Hallo Lydia,
als ich gehört habe, dass du deine Haare verschenkt hast, war ich sofort sehr interessiert und wollte gerne mehr darüber wissen. Deshalb freue ich mich sehr, dass du mir und den Lesern des Blogs ein paar Fragen beantwortest.
Das Interview
Ingo: Wie bist du darauf gekommen, deine Haare zu spenden?
Lydia: Ich habe jetzt das zweite Mal meine Haare gespendet. Nach dem ersten Mal habe ich mir vorgenommen, das jetzt regelmäßig zu machen, weil ich es eine gute Sache finde, eine Ressource, die ohne viel Aufwand wächst, denen zu geben, die sich darüber freuen. Das bedeutet für mich, dass ich alle 3-4 Jahre zum Friseur gehe und meine Haare um 40 cm kürzen lasse.
Ingo: Was wird mit deinen Haaren gemacht?
Lydia: Beim ersten Mal habe ich mir eine Organisation im Internet gesucht und meine Haare dort hin geschickt. Leider habe ich nie eine Rückmeldung bekommen, ob und, wenn ja, wie meine Haare verwendet wurden. Bei dem Verein, wo ich meine Haare dieses Jahr gespendet habe, weiß ich, dass die Haare selbst verarbeitet werden und an Kinder verschenkt werden, die eine Krankheit haben, wegen der die Haare ausfallen.
Ingo: Wie heißt die Organisation, die das alles organisiert?
Lydia: Verein Die Haarspender.
Ingo: Wird eine bestimmte Haarlänge vorausgesetzt?
Lydia: Wenn man die Mindesthaarlänge googelt, kommen Angaben von ab 20 cm. Man muss jedoch beachten, dass man schon 10 cm für das anknüpfen an den Stoff braucht, und dann nur noch 10 cm Haarlänge hätte. Die meisten Mädchen/Frauen wünschen sich jedoch Haare bis mindestens zur Schulter. Also werden bevorzugt Spenden ab 40 cm genommen. 20 cm werden meistens sogar aussortiert und nicht verwendet.
Ingo: Kann ich auch meine Haare spenden?
Lydia: Auf der Website des Vereins gibt es Merkmale, die ein Haar erfüllen muss, damit man es spenden kann. Ich zähle sie hier einmal auf:
VERWENDBAR
Haare ab mindestens 40cm - Ideallänge 45+cm Bei gestuften Haaren sollten die kürzesten Stufen im Zopf nicht kürzer als 30cm sein
glatt, gelockt oder auch wellig - bei Locken bitte Länge in gelocktem Zustand berechnen
ungefärbt ist am besten geeignet
gefärbt ist verwendbar (sofern nicht x-mal umgefärbt) und strukturell gesund
blondiert ist ok (sofern Struktur gesund)
getönt ist ok - gleiche Farbe Anfang bis Spitzen
gesträhntes oder "gemäschtes" Haar ist ok
mit Henna gefärbt ist verwendbar (Ausnahme Henna Schwarz=Indigo)
leicht splissiges aber sonst gesundes Haar Haar das in Balayage oder Ombre gefärbt wurde (Verlauf der Farbe muss fließend und nicht blockförmig sein)
gesund aussehendes Haar - das auch ohne Spülung oder Haarmaske noch kämmbar ist und glänzt
früher geschnittene "alte" Zöpfe sind verwendbar und können nach bis zu 70 Jahren Aufbewahrungszeit immer noch verwendet werden.
NICHT VERWENDBAR
Dreadlocks
keine Haare mit Weißanteil
kürzeres Haar als 40cm
Zöpfe, wo durch Stufung der Haare nur ein sehr geringer Anteil der Haare 40cm erreicht.
immer wieder umgefärbtes Haar
verschiedene Farben in den Längen
stark beanspruchtes Haar durch tägliches Glätten oder andere Hitzequellen
bunte, unnatürlich gefärbte Haare
dauergewelltes Haar
chemisch geglättetes Haar
krauses Haar
Haar, das nicht in Wuchsrichtung gelegt wurde. (z.B. Haare vom Boden zusammengelegt in verschiedene Richtungen)
Haare aus Bürsten oder gesammelt -Wuchsrichtung ist nicht mehr einheitlich
"Afro" Haare können leider ebenfalls nicht verarbeitet werden.
Da deine Haare inzwischen grau/weiß sind, wirst du sie also nicht mehr spenden können, zumindest nicht zu diesem Verein. Ansonsten musst du selbst recherchieren, ob jemand graue Haare für Perücken verwenden kann.
Ingo: Gab es einen inneren oder und äußeren Antrieb für dein Handeln?
Lydia: Zuerst der äußere, dass ich generell sehr dicke und demnach im Sommer auch sehr warme Haare habe. Aber als Frau/Mädchen kennt wahrscheinlich jeder das Problem, dass man immer die Frisur haben möchte, die man gerade nicht hat. Kurze, wenn man lange Haare hat und lang, wenn man kurze Haare hat. Ich habe mich also entschieden, meine Haare regelmäßig auf eine gewisse Länge wachsen zu lassen und die Hitze im Sommer auszuhalten. Und in dem Jahr, wo sie lang genug sind um gespendet zu werden, schneide ich sie mir so kurz ab, dass ich sie nicht mehr im Nacken habe, also so ungefähr auf Kinnlänge. So habe ich dann ca. 4 Jahre Freude an meinen Haaren, weil ich alle Längen durchlaufe und nicht konsequent mein Leben lang lange Haare oder kurze Haare habe.
Ingo: Würdest du es noch einmal machen?
Lydia: So lange es geht, ja.
Ingo: Hast du einen Tipp für Nachahmer?
Lydia: Nachahmer brauchen keine Tipps, weil sie ja bereits nachahmen. An alle anderen: Traut euch. Das Gefühl von kurzen Haaren ist befreiend, zumal Haare ja auch ein Gewicht haben, und es ist für einen guten Zweck.
Ingo: Du hast deine Haare weggegeben. Hast du auf der anderen Seite das Gefühl, etwas gewonnen zu haben?
Lydia: Auf den ersten Blick natürlich eine neue Frisur. Auf den zweiten Blick aber auch das Wissen, dass sich irgendwann ein Kind über genau diese Haare, die ich nicht mehr gebraucht habe, freuen wird. Es ist ein bisschen wie eine Organspende, nur, dass man dadurch keine Nachteile hat und Organe nicht mehr nachwachsen.
Ingo: Gibt es noch etwas, was du über die Haarspende sagen möchtest?
Lydia: Haarspenden an sich sind eine gute und schöne Sache, weil man fremden Menschen dadurch ein bisschen mehr Freude im Leben schenken kann. Nur leider ist es mit einer Haarspende noch nicht getan. Die Produktion der Perücken kostet Geld und wird von dem Verein Die Haarspender ausschließlich durch Spenden finanziert. Durch die Inflation sind leider immer weniger Spenden eingegangen, was sich letztendlich auch auf die Perücken auswirkt. Wenn man seine Haare also nicht spenden kann oder will, kann man trotzdem einen kleinen Beitrag leisten, um etwas Gutes zu tun. Auf der Website findet man dazu alle wichtigen Informationen. Ich war bei dem Hauptsitz des Vereins in Wien um mir meine Haare schneiden zu lassen und mir hat das ganze Konzept so gut gefallen, dass ich finde, man muss es unbedingt in irgendeiner Form unterstützen.
- Ende des Interviews -
Welch eine schöne Idee.
Gutes tun kann so naheliegend sein.
Da fällt mir der Bibeltext aus meinem letzten Blog ein.
Möge Gott, von dem aller Friede kommt, euch helfen, in jeder Hinsicht das Gute zu tun und seinen Willen zu erfüllen. Er hat unseren Herrn Jesus Christus von den Toten auferweckt. Ihn, durch dessen Blut der neue und ewig gültige Bund geschlossen wurde, ihn hat er zum wahren Hirten seiner Herde gemacht. Jesus Christus wird euch die Kraft geben, das zu tun, was Gott gefällt. Ihm gebührt alle Ehre in Ewigkeit. Amen. (Hebräer 13,20+21)
In diesem Sinne, ab mir den alten Zöpfen. ;-)
Ingo
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Die Bibelzitate sind der Übersetzung Hoffnung für alle® entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica. Inc.® Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis-Verlag Basel.
Ingo Tauchert
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