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Das Erstlingsprinzip

Ich möchte heute gerne einige Gedanken zu einem Gebot aus dem Alten Testament mit euch teilen. Und zwar soll es um das Erstlingsprinzip gehen. Angestoßen wurden meine Gedanken dabei gar nicht von dem eigentlichen Gesetzestext, sondern durch eine Begebenheit aus dem Leben des Propheten Elias.


In 1. Könige 17 lesen wir davon, wie Elia sich vor König Ahab verbirgt und wie Gott ihn in dieser Zeit versorgt. Zu Beginn des Kapitels hält Elia sich am Bach Krit auf. Der Bach dient ihm in dieser Zeit als Wasserquelle und Raben bringen ihm Brot und Fleisch, von dem er sich ernähren kann. Auf diese Weise sorgt Gott für sein Überleben.

„Und es soll geschehen: Aus dem Bach wirst du trinken, und ich habe den Raben geboten, dich dort zu versorgen.“ (1. Könige 17, 4)

Anschließend begibt sich Elia in das Dorf Zarpat. Auch für diesen Abschnitt hat Gott schon einen Plan, um Elias Versorgung sicherzustellen:

„Siehe, ich habe dort einer Witwe befohlen, dich zu versorgen.“ (1. Könige 17, 9)

Als Elia auf die besagte Witwe trifft, stellt sich heraus, dass die Witwe und ihr Sohn Hunger leiden. Als Elia sie um etwas zu Essen bittet, berichtet sie davon, dass sie nur noch Vorräte für eine letzte Mahlzeit hat, die sie ihrem Sohn und sich zubereiten wird - in dem Wissen, dass sie danach dem Tod ausgeliefert sind. Doch Gottes Plan sieht anders aus.

„Da sagte Elia zu ihr: Fürchte dich nicht! Geh hinein, tu nach deinem Wort! Doch zuerst bereite mir davon einen kleinen Kuchen zu und bring ihn mir heraus! Dir aber und deinem Sohn magst du danach etwas zubereiten. Denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Das Mehl im Topf soll nicht ausgehen und das Öl im Krug nicht abnehmen, bis auf den Tag, an dem der HERR Regen geben wird auf den Erdboden.“ (1. Könige 17, 13 + 14)

Die Witwe handelt genau so und Gottes Versprechen tritt ein:

„Das Mehl im Topf ging nicht aus, und das Öl im Krug nahm nicht ab nach dem Wort des HERRN, das er durch Elia geredet hatte.“ (1. Könige 17, 16)

Die Witwe hat Gottes Versprechen vertraut und war dadurch bereit, von dem wenigen, was sie hatte, zuerst etwas Elia abzugeben. Alles in dem Vertrauen darauf, dass Gott sie trotzdem weiter versorgen würde.



Das Erste abgeben


Diese Geschichte hat mich an die Gaben der Erstlinge aus dem Mosaischen Gesetz erinnert. Die Israeliten wurde dazu aufgerufen, die Erstlinge ihrer Ernte als Opfergaben an den Tempel abzutreten. Das lesen wir zum Beispiel im 3. Buch Mose:

„[…] Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch gebe, und ihr seine Ernte erntet, dann sollt ihr eine Garbe der Erstlinge eurer Ernte zum Priester bringen.“ (3. Mose 23, 10)

Eine andere Stelle zu diesen Opfergaben finden wir in Buch Nehemia. In Kapitel 10 lesen wir davon, wie sich die Israeliten nach dem Wiederaufbau der Stadtmauern Jerusalems auf ein Neues dazu verpflichten, gemäß des Gesetzes zu leben. In diesem Kontext verpflichten sie sich auch zu den Erstlingsgaben.

„Wir verpflichten uns, die Erstlinge unseres Ackerlandes und die Erstlinge aller Früchte von allen Bäumen Jahr für Jahr zum Haus des HERRN zu bringen.“ (Nehemia 10, 36)

Die gleiche Aussage finden wir in den darauffolgenden Versen auch in Bezug auf die Erstgeborenen ihres Viehs und aus der Ernte gewonnene Dinge wie Mehl, Most und Öl.


Es soll also immer das Erste an Gott abgegeben werden, wie auch die Witwe zuerst etwas für Elia zubereitet hat und von dem Rest sich selbst und ihren Sohn versorgte. Doch warum möchte Gott immer den ersten Teil haben?


Ich denke, was uns die Abgabe der Erstlinge und auch die Geschichte von der Witwe und Elia lehrt, ist vor allem eins: Vertrauen.


Die Erstlinge der Ernte und des Viehs bedeuteten Sicherheit für die Israeliten. Niemand konnte wissen, wie viel sie danach noch ernten würden oder wie viele weitere Tiere geboren werden würden. Doch ausgerechnet dieses Stückchen Sicherheit sollten sie Gott abgeben. Warum? Weil Gott deutlich machen wollte, dass sie darauf vertrauen können, dass sie auch danach noch genug haben werden. Sie sollten lernen, auf Gottes Versorgung zu vertrauen, anstatt auf sich selbst.


Ich denke, dieses Prinzip ist für uns heute noch genauso wichtig wie für die Israeliten im Alten Testament. Wir sollen auf Gottes Versorgung vertrauen und dazu bereit sein, in diesem Vertrauen bereitwillig etwas von unseren Ressourcen abzugeben. Doch wie genau können wir dieses Prinzip im Alltag umsetzen?



Unsere Erstlinge


Ich denke, um das Erstlingsprinzip auf unsere heutige Zeit zu übertragen, muss man sich im Wesentlichen zwei Fragen stellen: Was sollen wir abgeben und wie sollen wir es abgeben?




Starten wir also mit der ersten Frage: Von was sollen wir unsere Erstlinge darbringen? Ich glaube, hiermit können viele verschiedene Ressourcen gemeint sein, mit denen Gott uns ausstattet. Vielleicht auch besonders die, die uns knapp vorkommen und von denen wir eher ungern etwas abgeben. In der heutigen Zeit ist das für viele wahrscheinlich die Ressource Zeit.


Um von unserer Zeit einen Erstling abzugeben, müssen wir zunächst hinterfragen, was beziehungsweise wen wir priorisieren, wenn wir unsere Zeit einteilen – Gott oder uns. Schenken wir Gott nur die Zeit, die am Ende des Tages oder am Ende der Woche übrigbleibt, oder ist es für uns eine Priorität, unsere Zeit zuerst für Gott einzusetzen und vertrauen wir darauf, dass für alle anderen Aufgaben auch noch genug Zeit sein wird?


Dabei kann es unterschiedliche Dinge bedeuten, Gott den ersten Teil unserer Zeit zu schenken. Denn ich glaube, es geht hier nicht nur um Bibellese und Gebet oder andere Arten, mit Gott mehr oder weniger direkt Zeit zu verbringen. Ich glaube, Gott unsere Zeit zu schenken ist oft gleichbedeutend damit, unserem Nächsten Zeit zu schenken und das Erstlingsprinzip lehrt uns, dass diese Dinge für uns Priorität haben sollten. Dabei steht weniger im Vordergrund, wie viel Zeit wir für Gott und unseren Nächsten aufwenden, sondern vielmehr, dass wir uns zuerst mit Gott und unserem Nächsten beschäftigen und dann erst mit uns selbst.


Es geht um unsere Prioritäten und auch darum, nicht zu denken, wir hätten zu wenig, um überhaupt etwas abzugeben. Hier sind wir wieder bei der Witwe, die scheinbar nicht genug Vorräte hatte, um Elia etwas abzugeben und doch hat Gott sie weiter versorgt und sie hatte am Ende sogar mehr als zuvor, nachdem sie Elia den ersten Teil gegeben hatte.


Auch beim Thema Zeit dürfen wir darauf vertrauen, dass noch genug für uns übrig bleiben wird, wenn wir zuerst etwas abgeben. Genug Zeit um die Abgabe für die Uni fertig zu machen, genug Zeit um für die wichtige Klausur zu lernen oder was auch immer euch gerade als wichtiges To-Do in den Sinn kommt. Und auch genug Zeit zum Auftanken und Entspannen. Selbst wenn uns unsere Zeit also besonders knapp vorkommt, sollte uns das nicht davon abhalten, Gott und unserem Nächsten zuerst einen Teil unserer Zeit zu schenken, denn wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott uns auch genug Zeit für den Rest schenken wird. Oder um in diesem Beitrag auch noch etwas aus dem Neuen Testament zu zitieren:

„Trachtet aber zuerst nach Gottes Reich und seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden.“ (Matthäus 6, 33)

Also lasst uns versuchen aus dem Denken herauszukommen, wir hätten zu wenig, um es mit anderen teilen zu können und lasst uns ein wenig großzügiger mit den Ressourcen umgehen, mit denen Gott uns beschenkt hat – egal ob Zeit oder Geld oder eine andere Ressource, die euch vielleicht manchmal zu knapp zum Teilen vorkommt. Denn wir dürfen auf Gottes Versorgung vertrauen und darauf, dass auch für uns noch genug übrig bleiben wird, wenn wir zunächst etwas an ihn und an unseren Nächsten abgegeben haben.


Bis zum nächsten Mal!

Eure Lea




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