Nur noch ein Mal schlafen! Ist euch schon weihnachtlich zumute? Wenn ich aus dem Fenster gucke, dann sehe ich immer noch eine Menge von dem grau, über das Ulrike letzte Woche berichtet hat. Meins ist, würde ich sagen, kreidegrau – zwar nicht düster, aber auch nicht gerade belebend. Dafür sieht es bei uns immerhin in der Wohnung etwas „weihnachtsgemütlich“ aus: Wir haben unsere Baum-Alternative aus Holz mit Lichterkette aufgestellt, wir haben diverse winterliche Basteleien der Kinder (und der Eltern) an den Fenstern und ab und zu duftet es herrlich nach Mandarinen. Kekse gibt es natürlich auch.
Daneben hilft es für die Weihnachtsstimmung definitiv, dass unsere Mädels wenn möglich mehrmals am Tag einfordern, dass man ihnen doch jetzt endlich mal was vorlesen solle. Die beiden lieben Bücher! Selbst jetzt schon, wo sie noch nicht selbst lesen können. Natürlich erfordert ein derartiger Buchhunger auch ständig wechselnden Nachschub – und der fällt in diesen Tagen eben mehrheitlich weihnachtlich aus. Egal ob aus der Kindergarten- oder der Stadtbücherei, egal ob Roman oder Wimmelbuch, überall geht es in letzter Zeit um Schneemänner, Rodeln, Geschenke, Nüsse oder den Weihnachtsmann. Und manchmal geht es auch um noch jemand anderen.
Ein Buch, dass ich den Kindern gerade abends zum Einschlafen vorlese, haben ausnahmsweise nicht sie, sondern ich ausgesucht. Nicht ganz uneigennützig … Es ist ein Aventskalenderbuch mit 24 Geschichten rund um den kleinen Jungen „Schnüpperle“, das mir schon meine Mama früher im Dezember vorgelesen hat. Es sind sehr süße, kurze Geschichten für jeden Tag, in denen es darum geht, wie Schnüpperle und seine Familie die Vorweihnachtszeit verbringen. Es stimmt zudem wunderbar nostalgisch, da es in einer Zeit spielt, in der es noch die D-Mark gab und alles so herrlich analog und unvernetzt war. Nur eine Sache war mir nicht mehr so ganz bewusst: Schnüpperle wartet nicht auf den Weihnachtsmann … Schnüpperle wartet auf das Christkind.
Meine Kinder wissen, dass es keinen echten Weihnachtsmann gibt, was sie jedoch nicht davon abhält, auf eine manchmal fast unheimliche, erwachsene Art trotzdem von ihm zu reden und dies mit einem wissenden Augenzwinkern zu kommentieren. Über das Christkind waren wir allerdings noch nie gestolpert. Sie kennen aber die biblische „Weihnachtsgeschichte“ und wissen auch schon einiges über Jesus. Gerade deshalb war es mir ein Anliegen, beim ersten Auftauchen des Christkinds ein paar erklärende Worte anzufügen.
So habe ich also erklärt, dass es mancherorts die Vorstellung gibt, dass Baby-Jesus alle Jahre wieder auf die Erde kommt und Geschenke verteilt. Das fanden die Mädels direkt recht merkwürdig. Damit hatte ich einen guten Anknüpfungspunkt und konnte erzählen, wie es aus meiner Sicht wirklich ist: Natürlich wird Jesus nicht jedes Jahr wieder ein Baby. Ist doch logisch! Er war nur einmal ein Baby und zwar vor ca. 2000 Jahren als er in Bethlehem geboren wurde. Und dann ist er wie jeder Mensch gewachsen und war irgendwann ein erwachsener Mann, „ungefähr so alt wie Papa“. Und jetzt … ja, jetzt ist er immer noch da … und zwar überall … gleichzeitig. Und er ist … seit 2000 Jahren … ein erwachsener Mann … so wie Papa?!
Tja, das ist wohl in etwa, was ich glaube. Wenn man es allerdings nochmal so ausspricht, kann ich gut verstehen, dass viele zu mir sagen: Und das macht jetzt für dich mehr Sinn als Baby-Jesus, der jedes Jahr im goldenen Kleidchen kommt und Geschenke verteilt?
In meinem Bauch zwickt es etwas und ich frage mich, ob ich meinen Kindern das eigentlich wirklich besseren Gewissens erzählen kann als die Christkind-Geschichte. Es klingt unglaublich … und trotzdem glaube ich es. Aber es klingt dennoch mehr als seltsam, wenn man es so auf den Punkt bringt. Solche Situationen sind es, die in mir immer wieder die Frage wecken: Kann das alles wirklich wahr sein? Ist es vernünftig das zu glauben, auch wenn es vermeintlich gegen alle Naturgesetze geht? Diese Zweifel tauchen für mich immer wieder auf, davon habe ich hier schon öfter berichtet. Und bisher bin ich immer wieder zu meiner christlichen Überzeugung zurück gelangt. Manchmal geht das ganz schnell, manchmal dauert es länger. Und manchmal kommt Bestärkung aus ganz unerwarteten Richtungen.
Gestern, zum Beispiel, hat mein Fernseher mir die Weihnachts-Sonderfolge der Simpson vorgeschlagen. Ich habe in meinem Leben hier und da ein paar Episoden der Simpsons gesehen, kenne die Serie aber nicht sonderlich gut. Der ironische und teils sehr sarkastische Blick auf viele verschiedene Bereiche des Lebens trifft aber meist meinen Humor, auch wenn ich dabei ertragen muss, dass er sich ab und zu auch gegen meinen Glauben richtet. So hatte ich wirklich nicht erwartet, ausgerechnet bei den Simpsons auf etwas zu stoßen, was mich im Glauben bestärkt.
(Es folgen Spoiler!)
Als ich jedoch zusah, wie Homer zunächst durch eine schiefgelaufene Hypnose dachte, er wäre der Weihnachtsmann, bis er und mit ihm auch ganz Springfield dann aus dem wohligen Traum erwachte und dabei so ziemlich alle ihren Glauben an alles verloren, kam es zu einer interessanten Unterhaltung zwischen dem plötzlich an seinem christlichen Glauben zweifelnden Ned Flanders und Professor Frink. Flanders fragte Frink, wie er als Wissenschaftler damit zurechtkäme, zu wissen, dass es keinen Gott gäbe, worauf Frink antwortete, dass er das keinesfalls wüsste. Vielmehr müsste er als Wissenschaftler offen für jede erdenkliche Erklärung sein und gerade die Beobachtung der Natur würde ihm zeigen, dass in allem eine erstaunliche und im Grunde unerklärbare Ordnung und Schönheit zu sehen sei. Erstaunlich offen und ausgewogen, wie ich fand.
Ich muss dazu sagen, dass sich im Laufe der Folge herausstellt, dass die Unterhaltung (die im Übrigen während eines U-Boot-Tauchgangs in die Tiefsee stattfand) extra inszeniert wurde, um Flanders aus seiner entstandenen Traurigkeit und der empfundenen Sinnlosigkeit seines Lebens zu retten. Trotzdem wird selbst nach dieser Enthüllung ein kleines Wunder gegen Ende der Szene nicht final aufgelöst, wodurch die Macher der Serie die Option Gott zumindest offen lassen und nicht komplett in der Luft zerfetzten – vielleicht in einem Anflug von weihnachtlich-besinnlicher Friedsamkeit.
Für mich war diese kleine und unerwartete Handreichung Anstoß genug, um noch einmal über meine eigenen Fragen und Antworten nachzudenken. Dabei musste ich auch an meine Frau denken, die jede meiner kleinen Glaubenskrisen immer mit derselben Frage kommentiert: Was wäre denn die Alternative?
Ja, was wäre die Alternative, wenn es keinen Gott gäbe? Die Alternative wäre trotzdem ein starker Glaube: Ein Glaube, dass gegen jede Wahrscheinlichkeit das unbegreifbar komplexe Universum, in dem wir leben, mit allem, was darin existiert und allen Naturkonstanten, die seine Existenz erhalten, rein zufällig entstanden ist; der Glaube, dass mit genug Zeit auch jede millionenfach unwahrscheinlichere Situation als ein Lottogewinn eintreffen kann. Wie ich schon einmal in einem Beitrag geschrieben habe: Der Glaube, dass, wenn ich nur Milliarden Male alle Einzelteile eines Kugelschreibers auf den Boden werfen, es einmal passieren wird, dass der Kugelschreiber auf erstaunliche Weise in seine funktionstüchtige Form „zusammenpurzelt“. Das muss man schon glauben …
Glauben brauche ich also so oder so. Und ich bin für mich erneut zu dem Ergebnis gekommen, dass mir die Variante mit Gott stichhaltiger, sinnstiftender und am Ende tatsächlich wahrscheinlicher erscheint. Wenn ich also an Gott glaube, der das gesamte Universum geschaffen hat, inklusive z.B. Quanten, die gegen alle Logik an zwei Orten gleichzeitig sein können, dann kann ich auch glauben, dass Jesus seit 2000 Jahren 33 ist – verkürzt gesagt 😉
Gott fordert uns sogar heraus, diese Dinge trotz ihrer vermeintlichen Unmöglichkeit und augenscheinlichen Dummheit zu glauben:
„Die Juden wollen Wunder sehen, die Nichtjuden suchen Weisheit, aber wir verkünden, dass gerade der Gekreuzigte der von Gott versprochene Retter ist. Für Juden ist das ein Skandal, für Nichtjuden eine Dummheit“ (1. Korinther 1,22+23)
„Niemand soll sich etwas vormachen. Wenn jemand von euch meint, in dieser Zeit weise zu sein, muss er erst einmal verstehen, wie töricht er ist, damit er wirklich weise wird. Denn was die ‹gottferne› Welt für weise hält, ist nichts als Dummheit vor Gott. So steht es auch in der Schrift: "Er fängt die Klugen mit ihrer eigenen Schlauheit.“ (1. Korinther 3,18+19)
„[…] Sie haben sich am ‚Stein des Anstoßes‘ gestoßen, von dem geschrieben steht: ‚Seht her, ich lege in Zion einen Grundstein, an dem man sich stoßen wird, einen Felsblock, an dem man zu Fall kommt. Doch wer ihm vertraut, wird nicht enttäuscht werden.‘“ (Römer 9,32+33)
„Da sagte Jesus: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ (Johannes 11,25)
Und:
„Aber Jesus hatte laut und deutlich gesagt: "Wer an mich glaubt, der glaubt eigentlich nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat.“ (Johannes 12,44)
Das lässt mich immer wieder schmunzeln 😊 In diesen Stellen zeigt sich für mich, wie nahbar, warmherzig, fair und – in Ermangelung eines besseren Wortes – cool Gott ist, indem er sagt:
Ich bin der Schöpfer aller Dinge. Ich kann alles tun, das habe ich dir schon dadurch gezeigt, wie überwältigend schön und komplex ich alles um dich herum und auch dich geschaffen habe. Ich wünsche mir, dass du mir vertraust. Und ich weiß, dass viele kommen werden, die dich davon abbringen wollen. Daher habe noch eine weitere unmögliche Sache getan, denn für mich ist sie möglich: Ich habe einen Menschen gezeugt, der keinen leiblichen Vater hatte. Und weil er mich und ich ihn liebte und er sich nichts hat zu Schulden kommen lassen, habe ich ihn wieder auferweckt, nachdem die, die seine liebevolle Art nicht ertragen konnten, ihn umgebracht hatten. Alle, die meinen, sie wären klug und stark und könnten auf sich selbst bauen, werden dir sagen, dass das kompletter Unsinn ist. Das sollen sie ruhig tun. Lass sie reden. Du und ich, wir wissen, dass es stimmt. Nur das ist wichtig.
Ja, ich vertraue Gott uns es fühlt sich gut an. Ich weiß, dass das, was ich glaube, sich jeder wissenschaftlichen Methode entzieht. Und auch, wenn ich sonst ein sehr wissenschaftlich denkender und wissenschaftsbegeisterter Mensch bin, habe ich kein Problem damit, anzuerkennen, dass der, der die Naturgesetze eingesetzt hat, sie auch nach Belieben ändern kann. Vor allem jetzt, wo ich wieder mal festgestellt habe, dass er genau das mit Absicht getan hat, mein Vertrauen auf die Probe zu stellen.
Und weil nun Weihnachten ist, das „Fest der Liebe“, erinnere ich mich zudem gerne daran, was mein Glaube noch bedeutet: Er bedeutet, dass ich nicht daran verzweifeln muss, dass kein Politiker der Welt es bisher geschafft hat, das Blutvergießen in so vielen Konfliktregionen auf der Welt zu stoppen. Er bedeutet, dass ich nicht daran verzweifeln muss, dass keine Aktivisten bisher die Länder der Erde darin vereinen konnte, ernsthafte Schritte gegen den Klimawandel zu unternehmen. Er bedeutet, dass ich nicht daran verzweifeln muss, dass selbst vermeintlich Gute Dinge wie dieser Blogbeitrag und der Computer, auf dem ich ihn schreibe, dafür mitverantwortlich sind, dass irgendwo auf der Welt jemand in giftigem Schlamm Rohstoffe fördert, um den Hunger seiner Familie zu stillen. Und mein Glaube bedeutet, dass ich nicht daran verzweifeln muss, dass die Geschichte mir zeigt, dass auch in Zukunft keins der genannten Probleme von irgendeinem Menschen gelöst werden wird.
Ich glaube das ist es, woran wir an Weihnachten denken können: Es gibt einen Gott, der diese Probleme lösen kann. Dass wir sie haben, ist nur eine temporäre Situation, die uns vor Augen führen soll, dass wir es ohne ihn nicht schaffen werden. Er hat aber einen Menschen geschickt, der uns vorgelebt hat, wie wir sein müssten, damit Frieden auf der Welt funktionieren könnte – und der ironischer Weise genau dafür getötet wurde. Auch wenn wir also keine Aufforderung in der Bibel dazu finden, denke ich, es ist absolut angebracht einmal im Jahr an den Geburtstag dieses Mannes vor 2000 Jahren zu denken. Und wenn wir zumindest dieses eine Mal im Jahr alle versuchen, die Liebe und den Frieden zu leben, die er uns vorgelebt hat (sogar gegenüber der schrulligen Verwandtschaft!), dann bekommen wir vielleicht eine kleinen Vorgeschmack auf die Zeit, die Gott uns in Aussicht stellt, über die es heißt:
„Jede Träne wird er von ihren Augen wischen. Es wird keinen Tod mehr geben und auch keine Traurigkeit, keine Klage, keinen Schmerz. Was früher war, ist für immer vorbei.“ (Offenbarung 21,4)
Meine Zweifel, dass es diese Zeit geben wird, sind für’s erste wieder verflogen. Sie werden aber sicher wiederkommen, vor allem dann, wenn mir das nächste Mal jemand (und sei es ich selbst!) erzählen möchte, wie dumm das ist, was ich glaube. Dann werde ich jedoch hoffentlich Gott vor Augen haben, der mir zuzwinkert und mich an unser Geheimnis erinnert, von dem Paulus so tröstend schreibt:
„Denn Gott hat gesagt: "Ich werde die Weisheit der Weisen zunichtemachen und die Klugheit der Klugen verwerfen." Wo bleiben da die Weisen? Wo die Schriftgelehrten? Wo die Wortführer unserer Zeit? Hat Gott nicht gerade das als Dummheit entlarvt, was diese Welt für Weisheit hält? Denn obwohl die Welt von Gottes Weisheit umgeben ist, hat sie mit ihrer Weisheit Gott nicht erkannt. Und darum hat Gott beschlossen, alle zu retten, die seiner ‹scheinbar› so törichten Botschaft glauben. Die Juden wollen Wunder sehen, die Nichtjuden suchen Weisheit, aber wir verkünden, dass gerade der Gekreuzigte der von Gott versprochene Retter ist. Für Juden ist das ein Skandal, für Nichtjuden eine Dummheit, aber für die, die Gott berufen hat – Juden oder Nichtjuden –, ist ‹der gekreuzigte› Christus Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn was an Gott töricht erscheint, ist weiser als die Menschen, und was an Gott schwach erscheint, ist stärker als die Menschen. Seht euch doch einmal eure Berufung an, meine Geschwister. Da gibt es nicht viele, die menschlich gesehen weise oder mächtig oder einflussreich sind. Nein, Gott hat gerade das ausgewählt, was der Welt als dumm und schwach erscheint – um die Weisen und Mächtigen zu beschämen. Und was in der Welt keine Bedeutung hat, was verachtet wird, das hat Gott erwählt, und das, was nichts für sie zählt, um das zunichtezumachen, was für sie zählt. Niemand soll sich vor Gott rühmen können. Euch aber hat Gott mit Christus Jesus verbunden, mit ihm, der uns zur Weisheit wurde, die von Gott kommt, zur Gerechtigkeit, zur Heiligkeit und zur Erlösung.“ (1. Korinther 19-30)
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten und möge Jesus bald tatsächlich wieder kommen! Das echte Christkind … nur eben nicht als Kind … eher als Mann … der echte Christmann!
Gottes Segen und bis zum nächsten Mal!
Euer Daniel
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Alle Zitate sind der Neuen Evangelistischen Übersetzung (NeÜ) entnommen.
Foto von Thays Orrico auf Unsplash (bearbeitet)
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