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Haschen nach Wind

Ich habe ja in einem meiner letzten Blogbeiträge schon erwähnt, dass ich in diesem Jahr in Rente gehen werde. Der Zeitpunkt des Abschieds vom Berufsleben rückt nun unaufhaltsam immer näher. Das hat mich dazu bewogen immer dann, wenn im Büro wenig zu tun war, schonmal mit „Ausmisten“ anzufangen.


Also hab‘ ich mal meine Schränke geöffnet, um zu sehen, was sich so alles angesammelt hat. Dazu muss man wissen, dass ich in dieser Firma bereits seit jetzt 33 Jahren beschäftigt bin. Ich gehöre also quasi schon zum „Inventar“. Vielleicht gibt Euch das eine Idee davon, was sich so alles angesammelt haben könnte. Unterlagen von unzähligen Projekten, Fortbildungen, Angebotskalkulationen, Notizbüchern und – Inhalte von sämtlichen Zeitplanbüchern und Kalendern der letzten 33 Jahre. Glücklicherweise habe ich in meinem Büro nur zwei Schränke. Wer weiß, was ich sonst noch alles aufgehoben hätte. Dabei dachte ich immer, ich gehöre gar nicht zu den Jägern und Sammlern (möchte nicht wissen, was andere KollegInnen so alles horten).


Wenn genug Zeit war, hatte ich die Muße, einige dieser Altertümer nochmal durchzublättern. Zum Teil waren das schon interessante Inhalte. Auch war es interessant zu sehen, wie sich die eigenen Einstellungen und Sichtweisen im Laufe der Jahre verändert hatten, was mich allerdings zunehmend auch zu der Frage führte, was mich wohl geritten hat, das alles aufzuheben. Wollte ich irgendwann mal in Erinnerungen schwelgen? Sollte irgendjemand nochmal wissen müssen, was ich am 10.05.1991 in der Besprechung zum Projekt XY notiert hatte oder wo ich am xx.xx.2001 nachmittags gewesen bin?


Unzählige Kartons voller Altpapier habe ich inzwischen in den großen Papiercontainer in unserem Garagenhof der Firma entsorgt. Quasi fast mein ganzes Berufsleben.

Das ist ein sehr seltsames Gefühl – oder besser gesagt – es sind gleich mehrere seltsame Gefühle und Gedanken, die da zusammentreffen. Ambivalent nennt man das wohl heute. Es ist zugleich befreiend, macht aber auch nachdenklich, was eigentlich bleibt nach all den Jahren. Wird sich wohl nachdem ich gegangen bin noch jemand an mich erinnern? Wird der Beitrag, den ich zum Erfolg des Unternehmens geleistet habe (und die unzähligen Überstunden, die das gekostet hat) noch von irgendjemandem gewürdigt werden?


Wie unglaublich passend war es da, dass ausgerechnet in dieser Zeit das Buch des Predigers Salomo Teil der Tageslese war:

"Welchen Gewinn hat der Mensch von all seinem Mühen, mit dem er sich abmüht unter der Sonne? Eine Generation kommt, und eine Generation geht; aber die Erde besteht in Ewigkeit. Und die Sonne geht auf, und die Sonne geht unter, und sie strebt ihrem Ort zu, wo sie wieder aufgeht. Der Wind geht nach Süden und wendet sich nach Norden. Immer wieder sich wendend geht er dahin, und zu seinem Ausgangspunkt kehrt der Wind zurück. Alle Flüsse gehen ins Meer, und das Meer wird nicht voll. An den Ort, wohin die Flüsse gehen, dorthin gehen sie immer wieder. Alle Worte mühen sich ab. Nichts vermag ein Mensch zu sagen. Das Auge wird nicht satt zu sehen und das Ohr nicht voll vom Hören. Das, was war, ist das, was wieder sein wird. Und das, was getan wurde, ist das, was wieder getan wird. Und es gibt gar nichts Neues unter der Sonne. Gibt es ein Ding, von dem einer sagt: « Siehe, das ist neu »? Längst ist es gewesen für die Zeitalter, die vor uns gewesen sind. Da gibt es keine Erinnerung an die Früheren. Und an die Künftigen, die sein werden, auch an sie wird man sich nicht mehr erinnern bei denen, die noch später sein werden." (Prediger 1,3-11)

Liest man weiter im nächsten Kapitel, zieht dort Salomo ein Resümee seiner eigenen Regentschaft. Macht, Reichtum, Ländereien, Parks und Gärten, Dienstboten zu Hauf, rauschende Feste, alles, was das Herz begehrt und dazu noch seine außergewöhnliche Weisheit. Trotz all dem kommt er zu dem Schluss:

"Und ich wandte mich hin zu all meinen Werken, die meine Hände gemacht, und zu der Mühe, mit der ich mich abgemüht hatte. Und siehe, das alles war Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind." (Prediger 2,11)

Ja, Salomos Weisheit ist tatsächlich brutal entwaffnend. Im Rückblick frage auch ich mich, ob der vermeintliche berufliche „Erfolg“, den ich zweifellos hatte, die viele Zeit und Mühe wert war. Auch hier hätte ich vielleicht schon früher auf Salomos Weisheit vertrauen sollen – so wie er in Kapitel 4 schreibt:

"Besser eine Hand voll Ruhe als beide Fäuste voll Mühe und Haschen nach Wind." (Prediger 4,6)

Jetzt ist dieser Lebensabschnitt bald Geschichte. Ein Rückblick ist zwar sicher nicht falsch, aber was nützt es schon, die Fehler der Vergangenheit zu beweinen. Das wäre auch nicht mein Ding. Schließlich ist ja mein vergangenes Berufsleben bereits im Papiercontainer gelandet. Jetzt freue ich mich auf das neue Leben, das so Gott will noch vor mir liegt. Mit neuen Aufgaben, neuen Chancen und neuen Möglichkeiten, die Dinge anders zu machen und die richtigen Prioritäten zu beherzigen: „Trachte zuerst nach Gottes Reich und nach seiner Gerechtigkeit“. Menschen und Beziehungen sollen wichtiger werden, als Wohlstand und berufliche Anerkennung, das ist mein Ziel.


Ich hoffe sehr, dass unser himmlischer Vater meiner Frau und mir noch viele Jahre dieses neuen Lebensabschnitts schenkt (solange unser Herr nicht kommt), damit wir gemeinsam Freude und Freunde genießen können, ganz so, wie es ebenfalls Salomo im Prediger ausdrückt:

"Geh hin, iss dein Brot mit Freude und trink deinen Wein mit frohem Herzen! Denn längst hat Gott Wohlgefallen an deinem Tun. Deine Kleider seien weiß zu jeder Zeit, und das Salböl fehle nicht auf deinem Haupt. Genieße das Leben mit der Frau, die du liebst, alle Tage deines nichtigen Lebens, das er dir unter der Sonne gegeben hat, all deine nichtigen Tage hindurch! Denn das ist dein Anteil am Leben und an deinem Mühen, womit du dich abmühst unter der Sonne. Alles, was deine Hand zu tun findet, das tue in deiner Kraft! Denn es gibt weder Tun noch Berechnung, noch Kenntnis, noch Weisheit im Scheol, in den du gehst." (Prediger 9,7-10)

So tief die Einblicke des Predigers auch waren, so einfach ist dann doch sein Fazit aus all dem Nachsinnen und so passt dann auch der Schluss des Buches wunderbar zum Titel unseres Blogs „Leben – einfach – biblisch“:

"Lasst uns die Summe aller Lehre hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das soll jeder Mensch!" (Prediger 12,13)

Hallelujah! (Gelobt sei Jahweh, unser Gott) Euer Peter



Photo by Kunj Parekh auf Unsplash

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