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Guten Montag! Heute gibt es von mir eine kleine (oder eher große?) Empfehlung, gepaart mit einem Gedanken, der daraus hervorgegangen ist und der mich in den letzten Tagen sowohl beschäftigt als auch sehr beruhigt hat.

 

Dieser Blog wird von sehr vielen unterschiedlichen Menschen mit ganz verschiedenen Hintergründen gelesen. Das genaue Ausmaß dieser Unterschiedlichkeit kann ich nicht einmal benennen – denn leider kenne ich viele unserer „treuen Leser“ gar nicht persönlich. Aus Gesprächen mit den wenigen, die ich kenne, kann ich aber sagen, dass wir ein ziemlich buntes Publikum erreichen. Da gibt es so ziemlich alles von der lebenslangen leidenschaftlichen Bibelstudentin bis zum interessierten Agnostiker, der einfach mal lesen möchte, wie andere Menschen mit ihrer Brille so auf die Dinge des alltäglichen Lebens blicken.

 

Fast so unterschiedlich wie unsere Leser sind auch unsere Beiträge. An einem Montag liest man von einer netten Begegnung im Supermarkt, am nächsten werden verschiedene Bedeutung einzelner Worte aus dem griechischen oder hebräischen Urtext der Bibel seziert. Und da kann es auch schon mal vorkommen, dass sich diejenigen von euch, die nicht sooo tief in der Materie „Bibel“ stecken, etwas abgehängt fühlen. Natürlich versuchen wir das nach bestem Bemühen zu vermeiden. Manchmal steckt man dann aber doch so tief in der eigenen Blase, dass einem durchrutscht, dass bestimmte Details oder Begebenheiten aus den biblischen Texten nicht jedem unbedingt geläufig sind.

 

Ich habe selbst einige Freunde, die unseren Blog ab und zu lesen und für die das Buch mit den sieben Siegeln nicht nur in der Bibel auftaucht, sondern die ganze Bibel sprichwörtlich eins ist. Und es ist wahr: Der dicke Wälzer mit seinen 66 einzelnen und jeweils teils wiederum recht dicken Büchern kann ganz schön einschüchternd wirken! Wie nützlich wäre es da, wenn es einen Weg gäbe, sich schnell mal einen Überblick über einzelne Teile der Bibel zu verschaffen mit einer knackigen Zusammenfassung und Interpretations-Vorschlägen für die wichtigsten Aussagen?

 

Genau darum geht es in meiner heutigen Empfehlung. Denn wie es im Internet oft der Fall ist: Mein „Problem“ hatten schon andere vor mir. Daraus entstanden ist ein multimediales Projekt mit dem einfachen und treffenden Namen BibleProject (deutsch: Bibelprojekt). Auf der Website (https://bibleproject.visiomedia.org/) sowie u.a. auf dem YouTube-Kanal (https://www.youtube.com/channel/UCMvmlvKoZV0vcM2kjLwOAbQ) vom BibleProject findet man inzwischen viele verschiedene Materialien, die sich alle zur Aufgabe gemacht haben, kurze Übersichten, Zusammenfassungen und einfache Auslegungen zu Themen der Bibel zu liefern. Im Kern steht das Anliegen, jedes Buch der Bibel in einem einseitigen Plakat zusammenzufassen und dieses in Video- oder Printform mit einem leicht verständlichen Begleittext zu versehen. Das Plakat und der Text erläutern dabei einerseits die Hintergründe und den Kontext jedes Buchs, zeigen aber gleichzeitig auch auf, wie sich ein roter Faden durch alle Bücher der Bibel zieht und dieses einmalige, aber auch unglaublich diverse Buch zusammenhält.

 


Die Videos können ein super Einstieg sein für jemanden, der mit der Bibel weniger vertraut ist. Aber mal unter uns: Mir helfen sie genauso! Auch wenn ich schon seit vielen Jahren die Bibel lese, ist es für mich manchmal nicht weniger schwierig, bei den teils sehr umfangreichen und verworrenen Handlungen, noch den Überblick innerhalb eines Buchs zu behalten. Und auch die Hintergrundinfos zu den einzelnen Büchern sind oft Gold wert, um überhaupt richtig einordnen zu können, was man liest.

 

Ein aktuelles Beispiel ist für mich das Buch Hiob. Ich habe das Buch schon mehrmals gelesen, sogar einmal im Rahmen des „Reli“-Unterrichts in der Schule. Daher weiß ich, dass ein zentrales Thema in Hiob die Frage ist, warum Dinge in der Welt so passieren, wie sie passieren. Dass das eine allzeit aktuelle Frage für viele Menschen ist, ist denke ich allgemein bekannt. Dabei kann es dem Einzelnen um Krankheiten gehen („Warum ist genau diese Person plötzlich unheilbar krank?“) oder um das Weltgeschehen („Warum passiert das, was ich in den Nachrichten höre?“) oder um ganz persönliche Erlebnisse – zumeist negativer Art („Warum passiert ausgerechnet mir das?“).

 

Da ich also wusste, dass das Buch Hiob genau solche Fragen beleuchtet und ich mir kürzlich (mal wieder) genau eine solche Frage gestellt habe, nahm ich mir vor, noch einmal neu durch das Buch zu gehen und mir die Antwort-Vorschläge für diese schwierigen Fragen anzuhören. Leider hat der Autor des Buchs Hiob die Antworten auf meine Fragen aber nicht gerade als kleines A5 Handout in Stichpunkten zusammengefasst, sondern im Gegenteil, in langen Dialogen und in mir im 21. Jahrhundert teils rechts fremder Bildsprache ausgeführt. Das ist für einen digital native, der zwar nicht auf TikTok unterwegs ist, zumindest aber schon mal einen Instagram-Account hatte und ab zu gerne YouTube Shorts schaut, natürlich eine harte Nuss.

 

Deshalb muss ich wohl zugeben, dass es durchaus ein bisschen Faulheit war, als ich neulich die YouTube-App öffnete und nach dem BibleProject Video zu Hiob suchte. So fragwürdig meine Beweggründe waren, so informativ und anregend war hingegen das Video, das ich mir die nächsten 11 Minuten ansah (na immerhin kann ich noch Videos gucken, die länger als eine Minute gehen …). Hier einmal der Link zum Video für euch: https://bibleproject.visiomedia.org/videos/hiob/

 

Natürlich kann so ein Video nicht das Lesen von 42 Kapiteln ersetzen und das soll es auch nicht. Ich bin sogar nach dem Video noch motivierter als vorher, selbst noch einmal alles im Detail nachzulesen. Das Video hat mir sehr geholfen schon einmal vorab die Struktur der Reden von Hiob, Hiobs Freunden und nicht zuletzt Gott zu verstehen. Und es hat mir schon jetzt eine Idee davon vermittelt, was am Ende die Antwort auf Hiobs und damit auch auf meine „Warum?“-Fragen sein könnte. Dazu ein paar Gedanken:

 

Die Macher des BibleProject-Videos schlagen vor, dass Gottes Antwort auf Hiobs Fragen (und Vorwürfe) im Grunde ganz schlicht und einfach folgende ist: Ich verstehe deinen Unmut, aber die Antwort auf dein „Warum?“ ist zu kompliziert, als dass du sie verstehen könntest. Gott gibt also gar keine richtige Antwort, weder auf Hiobs noch auf meine Fragen. Ganz schon ernüchternd, oder?

 

Ich finde: Überhaupt nicht! Ganz im Gegenteil: Mir ist, als ich das gehört habe, sogar ein großer Stein vom Herzen gefallen. Vielleicht kennt ihr dieses Gefühl, das man „Weltschmerz“ nennt. Ich habe das in letzter Zeit immer öfter. Ich gucke auf die Welt und verstehe einfach nicht, warum bestimmte Dinge passieren. Noch dazu sehe ich so viele Umstände, die immer und immer schlimmer werden. Das kann ganz schön belastend sein, selbst für einen Christen, der darauf hoffen darf, dass Gott am Ende eine wunderbare Lösung für alles hat.

 

Ja, ich hoffe darauf, dass Gott alles richten wird. Trotzdem wünsche ich mir manchmal konkrete Antworten auf drängende aktuelle Fragen – am liebsten natürlich ganz einfache Antworten. Aber das ist ein Phänomen, das wir bei vielen Menschen aktuell beobachten können und das leider einen großen Beitrag dazu leistet, dass sich viele zu sehr extremen Positionen hingezogen fühlen. Das sind die Ecken der Gesellschaft, wo es die vermeintlich einfachen Antworten gibt. Nur leider fehlt diesen einfachen Antworten oft diese eine Sache, die alles andere als einfach und sogar unendlich komplex und irrational ist, aber für mich als Christen die Essenz von jeder Antwort sein muss: Liebe.

 

Macht es mich also wütend, wenn der Gott, an den ich glaube, mir meine „Warum?“-Fragen nicht beantwortet, sondern nur darauf verweist, dass ich die Antwort eh nicht verstehen könnte? Nein, im Gegenteil. Es gibt mir Ruhe und es nimmt eine ungeheure Last von mir, zu wissen, dass ich mich um diese großen und existenziellen Fragen und Problem nicht allein kümmern muss, ja gar nicht kümmern kann, dass es aber gleichzeitig einen Gott gibt, der all das überblickt, der sich kümmert und von dem ich weiß, dass er in allen Dinge genau das im Auge behält und anwendet, was ich für mich als das allerwichtigste erkannt habe: Liebe.

 

Vielleicht ist diese Gefühl von Leichtigkeit, das mir das BibelProject-Video zu Hiob gegeben hat für den ein oder anderen komplett unverständlich. Für mich ist es aber so: Tag für Tag sehe ich die klügsten Köpfen und mächtigsten Menschen der Welt um den Fortbestand ebendieser ringen. Mit welchem Ziel? Sie fahren das Ding frontal gegen die Wand. Und wenn ich „sie“ sage, dann meine ich „wir“, denn ich bin genauso ein Teil davon. Würde ich also all meine Hoffnung in Menschen und in letzter Instanz in mich selbst setzen und würde ich nüchtern auf die Entwicklung der Welt blicken, dann würde ich in Angst und Verzweiflung untergehen.

 

Es kann also in meinen Augen gar nicht anders sein, als dass es jemanden mit viel, viiieel größerem Überblick, mit ganz anderen Möglichkeiten und mit wirklich aufrichtigen Absichten braucht, um das Steuerrad noch herumzureißen. Und da ist es doch wunderschön, dass genau dieser jemand zu mir sagt: Lass mal gut sein und vertrau mir – ich hab das im Griff!

 

So viel also zu meiner Empfehlung und zu einem sehr beruhigenden Gedanken, der für mich daraus hervorgegangen ist. Mal schauen, was ich noch alles finden werde, wenn ich in den nächsten Tagen noch mal selbst durch das Buch Hiob stöbere. Auf jeden Fall war das BibleProject-Video für mich in vielerlei Hinsicht ein sehr hilfreicher kleiner Helfer. Guckt doch selbst mal rein, wenn ihr das nächste Mal vor der für euch vielleicht sehr großen Hürde steht, euch mit einem Buch der Bibel zu beschäftigen. Vielleicht gibt es euch den nötigen anfänglichen Überblick – über die kleinen Dinge. Den großen Überblick müssen wir gar nicht haben, den hat jemand anderes und das reicht😉

 


Gottes Segen und bis zum nächsten Mal!

Euer Daniel

 

Foto von David Tran auf Unsplash

 

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