Neues Jahr – „neue“ Vorsätze. Wie jedes Jahr, habe ich mir auch dieses Jahr wieder vorgenommen, jeden Tag in der Bibel zu lesen. Und immerhin habe ich bis heute jeden Tag jeden Teil der Tageslese gemacht. Das heißt zwei Teile Altes Testament (im Moment 1. Mose und die Psalmen) und ein Teil Neues Testament (Matthäus). Es hat mir bisher sehr gutgetan und es fallen einem immer wieder neue Dinge auf. Dieses Mal hat mich vor allem Abraham fasziniert. Aber nicht nur, weil er ein Glaubensheld war und auf Gott vertraut hat. Es hat mich eher angesprochen, dass er genauso wie wir Fehler gemacht hat – und Gott war trotzdem die ganze Zeit an seiner Seite.
Abrahams Geschichte beginnt in 1. Mose 12 damit, dass er „umzieht“ – ganz wie Gott es ihm gesagt hatte. Er glaubt und vertraut Gott.
„Da ging Abram, wie der HERR es ihm gesagt hatte, und Lot ging mit ihm. Abram aber war fünfundsiebzig Jahre alt, als er von Charan auszog“. (1. Mose 12,4)
Doch noch im selben Kapitel kommt Abraham nach Ägypten. Er sagt seiner Frau Sara, sie solle behaupten, sie sei seine Schwester. Denn Abraham fürchtet sich, er könne wegen Sara umgebracht werden, da sie sehr hübsch war. So jedoch nimmt der Pharao Sara zur Frau. Und das gefällt Gott offenbar und verständlicherweise überhaupt nicht.
„Doch der HERR schlug den Pharao und sein Haus mit schweren Plagen um Sarais willen, der Frau Abrams.“ (1. Mose 12,17)
Auch der Pharao ist nicht gerade begeistert als er das hört. Abraham tritt also schon ganz am Anfang seiner Geschichte dem Pharao und Gott auf die Füße. Eigentlich ist er super gläubig und vertraut Gott, so sehr dass er einfach aus seinem Vaterland wegzieht, hat dann aber doch Angst davor, die Ägypter könnten ihm etwas antun und Gott würde ihn nicht beschützen. Sehr menschlich irgendwie … Abraham, dieser große Glaubensheld, hatte auch schwache Momente. Doch Gott schien das kaum zu interessieren. Zumindest lesen wir nicht davon, dass Gott Abraham tadelt. Sie machen einfach weiter und haben auch weiterhin eine sehr enge Beziehung zueinander. Gott verspricht Abraham, dass er viele Nachkommen haben wird und Abraham glaubt Gott.
„Fürwahr, das ganze Land, das du siehst, dir will ich es geben und deinen Nachkommen für immer. Und deine Nachkommen will ich machen wie den Staub der Erde. Nur wenn man den Staub der Erde zählen kann, können auch deine Nachkommen gezählt werden. Mach dich auf, zieh durch das Land in seiner Länge und seiner Breite, denn dir will ich es geben. Da brach Abram mit seinen Zelten auf, zog weiter und liess sich nieder bei den Terebinthen von Mamre, die bei Chebron sind, und dort baute er dem HERRN einen Altar.“ (1. Mose 13,15-18)
In Kapitel 15 findet sich dann der wahrscheinlich bekannteste Vers zu Abraham:
„Und er glaubte dem HERRN, und das rechnete er ihm als Gerechtigkeit an.“ (1. Mose 15,6)
Abraham glaubt Gott, dass er noch einen Sohn bekommen wird, obwohl er schon viele Jahre kinderlos war. Da Sara allerdings nach langer Zeit doch nicht schwanger wird, hat sie die Idee, dass Abraham ein Kind mit ihrer Magd Hagar zeugen sollte. Und Abraham ist der Idee scheinbar nicht abgeneigt:
„Und Sarai sprach zu Abram: Sieh, der HERR hat mich verschlossen, so dass ich nicht gebären kann. So geh zu meiner Magd, vielleicht bekomme ich durch sie einen Sohn. Und Abram hörte auf Sarai.“ (1. Mose 16,2)
Im Kapitel davor hat Abraham Gott noch komplett geglaubt, doch jetzt beginnt er wohl zu zweifeln, sonst wäre er vermutlich nicht auf Saras Idee eingegangen. Sara und Abraham müssen allerdings mit den Konsequenzen leben, die ihr Handeln hat, da Hagar etwas übermütig wird.
„Und er ging zu Hagar, und sie wurde schwanger. Und sie sah, dass sie schwanger war; da wurde ihre Herrin gering in ihren Augen.“ (1. Mose 16,4)
Doch auch jetzt wendet Gott sich nicht ab von Abraham. In Kapitel 17 heißt es:
„Als Abram neunundneunzig Jahre alt war, erschien der HERR dem Abram und sprach zu ihm: Ich bin El-Schaddai. Wandle vor mir und sei vollkommen. Ich will meinen Bund stiften zwischen mir und dir und dich über alle Massen mehren.“ (1. Mose 17,1+2)
Gott verspricht Abraham noch einen Sohn von Sara und obwohl Abraham Gott zwei Kapitel zuvor noch bedingungslos glaubte, so hat er jetzt doch Zweifel, dass Gott das wirklich möglich machen kann.
„Da fiel Abraham nieder auf sein Angesicht und lachte. Er sagte sich: Können einem Hundertjährigen noch Kinder geboren werden, und kann Sara, eine Neunzigjährige, noch gebären?“ (1. Mose 17,17)
Nachdem Gott sein Versprechen allerdings noch mal bekräftigt, vertraut Abraham wieder darauf, dass für Gott alles möglich ist.
In Kapitel 20 wiederholt sich die Begebenheit, die sich schon mit dem Pharao zugetragen hat. Abraham lässt sich in Gerar nieder und behauptet erneut, Sara sei seine Schwester. Wie der Pharao nimmt Abimelech Sara zur Frau und Gott ist nicht begeistert davon. Doch Abraham hatte wieder Angst er könne um Saras Willen umgebracht werden.* Dem ganzen setzt er dann noch die Krone auf als Abimelech ihn fragt, warum Abraham ihm das angetan hätte. Abraham antwortet daraufhin nämlich Folgendes:
„Auch ist sie wirklich meine Schwester, die Tochter meines Vaters, nur nicht die Tochter meiner Mutter. So konnte sie meine Frau werden.“ (1. Mose 20,12)
Es ist irgendwie so unfassbar menschlich, erst etwas falsch zu machen und dann auch noch eine gute Entschuldigung dafür finden zu wollen. Dabei hat Abraham Gott ja auch schon so oft geglaubt und vertraut. Zwei Kapitel weiter hätte Abraham sogar seinen einzigen Sohn für Gott geopfert.
Es ist echt ein Hin und Herr mit Gott und Abraham bzw. mehr mit Abraham. Gott ist stets mit ihm. Egal was Abraham sagt oder tut. Es hat mich einfach sehr erstaunt und auch ein wenig beruhigt, dass Abraham, der immer als Glaubensheld und -vorbild gefeiert wird, auch Fehler gemacht hat und nicht perfekt war. Auch bei ihm war es ein ganz schönes Auf und Ab. Mal stand er voll und ganz zu Gott und dann hatte er wieder schwache Momente. Aber Gott ist immer da. Und solange wir uns wieder Gott zuwenden, wird er auch nicht von unserer Seite weichen – egal was für ein Auf und Ab uns gerade beschäftigt.
„Der HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein rettender Held, voller Freude frohlockt er über dich, in seiner Liebe schweigt er, mit Begeisterung jubelt er über dich.“ (Zefanja 3,17)
Eure Lisa ♥
* Verrückterweise handelt Isaak in 1. Mose 26 ganz genauso! Auch er gibt Rebekka als seine Schwester aus …
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