top of page
AutorenbildUlrike

„Er wird ihnen alle Tränen abwischen.“

Zweimal hatte ich in den letzten Wochen ein Taschentuch auf meinem Sitzplatz  gefunden. Die beiden Anlässe könnten unterschiedlicher nicht sein.

In der kleinen Kapelle am Dorffriedhof hatten die Mitarbeiter des Beerdigungsinstituts auf jeden Platz ein Papiertaschentuch mit dem Hinweis auf der Banderole: „Für die Tränen der Trauer“ gelegt. Absolut sinnvoll, denn es wurde viel geweint.

Zwei Wochen später fand ich wieder ein Taschentuch auf meinem Platz. Diesmal mit der Aufschrift: „Für die Tränen der Freude“. Auch die kullerten während der Trauzeremonie für meinen Sohn und meine Schwiegertochter, die sich in einer freien Trauung an einem idyllisch gelegenen See das „Ja-Wort“ gaben. Wie weit sich der Bogen spannt zwischen Trauer und Freude. Bemerkenswert.


Tränen als Ausdruck von Emotionen

Mir fallen viele Begebenheiten, Auslöser und (Ver-)Stimmungen ein, bei denen ich weine.  Oder umgangssprachlich „heule“, „plärre“, mal mehr, mal weniger laut „schluchze“. Manch einer ist „nah am Wasser gebaut“, das heißt, es braucht nicht viel, eine Kleinigkeit, nur ein Wort, um jenen zum Weinen zu bringen. Ein ganzer Strauß von Gefühlsregungen kann in Tränen münden. Es gibt Tränen der Rührung, der Wut, der Verzweiflung, der Erleichterung oder Erlösung. Spürt mal in euch hinein – kennt ihr auch verschiedene Auslöser für eure Tränen? Habt ihr schon mal geheult wie ein Schlosshund oder seid im Meer der Tränen geschwommen? Und dann gibt´s ja auch die komischen und lustigen Anlässe, bei denen man vor lauter Lachen zu Weinen beginnt.

Wie gut, dass wir in der Erziehung unserer Kinder keinen Unterschied mehr machen zwischen Mädchen, die schon immer „Heulsusen“ sein durften und Jungen, die angeblich keinen Schmerz kennen und bloß nicht weinen dürfen. Dabei ist es erwiesen, das Tränen ein äußerliches Zeichen für eine Gefühlsregung, welcher Art auch immer, sind, die mir sagen: „Hey, da ist etwas, das bewegt dich, schau hin, geh damit um, verarbeite das“.  Manchmal bringen mich Nachrichten im Fernsehen zum Weinen. Dann weine ich mit all denen die Krieg, Gewalt und Terror erfahren. Oder ein Spielfilm spricht mir aus der Seele und ich leide oder freue mich mit den gezeigten Charakteren. Tränen verbinden: weint man gemeinsam, fühlt man sich nicht alleine mit seinen Emotionen. Das baut auf. Tränen verstören: breche ich plötzlich und unerklärt in Tränen aus, kann ich meine Mitmenschen verunsichern. Tränen erleichtern: ein innerer Druck wird nach außen abgeleitet, da kann sich was entspannen.


Können Krokodile weinen?

Umgangssprachlich sind Krokodilstränen ein Ausdruck von geheucheltem Mitleid. Man heult dicke Krokodilstränen, wenn es so aussehen soll, als ob man echtes Mitgefühl hat oder betroffen wirken will. Entstanden ist der Ausdruck, weil man beobachtet hat, dass Krokodile beim Fressen ihrer Beute Tränen vergießen. Das hat eine biologische Ursache und keine emotionale, denn ein Krokodil kennt kein Mitleid mit seiner Nahrung. Wer mehr wissen möchte, hier ein unterhaltsamer Link: https://www.youtube.com/watch?v=8XgrhindiPI


Warum sind Tränen salzig?

Ja, Tränen schmecken salzig. Wo kommt bloß das Salz her? Ganz einfach. Die Tränendrüse ist ein kleines Reservoir voll mit Elektrolyten, hauptsächlich Kalium. In der Tränendrüse ist kein Wasser gespeichert, sondern der Körper holt sich mit Hilfe der Elektrolyte Wasser aus der Augenumgebung und leitet es als Tränen durch den Tränenkanal. Tränen sind nicht salziger als der normale isotonische Salzgehalt des Körpers, z.B. des Bluts. Mehr Infos findet ihr z.B. unter    https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/warum-sind-traenen-salzig-104.html



Was sagt Gottes Wort?

Gebe ich in die Online-Konkordanz (Bibleserver.com) das Wort „Weinen“ oder „Tränen“ ein, tauchen diese, oh Wunder, erst bei Esau und Jakob auf, im 1. Buch Mose Kapitel 27. Warum so „spät“? Gab es vorher keine erwähnenswerten Vorkommnisse, die Tränen auslösten? Im Garten Eden wohl kaum. Ich stelle mir alles wohlgeordnet, vollständig und gut vor. Nun, Jakob erschleicht sich das Erstgeburtsrecht, eine Ordnung wird durcheinandergebracht. Esau weint, als er den Verlust realisiert. Die zweite Stelle, die mir die Konkordanz zeigt, beschreibt in 1.Mose 33,4 die Versöhnungstränen der beiden Brüder, als sie sich nach langem wiedersehen.

Der rannte Jakob entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Beide fingen an zu weinen. (1.Mose 33,4)

Und so geht es weiter durch die ganze heilige Schrift. Alle Bibelstellen, die mir angezeigt werden, beschreiben Tränen, die aus Trauer, Verzweiflung und Verlust geweint wurden. Freudentränen - Fehlanzeige! David weint in seinen Psalmen, Hiob klagt über seine Verluste, Jesaja und Jeremia prophezeien Tränen, die Klagelieder laufen über, auch Jesus weinte, Paulus unterweist, wie in Apostelgeschichte und im Korintherbrief beschrieben, unter Tränen und es finden sich noch soviel mehr Stellen. Warum so viele Tränen? Warum wird soviel geweint? Meine Antwort führt mich in die Offenbarung.

Denn das Lamm, das in der Mitte steht, wo der Thron ist, wird ihr Hirte sein. Er wird sie zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens entspringt. Und Gott wird ihnen alle Tränen abwischen (Offenbarung 7,17)
Er wird ihnen alle Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben, kein Leid, keine Klage und keine Schmerzen; denn was einmal war, ist für immer vorbei. (Offenbarung 21,4)

Die paradiesischen Zustände bei Erschaffung der Welt sind abgelöst worden. Durch die Erkenntnis von Gut und Böse gibt es dazwischen alle erdenklichen Schattierungen menschlichen Denkens und Handelns. Viele davon bringen Tränen mit sich. Umso schöner und wunderbarer wird die Zeit sein, die uns in der Offenbarung beschrieben wird. Alles wird zurechtgerückt, die paradiesische Ordnung wieder hergestellt und das für immer. Über so eine Zusage freue ich mich!

Und bis dahin halte ich es mit den Versen aus Prediger 3: Denn alles hat seine Zeit...

Weinen und Lachen, Klagen und Tanzen  (Prediger 3,4)

... jetzt und in Zukunft!


Eure Ulrike


Die Bibelzitate sind der Übersetzung Hoffnung für alle® entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica. Inc.® Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis-Verlag Basel.



Bildquelle: pixabay von Saydung89

0 Kommentare

Comments


bottom of page