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AutorenbildLisa

Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid

„Was bewegt mich gerade?“ Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich auf der Suche nach einer Idee für den heutigen Blogeintrag war. Eigentlich hatte ich schon ein Thema, zu dem ich etwas schreiben wollte. Aber ich hatte ein komisches und auch irgendwie schlechtes Gefühl dabei. Im Gespräch mit meiner besten Freundin und ihrer Schwiegermutter (keine Sorge, es war Corona-konform 😉) wurde gesagt, dass ich eigentlich nur darauf vertrauen muss, dass Gott mir hilft, ein passendes Thema zu finden. Wie recht sie doch haben.


Nach dem Gespräch habe ich also angefangen zu beten und diverse Ideen durchzugehen. Zwischenzeitlich habe ich sogar überlegt, einfach zu losen und zu beten, dass Gott mich das richtige Thema ziehen lässt. Da ich das zu dem Zeitpunkt aber gerade nicht machen konnte, habe ich weiter nachgedacht, welches Thema es werden soll. Dabei habe ich dann festgestellt, dass mich keins dieser Themen im Augenblick so richtig berührt. Wie sollte ich über ein Thema schreiben, dass mich im Moment nicht beschäftigt und mit dem ich mich nicht wirklich wohl fühle? Also habe ich mich gefragt, was mich in letzter Zeit so bewegt hat. Und tatsächlich ist mir etwas eingefallen, was ich gerne mit euch teilen möchte – etwas, bei dem ich das Gefühl hatte, dass ich doch kein Los mehr ziehen muss.



Truth Be Told


Durch unsere Gastbeitrag-Schreiberin Hannah habe ich diese Woche ein neues Lied kennengelernt, das mich sehr berührt hat. Das Lied ist von Matthew West und heißt „Truth Be Told“. Falls ihr es euch zuerst anhören möchtet, ist hier der Spotify-Link dazu: https://open.spotify.com/track/0CbDc6JeCKQGYVAI89abdm Und falls ihr auch das Video dazu ansehen wollt, ist hier der YouTube-Link: https://www.youtube.com/watch?v=j4wYkS8Z3Io


In dem Lied geht es darum, dass Menschen (natürlich nicht alle, aber doch sehr viele – mich leider eingeschlossen…) immer sagen, dass es ihnen gut geht, alles in Ordnung und unter Kontrolle ist. Aber eigentlich sind wir bedrückt, traurig, zerschlagen, gebrochen, gedemütigt, mutlos, hoffnungslos, sündig (im englischen Original heißt es „broken“, was es gut zusammenfasst, aber dazu gibt es leider keine wirklich schöne Übersetzung). Der Punkt ist aber, dass Gott von all unseren Problemen und Fehlern weiß. Vor ihm können wir eh nichts geheim halten. Warum also verstellen wir uns tagein tagaus? Vor allem vor unseren Geschwistern in der Gemeinde? Und zu welchem Zweck? Ist es nicht eher kontraproduktiv? Sind es nicht eigentlich genau die, die Jesus in den Seligpreisungen selig nennt?

„Selig die Armen im Geist - ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden - sie werden getröstet werden. Selig die Gewaltlosen - sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit - sie werden gesättigt werden. Selig die Barmherzigen - sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig, die reinen Herzens sind - sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften - sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt werden. Selig, die verfolgt sind um der Gerechtigkeit willen - ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und euch das Ärgste nachsagen um meinetwillen und dabei lügen.“ (Matthäus 5,3-11)

Jesus ist zu den Zöllnern und Sündern gegangen und hat mit ihnen gegessen. Und was haben sie gemacht? Sie sind ihm nachgefolgt.

„Und als Jesus von dort weiterzog, sah er einen Mann, der Matthäus hiess, am Zoll sitzen. Und er sagt zu ihm: Folge mir! Und der stand auf und folgte ihm. Und es geschah, als er im Haus bei Tisch sass, dass viele Zöllner und Sünder kamen und mit Jesus und seinen Jüngern bei Tisch sassen.“ (Matthäus 9,9+10)
„Und es geschieht, dass er in dessen Haus bei Tisch sitzt. Und viele Zöllner und Sünder sassen mit Jesus und seinen Jüngern bei Tisch. Es waren nämlich viele, und sie folgten ihm.“ (Markus 2,15)
„Es kamen aber auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und sagten zu ihm: Meister, was sollen wir tun?“ (Lukas 3,12)

Sollten wir uns dann nicht auch öffnen und zugeben, dass wir zu dieser Gruppe von Menschen gehören, die nun mal nicht perfekt ist, aber Jesus nachfolgen möchte? Matthew West singt in einer Strophe davon, dass wir so wie wir sind zu Gott kommen können – beladen mit all unseren Gedanken, Problemen und Sünden. Seine Theorie ist, dass sich dann mehr Leute angesprochen fühlen würden, Gott kennenzulernen. Und vielleicht hat er Recht. Vielleicht sind wir manchmal zu verschlossen, sodass Nicht-Christen das Gefühl bekommen, wir wären alle heilig. Dabei ist es doch eigentlich genau das Gegenteil. Wir wissen alle, das wir nicht perfekt sind, aber genau so unperfekt dürfen wir zu Gott kommen. An einer anderen Stelle im Lied singt Matthew West ungefähr Folgendes: Kann ich hier wirklich ohne Scham vor Gott stehen, wissend dass sich seine Liebe für mich nicht ändern wird? Wenn das wahr ist, dann sollte diese Wahrheit erzählt werden.



Wahrheit leben


Wie können wir diese Wahrheit also weitererzählen? Wahrscheinlich wäre es am einfachsten, wenn wir diese Wahrheit leben würden. Dann wäre allen klar, dass man nicht perfekt sein muss, damit Gott einen liebt. Ich denke diese Handhabung kann man mit einer Stelle aus Jakobus vergleichen.

„So ist es auch mit dem Glauben: Für sich allein, wenn er keine Werke vorzuweisen hat, ist er tot. Sagt nun einer: Du hast Glauben, ich aber kann Werke vorweisen. - Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich werde dir an meinen Werken den Glauben zeigen!“ (Jakobus 2,17+18)

Das Prinzip, das ich meine, lässt sich von dem unterstrichenen Teil ableiten: Meinen Glauben an sich kann niemand sehen, aber wenn ich den Glauben verinnerlicht habe und entsprechend handle, dann werden die Werke und auch der dahinterstehende Glaube gesehen. Genauso kann niemand sehen, dass Gott uns, so unperfekt wie wir sind, aufnimmt und liebt, wenn wir das nicht zeigen. Wenn wir so tun als wäre alles in Ordnung und die Gemeinde ein Ort für „Heilige“, ist das nicht nur geheuchelt, es lässt auch auf falsche Tatsachen schließen.

„Hört, meine geliebten Brüder und Schwestern: Hat Gott nicht die erwählt, die in den Augen der Welt arm sind, und sie zu Reichen im Glauben und zu Erben des Reiches gemacht, das er denen verheissen hat, die ihn lieben?“ (Jakobus 2,5)

Diese Tatsache, dass Gott uns unvoreingenommen liebt und aufnimmt, ist doch so schön, dass wir sie eigentlich teilen sollten. Auch mit den Bedrückten, Trauernden, Zerschlagenen, Gebrochenen, Gedemütigten, Mutlosen, Hoffnungslosen und Sündigen – und spätestens zu der letzten Kategorie müssen wir uns alle zählen.


Matthew West vergleicht die Gemeinde in seinem Lied mit einem Krankenhaus, einem sicheren Ort für die Angeschlagenen. Ich vermute, dass dieser Vergleich auf einem Vers aus Matthäus basiert, denn da spricht auch Jesus davon, dass er (als Arzt) von den Sündern (den Kranken) gebraucht wird und nicht von den Gerechten (den Gesunden):

„Er hörte es und sprach: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Geht aber und lernt, was es heisst: Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“ (Matthäus 9,12+13)

Also sollten wir vielleicht dafür sorgen, dass unsere Gemeinde ein Zufluchtsort für die Kranken und Sünder wird.



Und was bedeutet das praktisch?


Was können wir jetzt also tun, um das in der Gemeinde umzusetzen? Matthew West spricht davon, einfach ehrlich zu sagen, was los ist, uns und unsere Fehler nicht zu verstecken. Ich finde das unfassbar schwierig, da ich mir immer viel zu viele Gedanken darüber mache, was Leute von mir denken (könnten). Wenn es nach Matthew West ginge, sollte mir das eigentlich komplett egal sein, da Gott ja eh schon alles weiß und mich trotzdem liebt – und das ist doch eigentlich was zählt. In der Gemeinde würde mich vermutlich nicht mal jemand wirklich verurteilen, weil alle irgendwelche Fehler haben. Nur kennt man diese Fehler eben nicht. Ein Teufelskreis.


Es müsste wirklich so sein, dass alle Leute ehrlich sind, damit es allen leichter fällt, sich zu öffnen. Manche Individuen (wie zum Beispiel mein Mann) denken und handeln bereits so; von denen können wir im Einzelnen lernen. Ein guter Anfang für die ganze Gruppe ist, denke ich, dass man, wenn man zusammenkommt, erst einmal berichtet, wie es einem geht und was in letzter Zeit so passiert ist. Mit unserer kleinen Gemeinde-Bau- und Blog-Gruppe machen wir das tatsächlich am Anfang eines jeden Treffens und es ist immer super schön und schweißt echt zusammen.


Habt ihr noch andere Ideen, wie man in der Gemeinde und als Gemeinde leben und zeigen könnte, dass Gott uns so wie wir sind liebt? Schreibt es gerne in die Kommentare und lasst uns allen Hoffnungslosen Hoffnung machen, dass sie nicht die einzigen Hoffnungslosen sind und ihnen eine neue Hoffnung mit Gott zeigen.

„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“ (Matthäus 11,28-30)

Eure Lisa ♥

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