korinther 14,33-35)

Nur diese Verse betrachtet, verbietet Paulus den Frauen das Reden. Warum? Wenn ich den ganzen Korintherbrief lese, stelle ich fest, dass Paulus auf einen Brief mit Fragen aus Korinth antwortet. Leider kennen wir die Fragen der korinthischen Gemeinde nicht, nur die Antworten, die Paulus gibt. Das macht es nicht gerade einfacher.


Es gibt kein Gesetz aus dem alten Bund und keine Regel, die Jesus aufgestellt hat. In manchen Übersetzungen heißt es: … es wird den Frauen nicht gestattet, …es wird ihnen nicht erlaubt. Diese Formulierung deutet auf die jüdische Auslegung des alten Bundes hin. Rabbinisches Gedankengut, festgehalten im Talmud, spricht oft von tu dies, lass das, es ist erlaubt, es ist nicht gestattet. Es ist also gut möglich, dass die neue Gemeinde in Korinth mit starken Einflüssen aus der rabbinischen Lehre zu kämpfen hatte. Den Rabbinern galt es als Schande, wenn eine Frau ihre Stimme hören lässt. Übrigens galt bei ihnen eine Verschleierung der Frau ebenfalls als gesetzt.


Auch im Leben und Wirken Jesu sehe ich diese Unterordnung der Frauen nicht. Das lässt die Vermutung zu, dass es sich bei der Stelle aus dem Korintherbrief um eine Antwort auf die Frage, welchen Einfluss der jüdische, rabbinische Glaube auf den neuen Bund zwischen Christus und den Menschen haben darf, handelt. Paulus selbst erklärt einige Verse vorher, dass Frauen beten und prophetisch Reden dürfen. Wieso sollte er sich selbst widerlegen?

Die Liebe soll also euer höchstes Ziel sein. Strebt aber auch nach den Gaben, die der Geist Gottes gibt; vor allem danach, in Gottes Auftrag prophetisch zu reden. (1.Korinther 14,1)
Was bedeutet das nun für euch, liebe Brüder und Schwestern? Wenn ihr zusammenkommt, hat jeder etwas beizutragen: Einige singen ein Loblied, andere unterweisen die Gemeinde im Glauben. Einige geben weiter, was Gott ihnen offenbart hat, andere reden in unbekannten Sprachen, und wieder andere übersetzen das Gesprochene für alle. Wichtig ist, dass alles die Gemeinde aufbaut. (1.Korinther 14,26)

Eine grundtextnahe Übersetzung der Bibelstelle aus 1.Korinther 14,33 ff lieferte der Pastor des Christen Centrum in Neumünster gleich mit:

„Gott ist nicht (ein Gott) der Unordnung, sondern des Friedens wie (es) in allen Gemeinden der Heiligen (Gültigkeit hat– Eure Frauen sollen (nach eurer Anweisung) in den Gemeindeversammlungen schweigen, denn es wird ihnen (von euch) nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich (eurer Meinung nach) unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, so (sagt ihr) sollen sie daheim ihre eignen Männer fragen, es ist nämlich (eurer Meinung nach) unschicklich für eine Frau, in der Gemeindeversammlung zu reden. Oder ist das Wort Gottes von euch (Männern) ausgegangen? Oder ist es zu euch (Männern) allein gelangt?“


Das macht Sinn.  In allen Einzelheiten kann ich hier nicht seine Argumentation wiedergeben, das würde den Rahmen sprengen. Wer möchte, kann gerne das Script zu seinen Ausführungen über mich anfordern.



Ein paar ermutigende Stellen aus der Bibel unterstreichen die Einstellung von Paulus.

Jubelt dem HERRN zu, ihr Menschen auf der Erde! Preist ihn mit Liedern, singt und jubelt laut vor Freude! (Psalm 98,4)
Alles, was lebt, lobe den HERRN! Lobt den HERRN. Halleluja! (Psalm 150,6)

Zum Jubel und Lob sind alle Menschen aufgerufen! Und nicht nur dazu. Wir lesen in Apostelgeschichte 21,9  von den vier Töchtern des Philippus. Alle konnten prophetisch reden und hier steht nichts von einem Verbot.


In Lukas 2 wird von Hanna, der Prophetin berichtet.

An diesem Tag hielt sich auch die alte Prophetin Hanna im Tempel auf, eine Tochter von Phanuël aus dem Stamm Asser. Sie war nur sieben Jahre verheiratet gewesen, seit langer Zeit Witwe und nun eine alte Frau von 84 Jahren. Hanna brachte ihre ganze Zeit im Tempel zu. Um Gott zu dienen, betete und fastete sie Tag und Nacht. Während Simeon noch mit Maria und Josef sprach, trat sie hinzu und begann ebenfalls, Gott zu loben. Allen, die auf die Rettung Jerusalems warteten, erzählte sie von diesem Kind. (Lukas 2,36-38)

Sie „erzählt“ im Haus Gottes, was man auch als „lehren“ bezeichnen kann.

Und der Prophet  Joel verkündet:

Wenn dies geschehen ist, will ich, der Herr, alle Menschen mit meinem Geist erfüllen. Eure Söhne und Töchter werden aus göttlicher Eingebung reden, die alten Männer werden bedeutungsvolle Träume haben und die jungen Männer Visionen. (Joel 3,1+2)

Mein Fazit bis hierhin: Singen, loben, beten und von Gott und seinem Heilsplan reden ist mir ausdrücklich erlaubt! Das ermutigt mich! Ich versuche altes Denken abzulegen und mich mit Freude und Dankbarkeit zu öffnen für neues Tun!


Immer wieder frage ich mich, warum es einige Bibelstellten gibt, die zu großen Diskussionen und Auseinandersetzungen führen. Es könnte für uns Menschen doch so einfach sein mit klaren Regeln und Gesetzen. So langsam glaube ich, genau das will Gott nicht. Jeder Mensch kann zu jeder Zeit sein Verhalten an der Schrift orientieren, egal wo auf der Erde oder in welchen Verhältnissen er lebt. Und genau deshalb gibt es diese „schwierigen“ Stellen. Irgendwann muss ich mich ganz persönlich damit beschäftigen und das Geschriebene für mich einordnen und umsetzen. Das ist meine selbstverantwortliche Freiheit in Christus.  Also geht die „Reise“ weiter: Darf ich dann auch in der Gemeinde lehren?

Mehr dazu in meinem nächsten Blog.


Eure Ulrike

 

Die Bibelzitate sind der Übersetzung Hoffnung für alle® entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica. Inc.® Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis-Verlag Basel.


Bildquelle: pixabay von  NoName_13

 

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