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AutorenbildLea

Gemeinsam

„Gemeinde“ oder auch „Glaubensgemeinschaft“. Egal welches Wort man verwendet, betonen doch beide gleichermaßen, dass es darum geht, etwas zusammen zu tun: Gemeinsam zu glauben und diesen Glauben auszuleben. Doch warum ist es Gott so wichtig, dass wir nicht nur alleine glauben, sondern uns als Teil einer Gemeinschaft sehen?


Zusammenkommen um den Glauben gemeinsam auszuleben war schon seit der Anfangszeit des Christentums ein elementarer Bestandteil dieser Glaubensrichtung. So trafen sich die ersten Christen in Jerusalem täglich im Tempel:

„Täglich verharrten sie einmütig im Tempel und brachen zu Hause das Brot, nahmen Speise mit Jubel und Schlichtheit des Herzens, lobten Gott und hatten Gunst beim ganzen Volk. Der Herr aber tat täglich hinzu, die gerettet wurden.“ (Apostelgeschichte 2,46-47)

Auch im Hebräerbrief lesen wir von der Wichtigkeit eines regelmäßigen Zusammenkommens der Geschwister, welches der Ermutigung aller dienen soll:

„Lasst uns das Bekenntnis der Hoffnung unwandelbar festhalten – denn treu ist er, der die Verheißung gegeben hat –, und lasst uns aufeinander achthaben, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzureizen, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander ermuntern, und das umso mehr, je mehr ihr den Tag herannahen seht!“ (Hebräer 10,23-25)

Doch warum ist das Zusammenkommen so ein wesentlicher Bestandteil des Glaubens?



Unter Gleichgesinnten


Ich glaube, vor allem soll die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen uns eine Hilfe sein, wie auch die Verse aus Hebräer beschreiben. Schließlich lesen wir schon im Rahmen der Schöpfungsgeschichte:

„Und der HERR, Gott, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist; […]“ (1. Mose 2,18)

Gott weiß, dass wir Menschen Wesen sind, die ein Bedürfnis nach Gemeinschaft verspüren. Natürlich wird der ein oder andere fragen, warum es denn gerade eine Glaubensgemeinschaft sein muss. Gemeinschaft gibt es schließlich in allen möglichen Formen: Lebensgemeinschaft, Wohngemeinschaft, Hausgemeinschaft, Dorfgemeinschaft, Vereine, Freundeskreise usw. Also warum ist es wichtig, auch noch einer Gemeinde anzugehören? Kann man nicht genauso gut alleine glauben?


Ich denke, grundsätzlich ist es natürlich möglich, alleine zu glauben. Einigen bleibt aufgrund ihrer Umstände vielleicht auch gar nichts anderes übrig. Aber ob das genauso gut ist, wie seinen Glauben innerhalb einer Gemeinschaft auszuleben – das wage ich in Frage zu stellen.


Bei den allermeisten Hobbys ist es ähnlich. So werden zum Beispiel die meisten Musiker bestätigen, dass es um einiges mehr Spaß macht mit anderen zusammen Musik zu machen als alleine.


Zum einen kann man dabei unheimlich viel lernen. So hat zum Beispiel ein Pianist mit klassischer Ausbildung, der gelernt hat nach Noten zu spielen und dabei möglichst genau das umzusetzen, was der Komponist in der Partitur vorgegeben hat, einen ganz anderen Zugang zu Musik als jemand, der sich selbst nach Gehör das Klavierspielen beigebracht hat und sich noch nie mit Musiktheorie auseinander gesetzt hat. Doch besonders diese unterschiedlichen Herangehensweisen an ein und dasselbe Thema können unheimlich bereichernd sein und unsere beiden Pianisten aus dem Beispiel können viel voneinander lernen und haben danach vielleicht ein ganzheitlicheres Bild dessen, was Musik ausmacht.


Zum anderen kann es dabei helfen, neue Motivation zu finden. Ein Instrument zu lernen und irgendwann beherrschen zu wollen, erfordert viel Zeit und Mühe. Ganz egal, ob man über Klavier, Geige, Trompete oder die eigene Stimme spricht. Dabei nicht die Motivation und nicht den Spaß an der Sache zu verlieren, ist manchmal alles andere als leicht.


Doch auch hierbei können einem andere Musiker wunderbar helfen. Sie verstehen die Probleme mit denen man zu kämpfen hat, weil sie schon viele ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Egal ob es am Klavier zu kleine Hände für die großen Notenabstände sind oder die Barré-Akkorde auf der Gitarre am Anfang nicht sauber klingen – die meisten Musiker, die das gleiche Instrument spielen, werden ähnliche Probleme auf ihrem Weg gehabt haben.


Das gleiche gilt auch für den Glauben. Genauso wenig, wie mir ein Gärtner weiterhelfen kann, wenn ich mich mit Chopin herumschlage, kann ein Ungläubiger mir aus einem Glaubenstief heraushelfen. Diese Art von Unterstützung können wir nur unter Gleichgesinnten finden. Und ich glaube, Unterstützung auf dem eigenen Glaubensweg brauchen wir alle immer wieder.




Unter vielen


Ein weiterer Aspekt, auf den ich eingehen möchte, ist, dass wir als Christen immer Teil eines größeren Ganzen sind. So beschreibt Paulus uns zum Beispiel als einzelne Körperteile:

„Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. Wenn der Fuß spräche: Weil ich nicht Hand bin, gehöre ich nicht zum Leib; gehört er deswegen nicht zum Leib? Und wenn das Ohr spräche: Weil ich nicht Auge bin, gehöre ich nicht zum Leib; gehört es deswegen nicht zum Leib? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? Wenn ganz Gehör, wo der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder bestimmt, jedes einzelne von ihnen am Leib, wie er wollte. Wenn aber alles ein Glied wäre, wo wäre der Leib? Nun aber sind zwar viele Glieder, aber ein Leib.“ (1. Korinther 12,13-20)

Ein weiteres viel verwendetes Bild ist, dass wir einzelne Bausteine eines neuen Tempels sind:

„Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist. In ihm zusammengefügt, wächst der ganze Bau zu einem heiligen Tempel im Herrn, und in ihm werdet auch ihr mit aufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist.“ (Epheser 2,20-22)
„Zu ihm kommend als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, Gott hochwillkommen durch Jesus Christus!“ (1. Petrus 2,4+5)

Gott möchte eine Beziehung zu uns aufbauen und mit uns in Gemeinschaft leben. Und zwar nicht nur mit „uns“ im Sinne von uns selbst, sondern im Sinne von uns allen. Die genannten Verse sprechen nicht nur von mir als Individuum, sondern von mir als Teil einer Gruppe – der Gruppe Menschen, mit denen ich hoffe, im Königreich gemeinsam mit Gott und Jesus leben zu dürfen. Also warum sollte ich mich bewusst von dieser Gruppe separieren, wenn ich doch hoffe, die Ewigkeit mit ihnen zu verbringen?



Beziehungen bedeuten Arbeit


Glaube hat immer auch mit Beziehungen zu tun. Unsere Beziehung zu Gott. Unsere Beziehung zu Jesus. Und eben auch unsere Beziehung zueinander. Doch damit Beziehungen funktionieren, muss man an ihnen arbeiten.


Liest man von den Streitigkeiten in den ersten Gemeinden im Neuen Testament scheint es manchmal an ein Wunder zu grenzen, dass diese Gemeinden überhaupt funktioniert haben und dass wir in den Briefen an diese Gemeinden nicht den Rat finden „Trennt euch besser, das hat eh keinen Sinn mehr!“. Doch für diese Gemeinden hat es sich gelohnt, an ihren Beziehungen zu arbeiten und ich glaube, auch für uns lohnt es sich, an dieser Form von Gemeinschaft festzuhalten.


Damit diese Gemeinschaft funktioniert, ist allerdings ein Bemühen auf allen Seiten erforderlich. Für ein Auge ist es sicherlich nicht leicht, sich vorzustellen wie ein Ohr die Welt wahrnimmt und dass das Ohr nicht verstehen kann, was das Auge mit „rot“, „grün“ und „blau“ eigentlich meint. Trotzdem ist es für einen Körper viel leichter seine Umgebung wahrzunehmen, wenn er Augen und Ohren hat und nicht nur eins von beiden.


Beziehungen erfordern Arbeit – auch unter Glaubensgeschwistern. Aber die Arbeit lohnt sich. Als funktionierende Gemeinschaft können wir einander unterstützen und erbauen. Als funktionierende Gemeinschaft können wir auch besser andere Menschen erreichen und ihnen zeigen, was es bedeutet, Teil von Gottes Familie zu sein. Schließlich sind wir als Tempel aus vielen Steinen um einiges sichtbarer als ein einziger Stein.


Ein wesentlicher Faktor, in dem sich die beschriebene „Arbeit“ ausdrückt, die wir in unsere Beziehungen innerhalb der Gemeinde stecken sollten, ist Zeit. Zeit dafür, unsere Geschwister richtig kennenzulernen. Zeit dafür, unseren Geschwistern zuzuhören und ihnen unter die Arme zu greifen, wenn sie Hilfe brauchen. Zeit dafür, gemeinsam zu lachen und etwas zu unternehmen – nicht nur sonntags.


Diese Zeit sollten wir uns bewusst nehmen, denn diese Zeit ist unfassbar wichtig dafür, unsere Gemeinschaft zu stärken und uns auch tatsächlich als Gemeinschaft zu erleben. Wenn Gemeinde sein heißt, gemeinsam zu glauben, dann sollten wir uns mit den Menschen, mit denen wir gemeinsam glauben, ebenso viel beschäftigen wie mit dem Inhalt dessen, was wir glauben. Sonst werden wir der Bedeutung am Ende nicht gerecht.


Also lasst uns nicht vergessen, dass die Frage „Wer ist mein Bruder/ meine Schwester?“ durchaus auf einer Ebene steht mit „Wer war David?“ oder „Wer war Jeremia?“. Am Ende können wir von allen dreien unheimlich viel lernen. Zumindest, wenn wir beim nächsten Bibelstudium auch einmal die Augen anheben und schauen, mit wem wir da eigentlich gerade die Bibel aufgeschlagen haben. 😉



Bis zum nächsten Mal!

Eure Lea

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