Vermutlich haben alle von euch schon einmal folgenden Satz gehört:
„Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe“ (Lukas 22, 42)
Oft benutzen wir diesen Satz wenn wir im Gebet um etwas bitten, um auszudrücken, dass wir nicht auf unserem Wunsch bestehen, wenn er nicht in Gottes Plan passt. Wir drücken damit aus, dass wir wissen, dass Gottes Pläne besser sind als unsere eigenen und dass wir die Entscheidung bewusst in Gottes Hand legen und sie akzeptieren werden.
Das ist gewissermaßen die passive Art, diese Einstellung umzusetzen. Wir bitten um etwas und sagen gleichzeitig zu Gott: „Wie du weißt fände ich Variante XY ganz gut, aber ich weiß auch, dass du besser weißt, was gut für mich ist. Also mach du mal!“
Ich möchte mich heute mit der aktiven Herangehensweise auseinandersetzen. Was passiert, wenn wir fragen „Was soll ich machen?“
Gottes Wille für unser Leben
Gott hat einen Plan für unser Leben. Davon lesen wir an verschiedenen Stellen in der Bibel und ich bin der Überzeugung, dass das stimmt. Im Epheserbrief lesen wir zum Beispiel Folgendes:
„Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“ (Epheser 2, 10)
Aber der Punkt, an dem ich oft an meine Grenzen stoße, ist die Frage, wie dieser Plan wohl aussehen mag und welche Aufgaben Gott für mich bereithält.
Viele Menschen, mit denen ich über dieses Thema spreche, sagen mir, dass es für jemanden in meinem Alter ganz normal ist, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Aber ich glaube, diese Fragen sind nicht nur für junge Menschen relevant, die gerade am Beginn ihres Erwachsenenlebens stehen.
Daher möchte ich euch einladen, euch heute (noch einmal) mit mir gemeinsam diese Fragen zu stellen: Wisst ihr, was Gottes Plan für euer Leben ist? Habt ihr das Gefühl, ihr habt die Aufgaben erfüllt, für die Gott euch ausgewählt hat? Was für neue Aufgaben hält er noch für euch bereit?
Auf der Suche nach Antworten
Ich muss euch schon am Anfang dieses Beitrags sagen, dass ich persönlich noch keine eindeutige Antwort für mich gefunden habe. Gott hat mir nicht auf einmal die genaue Liste mit Dingen zukommen lassen, die er mit mir vorhat. Ich glaube nicht, dass das schlimm ist. Aber dazu kommen wir später.
Erstmal möchte ich einige Erkenntnisse mit euch teilen, die mir auf dem Weg begegnet sind und die hoffentlich auch euch helfen können. Anfangen möchte ich damit, dass wir uns auf unserer Suche nach Antworten oft selbst Steine in den Weg legen.
Wollen wir die Antwort wirklich wissen?
Mir ist erst vor kurzem klar geworden, dass ich die Frage nach Gottes Plan für mich bisher nur halbherzig gestellt habe. Ein nicht zu unterschätzender Teil von mir hat nämlich noch immer ein wenig Angst vor der Antwort und davor, dass ich dann tatsächlich das tun müsste, was Gott von mir möchte. Und ich glaube, ich bin mit dieser Angst nicht allein.
Es gehört eine Menge Vertrauen dazu, sich voll und ganz auf Gott einzulassen. Und obwohl ich weiß, dass mich nichts Schlechtes erwartet, halte ich oft noch ein kleines Stück von mir zurück. Ein Stück Selbstbestimmtheit, ein Stück Komfortzone, ein Stück Gemütlichkeit.
Es ist so, als würde ich oben auf dem Drei-Meter-Brett stehen und Gott und Jesus feuern mich an und warten darauf, dass ich endlich springe und sie mich auffangen können. Aber ich bleibe an der Kante stehen und traue mich nicht den letzten entscheidenden Schritt nach vorne zu machen. (Der Vergleich kommt übrigens nicht von irgendwoher, denn ihr lest einen Beitrag von einer Autorin, die in der Schule ihr Silber-Abzeichen nicht bekommen hat, weil sie sich nicht getraut hat vom Drei-Meter-Brett zu springen.)
Dabei wissen wir, dass Gottes Pläne für uns gut sind:
„Denn ich kenne ja die Pläne, die ich über euch plane, spricht der HERR, Pläne des Friedens und nicht zum Unheil, um euch Zukunft und Hoffnung zu gewähren.“ (Jeremia 29, 11)
Darauf müssen wir vertrauen, um unser Leben wirklich voll und ganz in Gottes Hände zu legen. Und auch wenn ich selber noch nicht vollkommen an diesem Punkt angekommen bin, wird die Neugier in mir immer größer, was alles passieren wird, wenn ich endlich springe.
Spurensuche
Für die Suche nach seinem Plan für unser Leben, hat Gott uns einige Hinweise mitgegeben. Meiner Meinung nach sind die wohl aussagekräftigsten Hinweise die Talente mit denen Gott uns ausgestattet hat:
„Da wir aber verschiedene Gnadengaben haben nach der uns gegebenen Gnade, so lasst sie uns gebrauchen: Es sei Weissagung, in der Entsprechung zum Glauben; es sei Dienst, im Dienen; es sei, der lehrt, in der Lehre; es sei, der ermahnt, in der Ermahnung; der abgibt, in Einfalt; der vorsteht, mit Fleiß; der Barmherzigkeit übt, mit Freudigkeit.“ (Römer 12, 8)
Ich glaube, die Talente und Fähigkeiten, die wir haben, wurden uns nicht ohne Grund gegeben. Sie sind vielmehr ein Zeichen für jeden von uns, wie Gott uns einsetzen möchte. Dabei sollten wir nicht nur darauf achten, wie unsere Selbstwahrnehmung ist, sondern auch andere fragen, wie sie unsere Fähigkeiten einschätzen. Den ein oder anderen werden die Antworten vielleicht überraschen.
Hätte man Mose einen Fragebogen gegeben, hätte er „Vor Menschen sprechen“ bestimmt nicht als eins seiner Talente angekreuzt. Und doch hat Gott gerade ihn für diese Aufgabe ausgewählt (vgl. 2. Mose 4, 10 – 12). Wer weiß, welche Fähigkeiten noch in uns schlummern, die wir uns selbst gar nicht zugetraut hätten. Daher sollten wir uns gegenseitig dabei unterstützen, herauszufinden, wo unsere Talente liegen und wie wir diese für Gott einsetzen können.
Welche Talente nutzt ihr schon, welche vielleicht noch nicht? Welche weiteren Wege gibt es, eure Talente einzusetzen? Und gibt es vielleicht noch Talente, die ihr bisher nicht entdeckt habt?
Gottes Willen tun
Unsere Talente gezielt für Gott einzusetzen, ist einer der Wege bewusst Gottes Willen in unserem Leben zu tun, auch ohne Banner am Himmel, das uns eine besondere Aufgabe zuweist. Einen weiteren Weg finden wir in 1. Korinther 13.
Im vorherigen Kapitel beschreibt Paulus die verschiedenen Gnadengaben, die Gott austeilt und wie wichtig es ist, alle als gleichwertig zu betrachten und nicht manche als wichtiger als andere zu betrachten. Das Kapitel endet mit dem Satz „Und einen Weg noch weit darüber hinaus zeige ich euch“ (1. Korinther 12, 31).
Dieser Satz stellt die Überleitung zum Beginn des nächsten Kapitels dar, welcher auch als Hohelied der Liebe bekannt ist. Unter anderem heißt es dort:
„Und wenn ich Weissagung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis weiß, und wenn ich allen Glauben habe, sodass ich Berge versetze, aber keine Liebe habe, so bin ich nichts.“ (1. Korinther 13,3)
Und ein wenig später:
„Die Liebe vergeht niemals; seien es aber Weissagungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen, sie werden aufhören; sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden“ (1. Korinther 13, 8)
Der Zusammenhang ist mir lange nicht aufgefallen, aber all diese Dinge, die Paulus in diesen Versen der Liebe unterordnet, sind die Gnadengaben, die er in Kapitel 12 beschreibt.
Wenn wir also versuchen Gottes Willen in unserem Leben zu tun, ist Liebe einer der Aufgaben, die wir alle gemeinsam haben. Sie ist Grundlage und Ziel aller weiteren Aufgaben, die wir passend zu unseren Fähigkeiten übernehmen. Anderen Menschen Gottes Liebe zu zeigen, ist etwas, das wir jeden Tag machen können, ungeachtet unserer sonstigen Fähigkeiten. Und wir können sicher sein, dass wir in jedem der Momente, in denen wir anderen Gottes Liebe zeigen, Gottes Willen für unser Leben umsetzen.
Denn am Ende sind unsere Talente und die Aufgaben, die Gott in unserem Leben bereithält nur die Werkzeuge, die wir dafür benutzen, Gottes Liebe zu verbreiten und einen positiven Einfluss auf das Leben unserer Mitmenschen zu haben.
Im Großen wie im Kleinen
Wir können also davon ausgehen, dass Gott möchte, dass wir unsere Talente für ihn einsetzen und anderen seine Liebe zeigen, auch ohne dass er uns persönlich dazu aufruft. Aber ist das alles?
Vermutlich kennen die meisten von euch Geschichten von Menschen, die Großes für Gott getan haben. Allein in der Bibel finden wir unzählige Beispiele. Abraham verließ freiwillig seine Heimat, um Gottes Ruf zu folgen. Josefs Weg nach Ägypten war zwar weniger von Freiwilligkeit geprägt, aber er leistete in Ägypten einen großen Dienst für Gott und sein Volk. Daniel nutzte seine hohe Stellung in Babylon um für Gott einzutreten und die Aufzählung könnte noch lange so weiter gehen.
Aber auch in der heutigen Zeit kennen wir Geschichten von Menschen, die eine bestimmte Aufgabe als Gottes Plan für sie erkennen und ihr gesamtes Leben dieser Aufgabe widmen. Wie ich zu Anfang schon schrieb, zähle ich mich nicht dazu. Es gibt keine bestimmte Aufgabe, kein konkretes Ziel, das ich als Gottes Plan für mein Leben erkannt habe.
Ich weiß nicht, ob ich irgendwann an einen Punkt kommen werde, an dem Gott mir tatsächlich eine sehr konkrete Aufgabe zuteilt. Aber ich weiß, dass ich auch ohne so eine konkrete Berufung nicht untätig sein möchte. Jedem von uns stehen unfassbar viele Wege zur Verfügung Gott zu dienen und ich bin der Überzeugung, dass auch ein solcher Dienst „im Kleinen“ genauso dazu dient, unsere Bestimmung zu erfüllen. Denn unsere Berufung ist nicht immer die eine große Aufgabe, die Gott uns offenbart. Unsere Berufung können wir ebenso in den kleinen Dingen finden. Solange wir all diese Dinge für Gott tun, laufen wir auf keinen Fall Gefahr, von unserem Weg abzuweichen.
Würden wir unseren Dienst als weniger wertvoll betrachten, nur weil er uns nicht so groß vorkommt, wie das was andere Menschen für Gott tun, dann verfallen wir in das Denken, vor dem Paulus uns in 1. Korinther 12 gewarnt hat.
Fürs Erste werde ich also weiter versuchen, besser darin zu werden, anderen Gottes Liebe zu zeigen und herauszufinden, wo meine Talente liegen und wie ich diese in Gottes Dienst stellen kann. Und sollte ich doch einmal an den Punkt kommen, dass ich eine konkrete Berufung für mich erkenne, dann hoffe ich, dass ich bereit bin den Sprung zu wagen und mit ganzem Herzen darauf zu vertrauen, dass Gott mich auf dem Weg unterstützen wird und mich mit allem ausstatten wird, was ich brauchen werde, um seinem Ruf zu folgen.
Bis zum nächsten Mal!
Eure Lea
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