Gott möchte, dass es uns gut geht. Die Aussage an sich ist eigentlich simpel und einfach zu verstehen und doch habe ich lange gebraucht, um sie tatsächlich zu verinnerlichen. Langsam, aber sicher ist diese Wahrheit jetzt auch zu mir durchgedrungen und ich möchte euch heute davon erzählen, wie sie mein Denken verändert hat.
Jeder von uns hat wahrscheinlich schon zu Genüge festgestellt, dass das Leben nicht immer wie am Schnürchen läuft. „Friede, Freude, Eierkuchen“ ist oft nicht von Dauer und wir finden uns immer wieder in Situationen, die uns belasten. In diesen Phasen vertrauen wir darauf, dass Gott uns helfen wird, einen Ausweg zu finden und uns begleiten und unterstützen wird bis wir diesen gefunden haben.
„[…] Gott aber ist treu, der nicht zulassen wird, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, sodass ihr sie ertragen könnt.“ (1. Korinther 10, 13)
Gott schafft den Ausgang, aber wann?
Was ich erst vor Kurzem begriffen habe, ist, dass dieser Ausgang manchmal näher ist, als wir denken. Wir sind jedoch zu beschäftigt damit, zu versuchen, die Situation auszuhalten und uns an sie zu gewöhnen, dass wir aufhören, aktiv nach dem Ausgang zu suchen, den Gott für uns bereit hält. Wir reden uns gut zu, harren aus und trösten uns mit dem Gedanken daran, dass spätestens mit der Wiederkunft Christi alles besser wird. Dabei möchte Gott schon jetzt, dass es uns besser geht. Es ist ein bisschen so:
Ich finde mich mitten in der Wüste wieder – entweder weil ich mich selbst dorthin manövriert habe oder aufgrund äußerer Umstände. Nur eine Düne entfernt, hält Gott die nächste Oase für mich bereit. Aber da ich sie von meinem Standort nicht sehen kann, setze ich mich hin und versuche, mich mit meiner sandigen Umgebung anzufreunden.
Ich bete und sage „Gott, ich weiß, dass die Wüstentage vorübergehen werden und du an jedem dieser Tage bei mir bist. Ich weiß, dass ich es in der Wüste aushalten kann, sonst hättest du mir diese Bürde nicht auferlegt. Ich nehme meine Situation an. Ich weiß, dass du den Ausgang schaffen wirst und wenn dieser erst kommt, wenn Jesus zurückkommt, ist das in Ordnung, denn ich weiß, dass ich keinen Anspruch darauf habe, dass es mir gut geht. Ich werde versuchen, demütig zu sein, an dieser Lage zu wachsen und daraus zu lernen.“
Und so sitze ich mitten im Sand unter der heißen Sonne und versuche nicht so selbstsüchtig zu sein, mir die Oase schon jetzt herbeizuwünschen, wenn sie in Gottes Plan offensichtlich erst zu einem späteren Zeitpunkt kommt. Dabei müsste ich nur aufstehen, die nächste Düne hinauflaufen und die Oase würde vor meinen Augen auftauchen.
Die Wüste – unser neues normal?
Ich möchte an dieser Stelle keineswegs generalisieren und behaupten, dass dies auf alle Situationen zutrifft, in denen wir uns wiederfinden. Manche unserer Probleme lassen sich erst nach langer Zeit lösen. Manche Wunden heilen nur langsam. Manche gar nicht. Es gibt Probleme, die sich erst auflösen werden, wenn Jesus zurückkommt. Es gibt Krankheiten, für die es erst dann Heilung geben wird. Und das ist keineswegs ein Trostpreis, sondern eine wunderbare Hoffnung, die wir haben dürfen.
Aber ich habe in meinem eigenen Leben gemerkt, dass ich zu schnell den Mut verliere und aufhöre daran zu glauben, dass sich meine Situation verbessern kann. Dass Gott sie schon jetzt verbessern will. Stattdessen versuche ich auszuharren und „stark“ zu sein, indem ich die Situation aushalte.
Mir kommt es oft selbstsüchtig vor, mir eine Verbesserung zu wünschen. Zu lange versuche ich, Lasten anzunehmen, die Gott mir vielleicht schon längst hätte abnehmen können, wenn ich meinen Teil dazu beigetragen hätte. Und irgendwann komme ich an den Punkt, an dem ich mich an meine Lage gewöhnt habe. Die Sonne und der Sand werden meine Normalität. Wirklich zufrieden bin ich so nicht, aber ich habe mich selbst davon überzeugt, dass die Wüste fest zu meinem Leben gehört.
Ist das Gottes Wille? Ich glaube nicht. Ich glaube, Gott möchte uns aus der Wüste herausführen. Gott möchte, dass wir in der Oase leben. Den Weg bereitet er für uns, aber wir müssen unsere Füße selbst in Bewegung setzen. Gott hilft uns, aufzustehen und gibt uns vielleicht noch einen kleinen Schubs in die richtige Richtung, aber häufig müssen wir uns selbst weiterbewegen. Dazu kommt es nicht, wenn wir uns schon darauf eingerichtet haben, unser ganzes Leben weiter in der Wüste zu sitzen.
Meine ganz persönliche Wüste
Damit ihr euch besser vorstellen könnt, wovon ich spreche, möchte ich euch noch von zwei Beispielen aus meinem eigenen Leben erzählen.
Die erste Last, die ich schon länger trage, als Gott vermutlich vorgesehen hatte, ist eine, die ich mir selbst auferlegt habe. Meine Familie und auch meine Co-Blogautoren wissen, dass ich seit einiger Zeit fast immer überarbeitet und gestresst bin. Und auch ihr Leser seid es wahrscheinlich mittlerweile Leid, immer wieder davon zu lesen.
Das Ironische an der Situation ist, dass ich sie schon längst hätte ändern können. Seit Monaten rede ich davon, meine Stunden bei der Arbeit zu reduzieren, um mich weiter auf mein Studium konzentrieren zu können und auch mal wieder Freizeit und ein richtiges Wochenende zu haben. Gemacht habe ich das noch nicht. Warum? Weil ich den Anspruch hatte, es zu schaffen. Ich wollte beides unter einen Hut kriegen, ich wollte keine Schwäche zeigen, indem ich mir quasi „offiziell“ eingestehe, dass mir so alles zu viel ist.
Aber so langsam ist zu mir durchgedrungen, dass das kompletter Quatsch ist. Ich habe mir die Frage gestellt, wie Gott wohl auf mein Leben schaut und ich glaube, er schüttelt den Kopf und fragt sich, warum ich es mir selbst so schwer mache. Er erwartet weder von mir, dass ich es schaffe, so weiterzumachen, noch ist es das, was er für mich möchte. Nein, er möchte mir diese Last abnehmen. Gott möchte, dass es mir gut geht. Und das ist schon länger nicht mehr wirklich der Fall.
Das zweite Beispiel kommt aus einer ganz anderen Richtung und ist ein Beispiel für die Sorte Probleme, für die wir nicht selbst verantwortlich sind. Ich habe eine Weile überlegt, wie viel ich hier darüber schreiben möchte und bin ehrlich gesagt noch nicht an dem Punkt, mich damit wohlzufühlen, hier alles darüber zu teilen. Vielleicht in einem zukünftigen Beitrag.
Deswegen heute nur so viel: Seit ca. 10 Jahren habe ich mit psychischen Problemen zu kämpfen. Die Erkrankung ist noch nicht übermäßig gut erforscht und wird auch noch nicht in allen Kreisen tatsächlich als Erkrankung anerkannt, hat aber tagtäglich großen Einfluss auf mein Leben. Nach dem ersten Versuch einer Therapie am Ende meiner Schulzeit, der nichts brachte, habe ich gelernt damit zu leben – mehr oder weniger.
Seitdem habe ich nichts weiter unternommen und habe stattdessen versucht, mich damit zu arrangieren. Ich dachte, wenn das mein Los ist, dann soll es wohl so sein. Ich habe mich bemüht, diese Last anzunehmen. Jeder hat schließlich sein Päckchen zu tragen, oder? Mittlerweile glaube ich nicht mehr, dass das ein guter Weg war, damit umzugehen.
In diesem Fall kann ich natürlich nicht sicher wissen, ob Gott Heilung oder Linderung für mich bereithält. Aber ich werde es nie erfahren, wenn ich nicht einen neuen Versuch wage, Hilfe zu finden. Mittlerweile gibt es neue Studien und Erkenntnisse, die es vor sechs Jahren noch nicht gab, also wer weiß… Ich glaube nicht (mehr), dass es selbstsüchtig ist, sich Heilung zu wünschen. Ich glaube, es ist Gottes Wille, dass wir Heilung finden. Also sollten wir es nicht weiter versuchen?
Der Weg in die Oase
Ich kenne eure persönlichen Situationen nicht und maße mir auch nicht an, die Lösung für eure Probleme zu kennen. Natürlich sollte es nicht unsere Erwartungshaltung sein, dass es für jedes unserer Probleme eine schnelle Lösung gibt. Nicht umsonst lehrt uns die Bibel an vielen Stellen, wie wichtig es ist, ausharren zu können ohne unser Gottvertrauen zu verlieren. Ich glaube aber, dass es genauso falsch ist in das andere Extrem zu verfallen und zu schnell davon auszugehen, dass sich keine Lösung finden wird und das womöglich sogar Gottes Wille für unser Leben ist. Ich persönlich war auf der Skala ein wenig zu weit in diese Richtung gerutscht.
Deswegen möchte ich euch mit diesem Beitrag dazu ermutigen, nicht zu resignieren und in falscher Frömmigkeit im Sand zu sitzen und auszuharren, obwohl die nächste Oase schon auf euch wartet. Gott möchte, dass es euch gut geht. Gott möchte euch aus der Wüste herausführen.
Wenn wir versuchen, das zu wollen, was Gott will, dann beinhaltet das auch, zu wollen, dass es uns gut geht. Das steht nicht im Widerspruch dazu, demütig zu sein. Demut bedeutet nicht, weiter zu leiden, obwohl Gott vielleicht schon jetzt einen Ausweg bereithält.
Die nächste Oase ist nicht immer hinter der nächsten Ecke. Manchmal ist der Weg lang und beschwerlich. Manch eine Oase werden wir erst erreichen, wenn das Königreich beginnt. Aber egal in welcher dieser Situationen wir uns wiederfinden, sollten wir uns nicht einfach im Sand niederlassen und versuchen eine Last anzunehmen, von der Gott nie wollte, dass wir sie tragen.
Gott will, dass du glücklich bist.
Bis zum nächsten Mal!
Eure Lea
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