„Dem Lebenslauf folgend aus den allzu engen Häusern der Gewohnheit aufbrechen – im Vertrauen darauf, dass einem heute das gegeben wird, was man zum Leben braucht.“ (1)
Heute möchte ich euch mitnehmen auf eine kleine Reise aus den „allzu engen Häusern“ (1). Mein allzu enges Haus, so befand ich vor ungefähr zwei Jahren, war mein Alltag.
Bestimmt von immer wiederkehrenden Abläufen, Ritualen und einem gewissen Phlegma. Zugegeben, das gab mir auch Sicherheit, doch bei genauerem Hinsehen machten mich meine Gewohnheiten unbeweglich und starr. Arbeit, Ruhen, Arbeit - so hieß das Hamsterrad meines Daseins.
Mein Körper meldete sich: „Hallo, du kannst nicht einfach nichts tun und denken, so werde ich lustig älter und bleibe einsatzfähig!“. Ich bin nun etwas über 50, werde wahrscheinlich noch mehr als 10 Jahre aktiv am Arbeitsleben teilnehmen und meine Freizeit wollte ich eigentlich nicht nur auf dem Sofa verbringen, auf der Suche nach Erholung. Mit meinem Mann, meiner Familie, meinen Schwestern und Brüdern und meinen Freunden will ich was erleben, das Leben leben!
Ein chronisches Rückenleiden ebnete mir den Weg zu einer Reha-Maßnahme, eine Prävention der Deutschen Rentenversicherung. Alle Hürden waren genommen und Anfang des Jahres ging's los. Lächelnd erinnerte ich mich an diese Schilder, die den Weg zu Wanderparkplätzen weisen. Anhalten, parken, aussteigen und loslaufen - "Steig aus und wandere". Ein schönes Motto für meine Reha. 😉
Drei Wochen Neues entdecken, Altes wiederfinden, verschwunden geglaubte Fähigkeiten neu erleben.
"[...] aus den allzu engen Häusern der Gewohnheit aufbrechen"
Da war es wieder. Wo hatte ich diesen Satz nur gelesen? Beim Stöbern im Bücherregal entdeckte ich es wieder. Das gesuchte Buch ist von Melanie Wolfers und heißt „Trau dich, es ist dein Leben“ (1). Anschaulich und einleuchtend erfährt man hier, wie man sich mutig dem Leben stellen kann. Ein lesenswertes Buch, dass nun in mein Kurgepäck wanderte.
Ich hatte bis dahin nur die Erfahrung mit einer Mutter-Kind-Kur, die ich vor über 20 Jahren mit meinen drei Kleinkindern gemacht hatte. Jetzt war ich gespannt, wie das ist „nur“ für mich zu sorgen, wie würde das werden? Das Gewohnte überdenken und Neuland betreten ist bei mir immer mit der Angst verbunden, ob ich das wohl schaffe?
"[…] im Vertrauen darauf, dass einem heute das gegeben wird, was man zum Leben braucht."
Aha … Vertrauen. Wem vertraue ich mein Leben an? Meinem Schöpfer, denn der weiß, was ich benötige.
„Darum sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euren Lebensunterhalt, um Nahrung und Kleidung! Bedeutet das Leben nicht mehr als Essen und Trinken, und ist der Mensch nicht wichtiger als seine Kleidung? […] Weshalb macht ihr euch so viele Sorgen um eure Kleidung? Seht euch an wie die Lilien auf den Wiesen blühen! [...] Wenn Gott sogar die Blumen so schön wachsen lässt, die heute auf der Wiese stehen, morgen aber schon verbrannt werden, wird er sich nicht erst recht um euch kümmern? Vertraut ihr Gott so wenig?“ (Matthäus 6,25ff.)
Und weiter in Kapitel 7 heißt es:
„Bittet Gott, und er wird euch geben! Sucht, und ihr werdet finden! Klopft an, und euch wird die Tür geöffnet! Denn wer bittet, der bekommt. Und wer anklopft, dem wird geöffnet.“ (Matthäus 7,7)
Bittet, sucht und klopft an, alles aktive Handlungen, die offensichtlich zum gewünschten Ziel führen. Meine Erkenntnis daraus: Vertrauen heißt sich trauen, aktiv zu werden!
Für mein Ziel, aus meinem Hamsterrad auszusteigen und meinen starren Alltag wieder bunter zu machen, öffnete sich die Tür durch die Maßnahmen der Reha. Endlich hatte ich wieder Spaß an Bewegung. Während der drei Wochen, merkte ich, wie ich von Tag zu Tag aktiver wurde. Schwimmen, walken, Krankengymnastik, Ergometer-Training und Gerätetraining brachten nicht nur meinen Körper in Schwung. Progressive Muskelentspannung und mein persönliches Highlight: „Bewegte Meditation“, angeleitet von einer Tanzpädagogin, waren neue Erlebnisse, von denen ich heute zehren kann.
On top gab es noch ein vielseitiges Wellnessprogramm mit Hydrojetmassagen, Wärmepackungen und die Küche gab ihr Bestes und verwöhnte uns mit leckerem Essen.
Ich mache meinen Körper fit fürs Erleben. Jetzt macht es wieder Freude, durch Gottes schöne Natur zu walken. Meine Umwelt nehme ich bewusster wahr. Ich höre auf meinen Körper und meine Seele. Schaue, atme, genieße, mit Auszeiten für Ruhe, Nachdenken und Gespräche. Ich bin dankbar, dass ich diese drei Wochen erleben durfte in Bewegung für Körper und Geist.
Auf eine bewegte Woche!
Eure Ulrike
(1) Zitate aus dem Buch „Trau dich, es ist dein Leben - die Kunst, mutig zu sein“ von Melanie Wolfers, erschienen im bene! Verlag.
Die Bibelzitate stammen aus der Übersetzung „Hoffnung für Alle“
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