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Auf Gottes Stimme hören

Um ganz ehrlich mit euch zu sein: Ich hatte bis vor kurzem keine Ahnung, worüber ich dieses Mal schreiben soll. Da hat man gerade seinen ersten Beitrag geschrieben und schon kommt die erste Schreibblockade!


Aber wie das immer so ist, kommt die Inspiration in den Momenten, in denen man sie nicht erwartet. Für alle Leser mit Zeitdruck hier der Hinweis, dass ihr gerne ein paar Abschnitte überspringen und bei "Gottes Stimme im Alltag" weiterlesen dürft, wenn ihr nur wissen wollt, was ich gelernt habe und nicht die ganze Geschichte hören wollt, die mich darauf gebracht hat, darüber zu schreiben 😉 Aber vorerst zurück zu dem Tag, der mir doch noch eine Idee für diesen Beitrag geliefert hat:


Samstag, der 14.06.20


Ich hatte beschlossen, spontan zu meiner Familie zu fahren und mit ihnen zu grillen. Meine Mutter hatte mir am Telefon von den Grill-Plänen erzählt und da ich an diesem Tag im Grunde nichts zu tun hatte, packte ich spontan meine Sachen und saß 20 Minuten nachdem ich aufgelegt hatte im Zug nach Hause. Wenn ich mit der Bahn nach Hause fahre, muss ich immer entweder in Dortmund oder in Hamm einmal umsteigen. An diesem Tag war es der Umstieg in Hamm.


Als ich in Hamm aus dem Zug stieg, ging ich nicht direkt zu dem nächsten Gleis, sondern legte meinen üblichen kleinen Umweg in Richtung Toiletten ein. Auf dem Weg dahin saß am Rand ein junger Mann, der die an ihm vorbeilaufenden Reisenden nach Kleingeld fragte. Das einzige Kleingeld, das ich hatte (abgesehen von dem angesammelten Kupfergeld in meinem Portemonnaie) war das 1€-Stück in meiner Hosentasche, das ich brauchte, um die Bahnhofstoilette zu benutzen. Also ging ich, beinahe froh um meine Ausrede, an dem Mann vorbei und weiter zu den Toiletten.


Als ich mich jedoch auf den Rückweg zu den Gleisen machen wollte, hatte ich plötzlich das Gefühl, dass ich diesem Mann helfen sollte. Besser kann ich es leider nicht beschreiben. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es in dieser Situation das Richtige wäre, diesem Mann etwas zu geben. Also ging ich zu ihm und sagte ihm, dass ich zwar kein Kleingeld habe, aber dass ich ihm gerne etwas zu essen oder zu trinken kaufen könne, falls er gerade etwas braucht. Da es ein ziemlich warmer Tag war, bat er mich darum, ihm etwas zu trinken zu kaufen. Also machten wir zwei uns auf den Weg zur Bahnhofshalle.


Ich muss sagen, es ist immer wieder interessant, was für Menschen man auf diese Weise begegnet. Der Mann in Hamm am Bahnhof war wirklich unheimlich freundlich und dankbar. Er hat sich versichert, ob ich tatsächlich genug Zeit dafür hätte, bevor mein Zug kommt und hat sich darüber Gedanken gemacht, wo es für mich wohl am günstigsten wäre, etwas zu trinken zu kaufen. Er hat auf mich gewartet während ich bezahlt habe und wir haben uns noch kurz unterhalten, bevor ich weiter zu meinem Gleis musste.


Als ich danach in den nächsten Zug stieg, war ich dankbar dafür, dass Gott mir gezeigt hatte, wie ich mit der Situation umgehen sollte und zugegebenermaßen auch ein wenig stolz. Denn nicht zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass Gott in einer bestimmten Situation etwas Bestimmtes von mir möchte. Aber an diesem Tag war ich dem Impuls gefolgt, ohne lange nachzudenken.


Gottes Stimme im Alltag


Bevor ihr mich falsch versteht: Mir geht es nicht darum, zu behaupten, dass man immer so handeln sollte und das eine super Aktion war für die ich mir ein virtuelles Schulterklopfen von euch verdient habe. Mir geht es in diesem Beitrag viel mehr darum, was mich dazu bewegt hat, so zu handeln. Denn wie gesagt glaube ich nicht, dass das Gefühl, ich sollte in diesem Moment auf den Mann zugehen, einfach aus mir heraus kam, sondern dass das Gottes Weg war, mir mitzuteilen, was ich in diesem Moment tun sollte.


Kennt ihr nicht auch diese Momente, in denen man einfach an einer Person vorbeigehen möchte, in denen man etwas sagen oder auch lieber nicht sagen möchte, aber man hat plötzlich das Gefühl, dass man genau das Gegenteil tun sollte? Ich glaube, das ist einer der Wege, auf dem wir Gottes Stimme im Alltag hören.


Gottes Stimme ist nicht immer eine Stimme, die grollend vom Himmel herab mit uns spricht oder irgendeine abgefahrene Erfahrung, wie Johannes sie machte, als ihm die Offenbarung - nun ja - offenbart wurde. Ich glaube, Gottes Stimme zeigt sich oft viel simpler und unauffälliger und ist eher wie ein kleiner Schubs in die richtige Richtung, wenn wir ihn im Alltag nötig haben.


Wegen dieser Stimme habe ich schon viele richtige Entscheidungen getroffen und oft richtig gehandelt. Aber noch viel öfter habe ich diese Stimme gehört und sie ausgeblendet und einfach weitergemacht wie bisher. In diesen Momenten habe ich mich bewusst dagegen entschieden, das zu tun, von dem ich wusste, dass es richtig ist. Weil ich das letzte Wort haben wollte, weil ich nicht komisch angeguckt werden wollte oder weil es mir einfach leichter vorkam.


Hören wir wirklich zu?


Ich muss in diesem Zusammenhang immer an eine Buchreihe denken, die ich vor einiger Zeit gelesen habe. Irgendeine kitschige Fantasy-Reihe. (Ich tue an dieser Stelle einfach mal so, als wüsste ich nicht mehr wie sie heißt und als hätte ich sie nicht vor kurzem noch einmal gelesen.) In der Welt, die in den Büchern beschrieben wird, können einige Personen Gedanken lesen. Und schon als Kind lernt man dort, einen imaginären Vorhang in seinem Kopf zuzuziehen um seine Gedanken zu verbergen.


In den Momenten, in denen ich Gottes Stimme höre und versuche sie auszublenden, ziehe ich selber einen ähnlichen Vorhang zu. Jedoch ist der Vorhang bei mir dann kein luftig leichtes Stück Stoff, sondern eher wie der eiserne Vorhang im Theater. Ich wehre mich gegen Gottes Impuls und versuche seine Stimme auszusperren. Aber genau das sollte ich nicht tun.


Ich glaube, wir hören alle immer wieder Gottes Stimme im Alltag. Bei mir ist es als würde mein Bauchgefühl mir genau sagen, was zu tun ist, nur dass es sich weniger wie mein eigenes Bauchgefühl und eher nach Jesu Bauchgefühl anfühlt. Vielleicht geht es einigen von euch auch so und ihr wisst ganz genau, was ich meine, oder aber ihr könnt es überhaupt nicht nachvollziehen, weil sich Gottes Stimme in eurem Leben ganz anders äußert. Aber ganz egal, wie wir sie hören: Wir sollten zuhören und uns ihr gegenüber nicht verschließen.





Wer Ohren hat, der höre! ... und setze es dann auch um


Jakobus warnt uns gegen Ende seines Briefes:

„Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde.“ (Jakobus 4, 17)

Wenn wir Gottes Stimme im Alltag hören, dann sagt sie uns sehr genau, was das "Gute" in der jeweiligen Situation ist. Nur mit Zuhören allein sind wir aber noch nicht vom Haken. Jakobus sagt uns, dass wir es auch tun müssen, wenn wir wissen, was richtig ist. Und ich glaube, das ist fast immer der Fall. Wir haben also keine Entschuldigung dafür, wenn wir uns dagegen entscheiden, auf Gottes Stimme zu hören. Wir hätten es besser gewusst.


Um noch einmal Jakobus zu zitieren:

„Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer“ (Jakobus 1,22)

Auch dieser Ausspruch gilt nicht nur für Dinge, die wir aus Gottes Wort in Form der Bibel lernen, sondern ebenso für die Dinge zu denen uns Gottes Stimme im Alltag aufruft. Wir sollen dieser Stimme nicht nur zuhören, sondern auch entsprechend handeln.


Leider klingt das oft einfacher als es ist, oder? Das könnte man meinen, aber ich glaube an dieser Stelle muss man es ein wenig anders ausdrücken: Es ist tatsächlich einfach, aber wir machen es uns unnötig schwer. Denn alles, was Gott von uns verlangt, ist "ja" zu sagen und dann einfach zu tun, was er von uns möchte. Aber allzu oft finden wir trotzdem tausend Gründe dafür, doch nicht das Richtige zu tun.



Das 10-Sekunden-Prinzip


Also wie können wir besser darin werden, Gottes Worten auch unsere Taten folgen zu lassen? Ich glaube, dabei ist vor allem wichtig, dass wir uns für die Entscheidung nicht zu viel Zeit lassen. Denn gerade, wenn man zu lange nachdenkt, wird die Gefahr immer größer, dass man sich dagegen entscheidet, Gottes Stimme zu folgen. Deswegen möchte ich euch das 10-Sekunden-Prinzip empfehlen. Es gibt ein Buch von Clare de Graaf mit gleichem Namen, durch das ich dieses Prinzip kennengelernt habe und es hat mir schon oft geholfen.


Das Prinzip ist sehr simpel: Man tut einfach als Nächstes das, von dem man ziemlich sicher ist, dass Jesus es möchte – und zwar innerhalb der nächsten zehn Sekunden, bevor man Zeit hat, es sich anders zu überlegen.


Auch wenn ich weiß, dass das, was Gott von mir möchte, gut und richtig ist, fällt es mir manchmal schwer, das auch direkt umzusetzen. Da tut ein bisschen Zeitdruck oft sehr gut. Schließlich muss man als Jesu Nachfolger eben auch dann das Richtige tun, wenn man gerade keine Lust dazu hat (noch eine Weisheit, die ich aus dem Buch gelernt habe).


Also lasst uns trainieren, auf Gottes Stimme zu hören. Lasst uns unsere mentalen Vorhänge, Rollläden und Schiebetüren bewusst offen lassen und nicht verschließen. Lasst uns im Alltag immer wieder nachhorchen und darauf achten, nichts zu überhören, was Gott uns mitteilen möchte. Und vor allem: Lasst uns immer wieder bewusst die Entscheidung treffen, Gottes Stimme zu folgen.


Schließlich ist es eigentlich ganz einfach:


10 … 9 … 8 … 7 … 6 … 5 … 4 … 3 … 2 … 1.


Bis zum nächsten Mal!

Eure Lea

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