Seit vier Jahren bin ich die meiste Zeit barfuß unterwegs. Geht das überhaupt? Und wenn ja, wie funktioniert das bei Kälte oder harten, heißen, steinigen Untergründen?
Für mich gibt es da im Moment nur eine Lösung: die immer bekannter werdenden "Barfußschuhe".
Inspiriert wurde ich da vor allem von Daniel, der zu einer Versammlung "Barfußschuhe" trug. Diese Schuhe besitzen eine flache, dünne Sohle und und bieten viel Platz für die Zehen. Somit hat man einen besseren Halt auf dem Untergrund. Der Boden unter den Füßen wird intensiver wahrgenommen, hält aber Nässe und Kälte fern und beugt Verletzungen vor. Mittlerweile gibt es für jede Wetterlage Barfußschuhe. Der Begrifft ist aber nicht geschützt, deswegen ist es möglich, dass jeder einen Schuh als "Barfußschuh" verkaufen kann, obwohl dieser dann nicht alle oben genannten Kriterien erfüllt. Leider.
Ich war sehr fasziniert von den Schuhen und wollte es sofort ausprobieren. Zum einen, weil sich meine Schuhe in meiner Größe immer zu eng anfühlten und dadurch unheimlich schwitzten und zum anderen war ich gespannt darauf inwiefern sich meine Umweltwahrnehmung durch das Tragen verändern würde.
Also kaufte ich mir online ein paar Schuhe und trage diese tatsächlich heute noch nach vier Jahren. Diesen Sommer habe ich mir dasselbe Paar nochmal gekauft und ich liebe es. Das Gehen verändert sich. Meine Schritte sind kleiner, ich rolle weniger auf der Ferse ab, sondern auf dem Fußballen. Meine Füße haben Platz und fühlen sich wohl, sind besser durchblutet und somit nicht mehr so kaltschweißig. Außerdem stolpere ich nicht mehr. Im Gegenteil, ich habe ich einen super Halt und mein Gleichgewicht und meine Haltung hat sich verbessert.
Aber am meisten gefällt mir die sichere Verbindung zur Erde. Ich spüre die kleinsten Steinchen und manchmal pieken sie total, wenn ich zu sehr auftrete. Ich liebe es im Wald oder über Wiesen zu laufen. Dort spüre ich jeden Untergrund und nehme meine Umwelt intensiv und bewusster wahr. Dann fühle ich mit meinen Füßen und der Bodenkontakt gibt mir Sicherheit.
Wenn ich meinen Sohn und andere Kinder beobachte, sehe ich Barfußläufer. Viele Kinder lieben es barfuß zu sein, mögen ungern Schuhe, ziehen überall ihre Schuhe und Socken aus und genießen die Freiheit, Temperaturunterschiede und unterschiedliche Texturen. Sie gehen offen und neugierig durch die Welt. Wenn mein Sohn seine Babyschwester sieht werden als erstes ihre Socken ausgezogen. Sie genießt es, führt ihre Füßchen zusammen, versucht damit zu greifen oder "be-greift" die Füße mit ihren Händen.
Auch in der Bibel gibt es einige Personen, die barfuß unterwegs waren. Unter anderem die Priester im Tempel, Josua, der verlorene Sohn oder David.
Und auch bei Jesus spielen die nackten Füße eine besondere Rolle (z.B. bei der Fußwaschung in Johannes 13). Und ich denke auch er war barfuß oder mit den ersten "Barfußschuhen" unterwegs: Eine Ledersohle mit Riemen befestigt.
Oder Mose:
Er wurde von Gott gebeten seine Schuhe auszuziehen, weil er heiligen Boden betrat.
Mose hütete damals die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er die Herde von der Steppe hinauf in die Berge und kam zum Horeb, dem Berg Gottes. Dort erschien ihm der Engel des HERRN in einer Flamme, die aus einem Dornbusch schlug. Als Mose genauer hinsah, bemerkte er, dass der Busch zwar in Flammen stand, aber nicht niederbrannte. »Merkwürdig«, dachte Mose, »warum verbrennt der Busch nicht? Das muss ich mir aus der Nähe ansehen.« Der HERR sah, dass Mose sich dem Feuer näherte, um es genauer zu betrachten. Da rief er ihm aus dem Busch zu: »Mose, Mose!« »Ja, Herr«, antwortete er. »Komm nicht näher!«, befahl Gott. »Zieh deine Schuhe aus, denn du stehst auf heiligem Boden!
Das Schuhe ausziehen oder "Barfußsein" kann also ein Symbol für Demut sein. Oder auch dem Nahsein.
Mich näher zu fühlen, meinen Mitmenschen gegenüber, mir selbst und Gott. Das ist mir sehr wichtig.
Danke Gott, dass du mir Füße gegeben hast, um mich fortzubewegen und den Untergrund zu fühlen. Die Freiheit zu spüren. Danke, dass du mir das Gefühl gibst dir nahe zu sein, wenn ich barfuß unterwegs bin. So kann ich behutsamer, respektvoller und friedvoller durchs Leben gehen, so wie dein Sohn. Amen.
Liebe Grüße,
Freya
Rise up and shine!
hier noch ein schöner passender, christlicher Artikel:
https://www.sonntagsblatt.de/artikel/glaube/predigt-komm-barfuss-zu-mir [Zugriff:11.11.2o24]
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