Geht es euch auch manchmal so: Ihr befindet euch in einem Moment, in dem ihr erfüllt seid von Dankbarkeit – für das, was Gott euch geschenkt hat, indem er etwas für euch möglich gemacht oder wovor er euch bewahrt hat? Oft kommen dankbare Gedanken auf, aber dann werden sie vielleicht schon wieder von der nächsten Herausforderung oder dem nächsten Problem, das gelöst werden muss, überschattet. Aber manchmal – und bei mir besonders oft, seit ich während der Pandemie etwas mehr Luft habe, als sonst – habe ich Zeit, mir über gewisse Dinge näher Gedanken zu machen, sie zu hinterfragen oder festzustellen, dass es tatsächlich ein Geschenk Gottes an mich gewesen ist. Das Geschenkpapier und die Schleife ist mir aber erst im Nachhinein aufgefallen, nachdem ich sie zunächst achtlos in die Ecke geworfen habe, um an das Geschenk heranzukommen.
In solchen Momenten der Erkenntnis trifft mich dann fast der Schlag und ich werde erfüllt von einer solchen Dankbarkeit, dass ich Gott unbedingt etwas zurückgeben möchte, um ihm zu zeigen, wie sehr ich mich über sein Geschenk gefreut habe.
Nur ... was könnte Gott gebrauchen? ;-)
Vom menschlichen Miteinander weiß ich, dass Zeit das wertvollste Geschenk ist, welches ich einem anderen Menschen geben kann: Gemeinsam verbrachte Momente, ungeteilte Aufmerksamkeit, seinem Gegenüber ganz zur Verfügung stehen und aufmerksam zuhören, was er oder sie erzählt.
Auch wenn Gott natürlich in unsere Herzen sehen kann und weiß, wie sehr wir uns über das Geschenk gefreut haben und wie dankbar wir ihm sind, bin ich mir sicher, dass es nie schadet, es ihm auch „persönlich” zu erzählen. Oft teile ich es ihm kurz in Gedanken im Rahmen eines Stoßgebetes mit, wenn ich zum Beispiel gerade beim Autofahren bin, es aber unbedingt jetzt loswerden möchte.
Wenn ich etwas mehr Zeit und die Möglichkeit dazu habe, schließe ich vielleicht die Augen und danke Gott in einem etwas längeren Gebet. Ich bin mir sicher, dass sich Gott genau so über eine „Kontaktaufnahme” freut, wie unsere Familie oder Freunde.
Und ich denke, gleichzeitig hilft es auch uns, wenn wir uns daran gewöhnen, dass wir jederzeit mit Gott (immerhin dürfen wir ihn Vater nennen (Matthäus 6,9)!) in Kontakt treten können. Nicht nur vor den Mahlzeiten oder am Sonntag zum Gottesdienst ;-)
Doch kann das schon alles gewesen sein, was wir Gott „Gutes tun” können?
In Matthäus lesen wir Folgendes:
„›Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet. Nehmt Gottes Reich in Besitz, das er seit Erschaffung der Welt als Erbe für euch bereithält! Denn als ich hungrig war, habt ihr mir zu essen gegeben. Als ich Durst hatte, bekam ich von euch etwas zu trinken. Ich war ein Fremder bei euch, und ihr habt mich aufgenommen. Ich hatte nichts anzuziehen, und ihr habt mir Kleidung gegeben. Ich war krank, und ihr habt für mich gesorgt. Ich war im Gefängnis, und ihr habt mich besucht.‹ Dann werden sie, die nach Gottes Willen gelebt haben, fragen: ›Herr, wann bist du denn hungrig gewesen, und wir haben dir zu essen gegeben? Oder durstig, und wir gaben dir zu trinken? Wann warst du als Fremder bei uns, und wir haben dir Gastfreundschaft gewährt? Und wann hattest du nichts anzuziehen, und wir haben dir Kleider gebracht? Wann warst du denn krank oder im Gefängnis, und wir haben dich besucht?‹ Der König wird ihnen dann antworten: ›Das will ich euch sagen: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan!‹” (Matthäus 25,34-40)
Was wir für unsere Mitmenschen tun, tun wir auch für Jesus. Und da Jesus Gottes rechte Hand und sozusagen „eines Sinnes” mit ihm ist (Johannes 17,21 und Apostelgeschichte 7,55), kann man davon ausgehen, dass wir somit auch für Gott tun, was wir für unsere Mitmenschen tun. Man kann Gott also nichts wirklich Gutes tun, aber dafür unseren Mitmenschen. Und das ist so, als würde man Gott etwas Gutes tun.
Das macht es einerseits leicht, andererseits aber auch super schwierig! Denn wie viel lieber würde ich einfach demjenigen etwas zurückgeben, der mir etwas geschenkt hat, anstatt jemand anderem – oder womöglich noch jemandem, den ich eigentlich gar nicht mag, jemandem, der immer gemein zu mir gewesen ist, der es also gar nicht verdient!
Doch verdienen wir unsere Geschenke immer? Wie oft machen wir etwas falsch, sind ungeduldig oder aufbrausend anderen Menschen gegenüber? Wenn man sich das einmal vor Augen hält, fällt es vielleicht leichter, anderen etwas Gutes zu tun, auch wenn sie es (aus menschlicher Sicht) vielleicht gar nicht verdient haben.
Mit dieser Einstellung habe ich jetzt einen Anhaltspunkt, wohin ich mit meiner Dankbarkeit gehen kann. Und sei es nur, dass ich auf der Straße jemanden anlächle, dem Kassierer einen wunderschönen Tag wünsche, jemandem die Tür aufhalte oder den Vortritt lasse.
„Ihr seid das Licht, das die Welt erhellt. Eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet ja auch keine Öllampe an und stellt sie dann unter einen Eimer. Im Gegenteil: Man stellt sie auf den Lampenständer, so dass sie allen im Haus Licht gibt. Genauso soll euer Licht vor allen Menschen leuchten. Dann werden sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen” (Matthäus 5,14-16)
Die oben genannten Beispiele werden nicht gleich dazu führen, dass mein Gegenüber erkennt, dass ich dies aus Dankbarkeit Gott gegenüber getan habe. Doch ich bin davon überzeugt, dass Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Liebe ansteckend sein können. Und ein Licht zu entzünden, um die Nacht ein bisschen heller zu machen, ist definitiv immer gut, egal, welche Motivation dahinter steckt.
Folgendes Video zeigt viele kleine „Lichter” im Alltag: https://www.youtube.com/watch?v=nwAYpLVyeFU
Macht mit und seid auch ein Licht in dieser Welt :)
Eure Hannah-Mi
Gelegentliche Gastbeitrag-Schreiberin, hat grundsätzlich eine positive Einstellung, mag tiefsinnige Gespräche, liebt es, zu lachen, fühlt sich Gott in der Natur am nächsten, teilt die Ansicht 'Gemeinschaft ist trotz Unterschiede möglich' und lebt mit Mann und 2 Katzen in Schottland.
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