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  • AutorenbildDaniel

Frühling, Sommer, Herbst und Winter

Neulich morgens stand ich am Bahnsteig. Ich wartete auf den Regionalexpress und ließ abwesend den Blick über die anderen Reisenden schweifen. Eine junge Frau in Daunenjacke vor mir zog sich mürrisch die Kapuze über den Kopf. Ein Mann mittleren Alters lief gemächlich aber kontinuierlich dieselben paar Meter auf und ab. Ein anderer stand steif und in die Ferne starrend da, als wollte er versuchen, seinen inneren Akku noch bis zum Eintreffen des Zug auf den letzten paar Prozent zu halten.


Plötzlich wurde ich von einer älteren Dame aus meiner Gedankenlosigkeit gerissen, die auf einmal keinen Meter vor mir wie aus dem Nichts auftauchte und dabei sagte: „Meine Güte zieht das hier! Der Wind steht heute aber auch besonders ungünstig!“. Tatsächlich wäre ich von der Frau weit weniger überrascht worden, hätte ich nicht selbst in einer halbwegs winddichten Ecke zwischen dem leider geschlossenen Wartehäuschen und einer dicken Betonsäule gestanden, weil auch mir fürchterlich kalt war. Der Wind zog wirklich über den Bahnsteig als wollte er einem mit Nachdruck unter die Nase reiben, dass man lieber im warmen Bett hätte bleiben sollen. Der Himmel war ein einziger grauer Matsch. Ungemütlich war wirklich eine Untertreibung für das Wetter insgesamt.


Und so kam mir eine Frage, die ich in letzter Zeit öfter hatte, wieder in den Sinn: Wird es überhaupt nochmal Sommer?


Versteht mich nicht falsch – ich höre durchaus zu, wenn meine Tochter vom Kindergarten nach Hause kommt und lautstark singend verkündigt, dass die Jahresuhr niemals still steht. Auch ich habe das schon vor der Grundschule gelernt und da das Ganze ja „immer schon wieder von vorne an“-fängt auch oft genug gesungen, um es wirklich zu verinnerlichen. Und trotzdem habe ich vor einiger Zeit an einem Ausnahmetag mit erfreulichen 17°C erschrocken festgestellt, dass ich irgendwie vergessen hatte, dass jedes Jahr nach der Kälte und dem grauen Himmel auch wieder blauer Himmel und Sonne kommt. Das war nicht so sehr ein meteorologischer Zweifel, sondern mehr emotionale Resignation, durch die sich mein Kopf über die Wintermonate schleichend eingeredet hat, dass dieses ewige trübe Grau, die Kälte und der Regen/Hagel/Schnee vielleicht doch nicht irgendwann wieder vorübergehen. Irgendwie passt dieses Wetter ja leider auch sehr treffend auf vieles, was man tagtäglich in den Nachrichten hört. Das hat das Ganze sicher noch bestärkt.

Interessanterweise scheint das Wissen über den Kreislauf der Jahreszeiten nicht nur in meinem Kopf etwas überdeckt worden zu sein. Erst vor kurzem habe ich beiläufig erwähnt, wie erschrocken ich über die Erkenntnis war, dass ich, einfach ohne es zu merken, aufgehört hatte den Frühling und Sommer zu erwarten, und sowohl meine Frau als auch eine Freundin konnte so ziemlich dasselbe berichten. Auch sie hatten sich dabei erwischt, dass die Vorstellung, bald wieder ohne Jacke nach draußen gehen oder in kurzer Hose im Park liegen zu können, für sie seltsam unwirklich schien. Genauso ging es auch mir. Natürlich wusste ich, dass es jedes Jahr bedingt durch die Neigung der Erdachse unweigerlich auch in unseren Gefilden wieder warm und sonnig werden würde. Und trotzdem war da dieser Teil von mir (und offenbar auch von anderen), der sich schwer damit tat, völlig überzeugt zu sein, dass die Naturgesetze auch dieses Jahr noch genauso greifen würden, wie sie es letztes Jahr noch getan hatten. Es fühlte sich einfach nicht danach an.

Vielleicht geht es dem/der ein oder anderen von euch auch so. Vielleicht seid ihr auch so im trüben Grau gefangen, dass es unwirklich scheint, jemals wieder herauszukommen. Vielleicht ist es für euch auch gar nicht wortwörtlich das graue Wetter, in dem ihr euch gefangen fühlt, sondern ein Umstand, eine Situation oder ein Lebensabschnitt, der euch bedrückt, runterzieht und scheinbar nie wieder enden will.

Aber er wird enden. Hier ist was Gott nach der Sintflut versprochen hat:

„Von nun an, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8,22)

Für mich ist das zunächst mal ganz konkret eine Erinnerung daran, dass ich sicher sein darf, dass das bedrückende und motivations-fressende Schietwetter auch wieder vorbei geht. Gleichzeitig ist es aber auch eine Erinnerung daran, dass jede bedrückende und kräftezehrende Situation vorbei gehen kann – weil Gott alles in der Hand hält! Sollte derselbe Gott, der die Naturkonstanten geschaffen hat und im ganzen, endlosen Universum das Gewicht jedes einzelnen Elektrons so innerhalb seines Limits hält, dass wir nicht nur überhaupt leben können, sondern dass wir auch die Wunder von Frühling, Sommer, Herbst und Winter, von Tag und Nacht, von Saat und Ernte und am Ende das Wunder des Lebens selbst bestaunen können … sollte dieser Gott nicht in der Lage sein, auch nach unserem persönlichen Herbst oder Winter wieder Frühling und Sommer folgen zu lassen?



Ja, Gott hat nach der Flut ein ganz bestimmtes und besonders schönes Zeichen als Beweis seiner Existenz und Treue eingesetzt: den Regenbogen. Auch der Regenbogen ist ein Symbol für das Gute nach dem vermeintlich schlechten – denn nur durch Sonne nach Regen wird er überhaupt sichtbar. Aber weniger eindrucksvoll und viel alltäglicher können wir doch eigentlich in den ganz profanen Dingen Gottes Existenz und Wirken genauso wahrnehmen – indem wir zurückblicken auf wie viele Jahre auch immer wir schon leben und erkennen, dass Gott noch nie sein Versprechen gebrochen hat: Es wurde jedes einzelne Jahr Frühling, dann Sommer, dann Herbst, dann Winter. Und dann ist es genauso gekommen, wie der große Prophet Zuckowski vorausgesagt hat: Es fing alles wieder von vorne an!

Natürlich wird der Atheist nun sagen, dass sich das alles wunderbar ohne Gott erklären lässt. Alles folgt bekannten und nachvollziehbaren physikalischen Gesetzen. Aber auch die Wissenschaft kann nicht sagen, warum es diese Gesetze eigentlich gibt, und vor allem, warum sie so beständig sind. Es ist irgendwie selbstverständlich, aber es müsste keineswegs so sein.

Der eine sagt nun, es sei ein glücklicher Zufall. Der andere sagt, es ist Gott, der alles in der Hand hält und bewusst so beständig am Laufen hält, damit wir leben können. Für den einen gibt es damit keinen Grund zu glauben, dass auf eine trübe, graue Zeit im Leben wieder ein blauer Himmel und Sonnenschein folgen sollten. Der andere kann auch im kältesten Winter oder im regnerischsten Herbst mit innerer Ruhe und Frieden darauf vertrauen, dass das Universum, die Erde und auch er oder sie selbst gehalten und getragen wird in einem ewigen Zyklus, der früher oder später im ewigen Sommer des Friedens und Glücks enden wird:

„Und er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorging aus dem Thron Gottes und des Lammes. In der Mitte ihrer Straße und des Stromes, diesseits und jenseits, ‹war der› Baum des Lebens, der zwölf‹mal› Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt; und die Blätter des Baumes ‹sind› zur Heilung der Nationen. Und keinerlei Fluch wird mehr sein; und der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr sein; und seine Knechte werden ihm dienen, und sie werden sein Angesicht sehen; und sein Name wird an ihren Stirnen sein. Und Nacht wird nicht mehr sein, und sie bedürfen nicht des Lichtes einer Lampe und des Lichtes der Sonne; denn der Herr, Gott, wird über ihnen leuchten, und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und er sprach zu mir: Diese Worte sind gewiss und wahrhaftig, und der Herr, der Gott der Geister der Propheten, hat seinen Engel gesandt, seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss. […] Der diese Dinge bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald. Amen; komm, Herr Jesus!“ (Offenbahrung 22,1-6+20)

Vielleicht hängt uns nur ab und zu eine graue Wolke über dem Kopf, die sich bald wieder verzieht. Vielleicht ist für den ein oder anderen aber auch das ganze Leben mehr oder weniger ein einziger eisiger Schneesturm. Für beide gibt es aber die gleiche Hoffnung auf eine Zeit, in der jede Träne abgewischt und jeder Schatten von Gottes Herrlichkeit erhellt wird. Und egal, ob wir uns gerade im persönlichen Frühling, Sommer, Herbst oder Winter befinden, dürfen wir uns getragen fühlen von einem Gott, der alles in der Hand hält. Und wir dürfen wissen, dass das (selbst das Gute!) noch nicht alles ist. Deshalb kann ich mich Johannes nur anschließen und sagen:

„Amen; komm, Herr Jesus! Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen!“ (Offenbarung 22,20-21)

Gottes Segen und bis zum nächsten Mal,

Euer Daniel

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